Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Silvia Thurner · 30. Mai 2014 ·

Ein musikalisches Highlight– Der Cellist Kian Soltani und der Pianist Aaron Pilsan spielten bei der Schubertiade Hohenems ein Konzert der Sonderklasse

Die Schubertiade Hohenems bot den beiden Vorarlberger Musikern Kian Soltani und Aaron Pilsan ein Podium für ein Kammermusikkonzert, das zu einem herausragenden Ereignis wurde. Gemäß dem Leitgedanken „Schubert und Frankreich“ präsentierten sie eine für sie passende Werkauswahl mit Kompositionen von Schumann und Schubert sowie Francis Poulenc und Cesar Franck. Beide Musiker boten in den Werkdeutungen ein Höchstmaß an Virtuosität und sie musizierten mit einer Freude, die die Menschen im voll besetzten Markus-Sittikus-Saal glücklich machte.

Der Pianist Aaron Pilsan aus Dornbirn und der Cellist Kian Soltani aus Bregenz stehen am Start einer internationalen Karriere. Beide sind um die zwanzig Jahre alt und studieren in Meisterklassen. Wo immer sie auftreten ziehen sie die Zuhörenden in ihren Bann. So auch bei ihrem ersten gemeinsamen Auftritt im Rahmen der Schubertiade Hohenems. Dort war es besonders spannend zu erleben, wie  sich Kian Soltani und Aaron Pilsan als Kammermusikpartner verstehen und die Werkdeutungen anlegen.

Geistreich und humorvoll


In allen vier dargebotenen Kompositionen kristallisierten sie ihre individuellen Qualitäten heraus. Spieltechnisch schienen den beiden keine Grenzen gesetzt und musikalisch bewegten sie sich auf einem derart hohen und geistreichen Niveau, dass man ihnen jeden Ton und jede musikalische Geste glaubte. Nichts wirkte aufgesetzt oder gekünstelt, sondern aus einem durchdachten musikalischen Verständnis heraus entwickelt. Ihre Spielfreude, das Gefühl für die Ausdrucksgehalte der Musik, gespickt mit einer guten Portion Humor und einem individuellen Gespür für Akzente wirkten authentisch.

Mit viel Kontakt zueinander musiziert


Zurückhaltend und mit einer fein aufeinander abgestimmten Pianokultur musizierten Kian Soltani und Aaron Pilsan zuerst Robert Schumanns Fantasiestücke op. 73. Sie waren „ganz Ohr“ für- und beieinander und entfalteten die Musik bis ins Detail aufeinander bezogen und mit einem lockeren Erzählfluss. Als gleichberechtigte Partner gingen sie sehr bewusst aufeinander ein und gaben sich gegenseitig Raum. Das Miteinander war in vielen Passagen nachvollziehbar, besonders in Erinnerung blieben die federnd aufspringenden Motive im dritten Satz.

Ab und zu stellte sich jedoch der Eindruck ein, dass sich die Timbres des Cellos und des Bösendorfer Flügels in den Mittellagen sehr ähnlich waren, so dass die Eigenständigkeit der Linienführungen mitunter etwas ineinander „verwischt“ wurde.

Stilkritik hervorragend herauskristallisiert


Ein besonderer Genuss war die humorvolle Darbietung von Francis Poulencs Sonate für Violoncello und Klavier. Kian Soltanis Ausdrucksvielfalt und seine Art, auf dem Instrument zu singen, kamen eindrücklich zur Geltung. Fragen und Antworten, Späße und Kommentare lieferten sich die beiden Musiker und verliehen jedem Ton seinen eigenen Wert im Gesamtgefüge. Große Gesten und theatralische Steigerungen sowie dynamische Akzentuierungen formten Kian Soltani und Aaron Pilsan höchst geistreich. Und wenn man weiß, dass sich Francis Poulenc mit dieser Stilistik über die schwülstige spätromantische Musik lustig gemacht hatte, wurde die Art der Darbietung zu einem sehr amüsanten Vergnügen.

Singendes Violoncello


Die Werkfolge war zwischen den Polen von Spannung und Entspannung hervorragend austariert. „Du bist die Ruh“ (D776), „An die Musik“ (D547) und „Der Wanderer“ (D493) von Franz Schubert boten Kian Soltani und Aaron Pilsan dar und man hätte ihnen noch lange zuhören wollen, so schön artikulierte der Cellist den Sprachfluss der Lieder. Gleichzeitig lenkte Aaron Pilsan mit seiner sensiblen Spielart als Liedbegleiter die Aufmerksamkeit auf sich.

Schillernde Klangfarbenspiele


Cesar Francks Sonate für Violine und Klavier in A-Dur interpretierten die beiden mit Violoncello und Klavier. Wenngleich ich die Version für Violine und Klavier bevorzuge, kamen die Qualitäten in der Interpretation von Kian Soltani und Aaron Pilsan gut zum Ausdruck. Auch in der dunkleren Färbung mit dem Violoncello verströmte das berühmte Werk eine große Ausstrahlungskraft. Bewundernswert versahen die beiden das anspruchsvolle Werk mit zahlreichen Höhepunkten wie beispielsweise der Steigerung und Beschleunigung am Ende des zweiten Satzes. Im Finalsatz führten Transformationen in unterschiedliche harmonische Felder, brillant modellierten die Musiker die Klangfärbungen und tonalen Charakteristika.

Tradition und Gegenwart


Mit dem amüsanten Werk „New York Honk“ von Thomas Demenga bedankten sich Kian Soltani und Aaron Pilsan für den jubelnden Applaus der ZuhörerInnen. So stellten sie sympathisch unter Beweis, dass sie mitten im Leben stehen und ihnen die zeitgenössische Musik ebenso selbstverständlich ist wie die Tradition.