Aktuell in den Filmclubs (4.4. – 10.4.2025)
Am Spielboden Dornbirn wird diese Woche nochmals der hinreißende Animationsfilm „Memoir of a Snail“ gezeigt. Im GUK Kino in Feldkirch steht dagegen im Rahmen der Reihe „Treffpunkt Kino“ die französische Komödie „Meine Schwester, ihre Hochzeit und ich“ auf dem Programm.
Memoir of a Snail: Acht Jahre arbeitete der Australier Adam Elliot („Mary & Max“, 2009) an seinem Stop-Motion-Animationsfilm, in dem er seine etwa 40-jährige Protagonistin Grace Pudel nach dem Tod ihrer exzentrischen 80-jährigen Freundin Pinky ihr Leben erzählen lässt.
Witzig und gleichzeitig tieftraurig ist schon die Sterbeszene Pinkys. Meint man, dass die alte Frau ihre Augen schon für immer geschlossen hat, so wacht sie doch nochmals kurz auf, um mit dem Wort „Kartoffeln“ der ihre Hand haltenden Grace ein Rätsel zu hinterlassen. Begeisternd ist auch schon in dieser Szene, wie es Elliot gelingt, seinen mit viel Liebe zum Detail gestalteten Knetfiguren Leben einzuhauchen. Auf Anhieb muss man so Grace mit ihrem runden Kopf und ihren großen Augen, aus denen mehrfach fast noch größere Tränen kullern, ins Herz schließen.
Mit Graces Voiceover kann Elliott in der Folge die Handlung meisterhaft raffen und in 94 Minuten leichthändig zentrale Ereignisse im Leben dieser Außenseiterin nachzeichnen.
Dunkle Seiten werden dabei nicht ausgespart und auch vor drastischen Szenen schreckt der Australier nicht zurück, wenn es – wenn auch am Rande – verbal um Masturbation und Sex geht und auf der Bildebene blutige Unglücksfälle, aber auch sexuelle Ausbeutung nicht ausbleiben.
So sehr „Memoir of a Snail“ aber auch in die Abgründe des Lebens blickt, so sehr feiert dieses mit seinem Einfallsreichtum und seiner Detailfreude begeisternde Meisterwerk des Animationsfilms mit seinem unendlich warmherzigen und liebevollen Blick auf die vom Schicksal gebeutelten Figuren letztlich doch das ebenso traurige wie schöne Leben.
Spielboden Dornbirn: Fr 4.4., 19.30 Uhr
Meine Schwester, ihre Hochzeit und ich: Adrien (Benjamin Lavernhe) hat mit sich und dem Leben zu kämpfen, seit sich seine Freundin in eine Beziehungspause verabschiedet hat. Gleichzeitig soll er aber eine Rede für die Hochzeit seiner Schwester vorbereiten und zudem gibt es ein langweiliges Familienessen.
Vom Vorspann an, der vom Protagonisten in einem festlichen Saal dem Kinopublikum vorgelesen wird, sprüht Laurent Tirards Komödie vor Einfallsreichtum. Mehrfach lässt der Franzose so beispielsweise Adrien, der mit seinem Voiceover den Film zusammenhält, die imaginäre vierte Wand durchbrechen und direkt in die Kamera sprechen.
Man spürt das Vergnügen Benjamin Lavernhes an dieser Rolle, doch so fies dieser Adrien manchmal agiert, so bleibt er im Grunde doch immer sympathisch. Nicht zuletzt durch diese spürbare Empathie für ihn und seine Familienmitglieder, die alle ihre Fehler haben, entwickelt „Meine Schwester, ihre Hochzeit und ich“ großen Charme.
Doch nicht nur Amüsement bietet diese Komödie, sondern erzählt auch einiges über familiäre Beziehungen und die Abhängigkeit vom Smartphone, wenn das Warten auf eine SMS die ganze Aufmerksamkeit Adriens bindet. Ein Neurotiker in der Nachfolge der Figuren Woody Allens ist dieser Enddreißiger, bis Tirard im Finale mit der Hochzeitsrede dann noch einen Haken schlägt und der Film mit einem Schuss Rührung in einer Hommage an die Liebe und – trotz allem – an die Familie endet
„Treffpunkt Kino“ im GUK Kino, Feldkirch: Mo 7.4., 15.30 Uhr
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