Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Peter Füssl · 11. Jun 2012 · CD-Tipp

The ACT Jubilee Concert

Rund 350 Veröffentlichungen in 20 Jahren hat Siggi Loch auf seinem Münchner Jazzlabel ACT vorgelegt, darunter viele Meilensteine des europäischen Jazz, dem er damit endgültig zur Weltgeltung verholfen hat. Loch hat dabei auch ein hervorragendes Gespür als Talente-Scout bewiesen und viele heutige Stars erst so richtig ins Rampenlicht gebracht. Dementsprechend hochklassig war die Jubiläumsband besetzt, mit der das Label im Februar im Rahmen einer Kurztournee in einigen deutschen Städten feierte. Der in der Hamburger Laeiszhalle mitgeschnittene Abend liegt nun als Doppel-CD vor und lässt hinsichtlich Abwechslungsreichtum, muskalischer Brillanz und hörbarer Spiellaune nichts zu wünschen übrig.

Unter der Leitung des schwedischen Top-Posaunisten und Sängers Nils Landgren trafen sich der in Paris lebende, engergiegeladene Gitarrist Nguyên Lê, der 1992 als erster Musiker bei ACT unterschrieben hatte, der vielbeschäftigte deutsche Drummer Wolfgang Haffner, der virtuose schwedische Kontrabassist und Komponist Lars Danielsson und die ausdrucksstarke dänische Sängerin Caecilie Norby, allesamt aus der ersten Generation der Labelkünstler, die heute auf dem Zenit ihres Könnens stehen. Etwas jünger ist der polnische Klaviervirtuose Leszek Możdżer, sozusagen ein Verbindungsglied zu den Youngsters: dem experimentierfreudigen deutschen Pianisten Michael Wollny, der französischen Baritonsaxophonistin Céline Bonacina und dem finnischen Trompeter Verneri Pohjola. Die neun Virtuosen finden in den unterschiedlichsten Kombinationen zueinander, wobei es die Duos besonders in sich haben, etwa Możdżer/Danielsson mit einem zündenden „Pasodoble“, Możdżer/Wollny mit einem mitreißenden Tasten-Feuerwerk oder Nguyên Lê/Danielsson mit einer gefühlvollen Interpretation des Hendrix-Klassikers „Little Wing“. Obwohl das breite stilistische Spektrum des jublierenden Labels sich auch in diesem Konzert widerspiegelt – von der wunderschönen gefühlvollen Ballade, über in die Beine gehenden Funk bis zum fünfzehnminütigen, naturgemäß rockorientierten „Purple Haze“-Wahnsinnsfinale –, wirkt das ganze Konzert dennoch wie aus einem Guss und nicht wie eine zusammengestoppelte Nummernrevue. Schön auch, dass einer der Superstars des Labels, der vor vier Jahren tödlich verunglückte Pianist Esbjörn Svensson wenigstens durch zwei seiner Kompositionen – „Dodge The Dodo“ und „Love Is Real“ – präsent sein konnte.
(ACT/Vertrieb: www.rottensteiner-pr.at)