Henry Fonda for President – zu sehen am Spielboden Dornbirn: Di 24.6., 19.30 Uhr (© Mischief Film – Medea Film Factory / Michael Palm)
Walter Gasperi · 29. Mai 2025 · Film

Aktuell in den Filmclubs (30.5. – 5.6.2025)

Im Cinema Dornbirn steht diese Woche beim „Kultkino Dienstag“ mit John Carpenters „Die Klapperschlange“ ein Klassiker des dystopischen Actionkinos auf dem Programm. Eine typisch französische Komödie zeigt dagegen das Feldkircher Kino GUK mit „Es sind die kleinen Dinge“ in der Reihe „Treffpunkt Kino“.

Die Klapperschlange: Den Umstand, dass in New York in den 1970er Jahren das Verbrechen regierte und der Big Apple als eine der gefährlichsten Städte der Welt galt, inspirierte John Carpenter 1980 zu diesem Prototypen des dystopischen Actionkinos: Im Jahr 1997 ist ganz Manhattan ein Hochsicherheitsgefängnis, in dem sich die Sträflinge selbst organisieren und aus dem ein Entkommen unmöglich scheint. Als das Flugzeug des US-Präsidenten hier abstürzt, wird dem frisch verhafteten Snake Plissken (Kurt Russell) Straffreiheit versprochen, wenn es ihm gelingt, den Verunglückten innerhalb von 24 Stunden aus diesem Hexenkessel herauszuholen. Einen doppelten Countdown baut Carpenter auf, indem einerseits ein Atomkrieg droht, wenn der Präsident nicht rechtzeitig bei einem Gipfeltreffen erscheint, andererseits Plissken eine Ampulle injiziert wird, die nach 24 Stunden explodiert und ihn tötet.
Ebenso geradlinig wie einfach aufgebaut ist im Grund die Handlung, aber mit dem düsteren Setting, markanten und hervorragend besetzten Figuren und stringenter Handlungsführung wird die Spannung durchgehend hochgehalten. Eine starke Identifikationsfigur ist der junge Kurt Russell mit Augenbinde und muskulösem, meist halbnacktem Oberkörper sowie Lederjacke. Mit diesem Protagonisten wird ganz in der Tradition von Howard Hawks das Individuum, das entschlossen handelt, gefeiert, und Spott über Bürokratie und einen Politiker, der nur redet und in der Gefahrensituation völlig hilflos agiert, versprüht.
„Kultkino Dienstag“ im Cinema Dornbirn: Di 3.6., 19.30 Uhr (deutsche Fassung)

 

Es sind die kleinen Dinge: Das in der Bretagne gelegene, 400 Einwohner:innen zählende fiktive Dorf Kerguen steckt in einer schweren Krise: Die Bäckerei ist geschlossen, die Wirtshäuser sind verschwunden, Arzt gibt es auch keinen mehr und jetzt soll auch noch die Grundschule wegen Schülermangels geschlossen werden. Als neuer Schüler stellt sich aber der 65-jährige Émile (Michel Blanc) vor. Dieser muss sich nach dem Tod seines Bruders, der für ihn immer alle bürokratischen Angelegenheiten erledigt hat, eingestehen, dass er nicht lesen kann. Im Alter möchte er aber dies nun noch ändern und lesen und schreiben lernen.
Eine große Bühne bietet diese Rolle Michel Blanc, der mit der Verwendung von Schimpfwörtern und mit Beleidigungen die Schüler:innen zunächst vor den Kopf stößt, dann aber doch sowohl deren Herz als auch das der Lehrerin Alice (Julia Piaton) gewinnt.
Zu knapp handelt Mélanie Auffret zwar Émiles Wut und Schmerz über die Erkenntnis ab, was er durch seinen Analphabetismus verpasst hat, aber insgesamt ist das doch eine rund erzählte und grundsympathische, typisch französische Komödie. Zu verdanken ist das neben dem malerischen Ambiente ganz wesentlich auch den Schauspieler:innen. Blendend harmonieren Julia Piaton als Alice, die sich für das Dorf aufopfert, und Michel Blanc, der sich vom Grantler zum sanften Menschenfreund wandelt, und großartig sind die natürlich agierenden Kinder.
Auch das Spannungsfeld von Verwurzelung im Ort und den Chancen, die ein Neuaufbruch – sei es mit einer Fahrt ans Meer, dem Besuch der Schule im Nachbardorf oder einer Radrundfahrt – bietet, bringt Auffret unaufdringlich ins Spiel. – Mit dem Wohlfühl-Faktor mag es die Französin dabei teilweise und vor allem am Ende zwar übertreiben, und Ecken und Kanten darf man nicht erwarten, doch 90 Minuten herzerwärmende Unterhaltung werden dennoch geboten.  
„Treffpunkt Kino“ im Kino GUK, Feldkirch: Mo 2.6., 15.30 Uhr (deutsche Fassung) – Kaffee und Kuchen ab 14.30 Uhr


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