Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Peter Füssl · 26. Aug 2015 · CD-Tipp

Ezra Furman: Perpetual Motion People

„Can I sleep in your brain“ fragt der 29-jährige Ezra Furman, der möglicherweise schrillste Paradiesvogel im derzeitigen Indie-Pop-Getriebe, höflich. Ja, lassen wir ihn rein, denn das wird lustig, auch wenn’s traurig ist. Denn nur selten werden heutzutage die Gefühle von Verlorenheit, von Nicht-dazu-Gehören, von sinnlos selbstverliebt-verzweifelter Selbstbespiegelung in solch witzige Texte verpackt und mit einem dermaßen lustvollen musikalischen Spektakel hinterlegt.

Die 13 Songs von Furmans sechstem Album (drei mit den Harpoons, drei solo) sind ein rauschhaftes Durch- und Ineinander von Doo-wop und Punk, Sixties-Pop, Rock’n’Roll und Songwriting, Saxophoneskapaden, in die Magengrube hineinwummerndem Bass und Barpianogeklimper. Im Minirock und mit knallrot geschminkten Lippen fordert der rastlos aufgekratzte Transgender-Star die sogenannte Mehrheitsgesellschaft, in die er partout nicht hineinpassen will, heraus und schleudert ihr Irres und Wirres um die Ohren wie „Death is my  former employer, Death is my Tom Sawyer“ oder „Makin’ the rounds in my five dollar dress, I can’t go home tough I’m not homeless, I’m just another savage in the wilderness“ oder „There’s nothing happening and it’s happening too fast“ oder „It’s fine being drunk on the weekend, but it’s finer being drunk all week“. Das mag hintergründig, tiefsinnig oder einfach gaga sein, es stößt jedenfalls dies- und jenseits des Atlantiks auf Begeisterung, und „Perpetual Motion People“ könnte Ezra Furmans endgültigen Durchbruch in die Top-Liga bedeuten. Eine nette Wendung des Schicksals für jemand, der, wie er selber schreibt, als Teenager immer glaubte, mit 17 zu sterben und dann traumatisiert war, als er mit 18 noch lebte. (Bella Union)

Konzert-Tipp: Ezra Furman & The Boyfriends gastieren am 10.11., 20.30 Uhr am Spielboden Dornbirn. www.spielboden.at