Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Peter Füssl · 13. Mai 2012 · CD-Tipp

Wolfgang Muthspiel: vienna naked

Jene technische, aber nie blutleere Perfektion und das untrügliche Gespür für Ästhetik, das den Gitarristen Wolfgang Muthspiel auszeichnet, charakterisiert ihn nun erstmals auch als Sänger.

Er hat sich vierzehn Songs auf den Leib getextet und geschrieben, die an Abwechslungsreichtum nichts zu wünschen übrig lassen – öfters im Stil folkigen Singersongwritings, dann wieder gepaart mit klassisch-romantischer Fingerfertigkeit als perfekt inszenierte Kunstlieder, zwischendurch auch mal packend rockig auf der E-Gitarre („Empty House“, „Change“). Als Einflüsse nennt Muthspiel etwa Joni Mitchell, die Beatles, Bob Dylan, The Police, Leonard Cohen oder Prince, er geht aber durchaus eigenständige Wege. Seine klare, kräftige und doch auch eine gewisse Verletzlichkeit ausstrahlende Stimme umrahmt und umspielt der Gitarrist Muthspiel mit jenem virtuosen Einfallsreichtum, mit dem er früher beispielsweise auch die Songs von Rebekka Bakken in eine andere musikalische Liga katapultiert hat. Dabei geht er nicht etwa schön brav der Wand lang, sondern sucht sich durchaus auch etwas gewagtere Wege. Es ist ein mutiges, ein ehrliches Album geworden – ein Mann, seine Stimme und seine Gitarre(n). „Naked“ – und nackt steht ihm gut!     
(Material Records/Vertrieb: www.lotusrecords.at)


Konzerttipp: Wer diese Songs live hören will, muss sich noch ein bisschen in Geduld üben. Am 27. Dezember wird Wolfgang Muthspiel „vienna naked“ am Dornbirner Spielboden präsentieren, prominent unterstützt durch den brasilianischen Gitarristen/Perkussionisten/Sänger Alegre Corrêa und den in Paris lebenden afrikanischen Bassisten und Sänger Alune Wade.