Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Peter Füssl · 27. Mär 2012 · CD-Tipp

Tim Berne: Snakeoil

Bloodcount, Big Satan, Miniature, Caos Totale oder Hard Cell hießen die bislang wichtigsten Band-Projekte des eigenwilligen New Yorkers Tim Berne – Bandnamen, die zugleich auch Programm waren. Wilder, hochenergetischer Avantgarde-Jazz ist das Markenzeichen des gleichermaßen technisch exzellenten wie unorthodoxen Altsaxophonisten, der stets auch auf der Suche nach ausgefallenen Kombinationsmöglichkeiten für Komponiertes und Improvisiertes ist.

Wer nun befürchtet hat, Tim Berne habe sich für sein Label-Debut auf ECM domestizieren lassen, darf beruhigt aufatmen. Die sechs Titel führen zwar mitunter in kammermusikalische Dimensionen, lassen aber keineswegs den gewohnten Biss und die notwendigen Kanten und Ecken vermissen. Oscar Noriega auf Klarinette und Bassklarinette, Pianist Matt Mitchell und Drummer/Perkussionist Ches Smith erweisen sich als ideale Wegbegleiter durch dieses spannende Labyrinth aus lyrischen Passagen, vertrackten Einwürfen und freien Improvisationen. „Snakeoil“ war ja die Bezeichnung für das von Wunderheilern und Quacksalbern im Wilden Westen mit betrügerischen Absichten verkaufte Wundermittel gegen jegliche Art von Beschwerden. Tim Bernes „Snakeoil“ ist aber ganz sicher keine Mogelpackung und hilft mit absoluter Gewissheit gegen alle mit musikalischer Langeweile irgendwelcher Art verbundenen Leiden.
(ECM/Vertrieb: www.lotusrecords.at)