Filippa Gojo: vertraum
Dabei geht Filippa Gojo weit über das hinaus, was traditionellerweise unter einer „Sängerin“ verstanden wird – will man sie verorten, fallen einem Namen wie Lauren Newton, Sidsel Endresen, Urszula Dudziak oder Jay Clayton ein. Denn es ist der völlig unorthodoxe und unbeschwerte Zugang zur Vokalkunst der längst in der regen Kölner Jazzszene verankerten Sängerin, der die Solo-Produktion „vertraum“ zu einem exzellenten kleinen Selbstportrait macht. Da gibt’s nur ein bisschen Daumenklavier, Shrutibox oder Spieluhr als Begleitung, der Rest ist Stimme pur - an technischen Fähigkeiten ebenso reich wie an emotionalen Ausdrucksformen, lustvoll, verspielt, verträumt, ohne Netz und doppelten Boden. Den Standard „Lazy Afternoon“, ein vertontes Kaspar Hagen-Gedicht oder den Ulrich Gabriel-Klassiker „Do mo trinkt bloach osom Bach“ fügt Gojo durch ihre eigenwilligen Interpretationen nahtlos in ihre Eigenkompositionen ein, die einen weiten Bogen von eher konventionell Liedhaftem über witzige Laut- und Sprachspielereien bis zu gewagteren vokalen Experimenten beschreiben. Wobei man sicher davon ausgehen darf, dass der von ihr gerne eingesetzte Vorarlberger Dialekt jenseits der Bodenseeregion zusätzlich einen höchst exotischen Anstrich hat. „Vertraum“ verzaubert, verführt zum Lachen, geht unter die Haut – man muss kein Prophet sein, um vorauszusagen, dass man von Filippa Gojo noch viel hören wird!
(Ajazz)