Die südkoreanische Geigerin Bomsori Kim begeisterte das Publikum bei den Bregenzer Meisterkonzerten im Festspielhaus. (Foto: Udo Mittelberger)
Walter Gasperi · 04. Jän 2024 · Film

Aktuell in den Filmclubs (5.1. – 11.1. 2024)

Die LeinwandLounge in der Remise Bludenz startet mit Stephen Frears Dramödie „The Lost King“ ins neue Jahr. Beim Filmforum Bregenz steht dagegen mit Ira Sachs‘ „Passages“ eine intensive Dreiecksgeschichte mit Franz Rogowski auf dem Programm.

The Lost King: William Shakespeare prägte mit seiner Tragödie „Richard III.“ über Jahrhunderte das negative Bild des letzten Königs der Plantagenets (1452 – 1485) als durch einen Buckel entstellten mehrfachen Mörder und Usurpator. In Stephen Frears auf Tatsachen beruhender Dramödie beginnt die Hobbyhistorikerin Philippa Langley (Sally Hawkins), berührt vom Schicksal des verfemten Monarchen, zu recherchieren, um dieses Bild zu korrigieren und auch das Grab Richards ausfindig zu machen.
Große Verkürzungen nehmen Frears und seine Drehbuchautoren Steve Coogan und Jeff Pope vor, denn die reale Philippa Langley entwickelte schon 1998 ihr Interesse für Richard III. und suchte ab 2004 nach dem Grab des Königs, das dann 2012 gefunden wurde. Erst durch diese Verdichtung des Stoffes gelingt es aber, die unglaubliche und recht schräge Geschichte zu einer runden und geschlossenen Erzählung zu formen und ein Abgleiten in eine anekdotische Szenenfolge zu vermeiden.
Stimmig erzählt der britische Altmeister so mit seiner Protagonistin die Geschichte eines Underdogs, die gegen eine arrogante Akademiker-Welt ankämpfen muss, schließlich mit Hartnäckigkeit aber ihr Ziel erreicht. Im Blick auf die männlich dominierten Institutionen und den Opportunismus ihrer Vertreter entwickelt Frears Film dabei beträchtlichen Biss. Den Vorwurf der Wissenschaftsskepsis kann man dem Briten dabei aber nicht ganz ersparen, wenn Philippas Gefühl und Intuition als zielführender erscheinen als die Ansichten der Experten. 
Aber die augenzwinkernde und leichthändig-souveräne Erzählweise lassen darüber locker hinwegsehen. Denn wie aus dem Ärmel geschüttelt wirkt dieser Film, betont nichts besonders und hat mit Philippa eine von Sally Hawkins hinreißend gespielte Protagonistin, die nicht nur mit ihrer Aufgabe wächst, sondern die man auch zunehmend ins Herz schließt.
LeinwandLounge in der Remise Bludenz: Mi 10.1., 19 Uhr

Passages: Der in Paris lebende deutsche Regisseur Tomas (Franz Rogowski) lernt bei der Party nach Drehschluss seines neuen Films die junge Lehrerin Agathe (Adèle Exarchopoulos) kennen. Zwar ist er schon seit Jahren mit dem britischen Grafikdesigner Martin (Ben Wishaw) glücklich verheiratet, dennoch verliebt er sich in Agathe und hat noch am selben Abend Sex mit ihr.
Bald zieht Tomas zu Agathe, will aber Martin die Wohnungsschlüssel nicht zurückgeben und kehrt immer wieder unangemeldet zurück. Sowohl Agathe und Martin erkennen so langsam den narzisstischen und besitzergreifenden Charakter von Tomas.
Die Ménage à trois ist zwar eine Spezialität des französischen Kinos, aber der Amerikaner Ira Sachs beweist, dass auch er von einer solchen Dreiecksbeziehung intensiv zu erzählen versteht. Ganz auf die emotionalen Erschütterungen konzentriert er sich und lässt seinen Schauspieler:innen viel Raum, um ihren Figuren Profil zu verleihen.
Dreh- und Angelpunkt ist dabei der von Franz Rogowski mit großer physischer Präsenz gespielte Tomas, der schon in der ersten Szene als Perfektionist und Kontrollfreak gezeichnet wird. Stark ist aber auch Adèle Exarchopoulos als ebenso für Neues offene wie emotional unsichere Agathe, die sich unmittelbar nach einer beendeten Beziehung in die Affäre mit Tomas stürzt. 
Eingebettet ins Pariser Ambiente und die knapp gezeichnete Berufswelt der drei Protagonist:innen entwickelt Sachs ein unaufgeregtes, aber dichtes Porträt dieser drei Charaktere und erzählt bewegend von der Brüchigkeit von Gefühlen und Beziehungen.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Mi 10.1., 20 Uhr

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