Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Silvia Thurner · 15. Mai 2020 · Aktuell

Festspielsaison 2020 abgesagt - Wie wird sich das anfühlen, wenn keine Bregenzer Festspiele stattfinden?

Die Befürchtungen der vergangenen Wochen und Tage haben sich heute bestätigt. Die Vorgaben, die die Bundesregierung im Hinblick auf Kulturveranstaltungen für die Sommermonate verlautbart hat, zwingen die Bregenzer Festspiele zu einer Absage für das Jahr 2020. Die wichtigsten Aufführungen, wie „Rigoletto“ am See, „Nero“ im Festspielhaus sowie die Uraufführung „Wind“ von Alexander Moosbrugger werden jedoch nicht abgesagt, sondern auf 2021 verschoben.

Der endgültige Schritt, die Bregenzer Festspiele definitiv abzusagen, ist allen Verantwortlichen schwergefallen. In ihrer Konsequenz muss man Elisabeth Sobotka, Hans-Peter Metzler und Michael Diem jedoch höchsten Respekt zollen. Von Anfang an ist die Frage in die Überlegungen mit einbezogen gewesen, ob die Festspiele ohne Vorstellungen auf der Seebühne überhaupt vorstellbar wären, legte Elisabeth Sobotka bei der kurzfristig einberaumten Pressekonferenz dar.

Im nächsten Jahr 75. Geburtstag der Festspiele

Tröstlich für sie sei die Unterstützung aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, und sie unterstrich das Glück, dass die wichtigsten Projekte um zwölf Monate verschoben werden können. „Alle Projekte, die mit den Künstlerinnen und Künstlern geplant waren, werden wir in den nächsten zwei Jahren aufführen. Wir können nicht alles in ein Jahr verschieben, deshalb in den nächsten zwei Jahren. Nächstes Jahr feiern wird den 75. Geburtstag der Festspiele, das werden wir gesondert beleuchten. Die ‚Madame Butterfly‘ wird auch um ein Jahr auf 2022 verschoben. Im Vorfeld gab es Gespräche mit den Künstlern, das Verständnis und die Solidarität der Künstler war groß“, so Elisabeth Sobotka.

Neue Arbeitsphase

Hans-Peter Metzler signalisierte mit der definitiven Absage des Festspielsommers 2020 auch den Start zu einer neuen Arbeitsphase. Die Festspiele waren bis zum heutigen Tag zu 80 % ausverkauft, nun werden die Besucherinnen und Besucher rasch Antwort erhalten. Karten können ab kommendem Montag für nächstes Jahr umgetauscht, storniert oder in Gutscheine transferiert werden. Außerdem müsse man mit den Partnern in Stadt, Land und Bund Gespräche führen. Derzeit sind zwei Drittel der etwa achtzig Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer der Bregenzer Festspiele in Kurzarbeit. Um die administrativen Arbeiten, die die Absage mit sich bringt, bewältigen zu können, werden einige wieder zurückgeholt.

Die Entscheidung, die Bregenzer Festspiele definitiv abzusagen, fiel heute um 12.45 Uhr, nachdem die Geschäftsleitung über die Medien von den Auflagen für Kulturveranstaltungen erfahren hat. Angefragt, ob sie sich von der Regierung ausreichend informiert fühle bzw. gefühlt habe, stellte Elisabeth Sobotka fest, dass dies in dieser Situation ein Ding der Unmöglichkeit gewesen sei, sie bemängelte jedoch die  langsame Reaktionsgeschwindigkeit der politisch Verantwortlichen.

Ob die Absage der Bregenzer Festspiele Auswirkungen auf die Sanierungspläne des Festspielhauses und die Seebühne habe, konnte Hans-Peter Metzler nicht sagen, im Herbst wird es dazu Auskunft geben.

Wir brauchen Begegnung

Die Frage, ob Bregenz – so wie Salzburg – die Festspiele in einer modifizierten Form austragen hätte können, um für das Publikum irgendwie präsent zu bleiben, beantwortete Elisabeth Sobotka mit einer klaren Aussage: „Das Herz und der Motor der Festspiele ist die Seebühne, sie ermöglicht alles. Wir hätten den anderen Produktionen auch nichts Gutes getan. Wir wollen Festspiele machen, wie sie gedacht und intendiert sind. Wir brauchen die Begegnung miteinander, damit wir eine lebendige Kunst erfahren können.“