Aktuell in den Filmclubs (20.12. – 26.12.2024)
Beim TaSKino Feldkirch brilliert diese Woche (und beim FKC Dornbirn und bei der LeinwandLounge im Bludenz im Februar bzw. im März) Liv Lisa Fries in Andreas Dresens „In Liebe, Eure Hilde“ als von den Nazis hingerichtete Widerstandskämpferin Hilde Coppi. Das Filmforum Bregenz feiert dagegen mit dem rein fiktiven, aber flotten Feelgood-Movie „Gloria!“ die totgeschwiegenen Musikerinnen des frühen 19. Jahrhunderts.
In Liebe, Eure Hilde: Mit einer großartigen Liv Lisa Fries in der Hauptrolle erzählt Andreas Dresen ruhig und unspektakulär die Geschichte von Hilde Coppi (1909–1943), die von den Nationalsozialisten wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ hingerichtet wurde. Das klug aufgebaute Drehbuch von Laila Stieler entwickelt die Handlung dabei auf zwei Ebenen. Während auf der Hauptebene die letzten Lebenswochen Coppis von der Verhaftung über Verhör und Geburt ihres Kindes im Gefängnis bis zu Prozess und Hinrichtung stringent nach vorne erzählt werden, werden in eingeschobenen Rückblenden die Ereignisse von der Angst vor Verhaftung bis zur ersten Begegnung mit ihrem Ehemann Hans Coppi (Johannes Hegemann) zurückerzählt.
So historisch verankert „In Liebe, Eure Hilde“, dessen Titel sich auf den Schluss von Hildes letztem Brief an ihre Mutter bezieht, ist, so zeitlos ist er doch in der Gegenüberstellung des Glücks einer jungen Liebe und jugendlicher Lebensfreude auf der einen Seite und dem Terror eines Unrechtsregimes auf der anderen Seite. Auch wenn die Erfolge dieses Widerstands, die am Ende von Hildes und Hans‘ inzwischen 80-jährigem Sohn im Off-Kommentar beschrieben werden, äußerst bescheiden waren, so vermittelt der Film doch intensiv die Bedeutung und Notwendigkeit von Zivilcourage und entschlossenem Handeln – nicht nur in Zeiten des Terrors.
TaSKino Feldkirch im Kino GUK: So 22.12 bis Do 26.12.
FKC Dornbirn im Cinema Dornbirn: Mi 5.2, 18 Uhr + Do 6.2., 19.30 Uhr
LeinwandLounge in der Remise Bludenz: Mi 5.3., 19 Uhr
Gloria!: Die junge Teresa (Galatéa Bellugi), die um 1800 in Venedig im Kollegium Sant Ignazio als Magd lebt und arbeitet, ist scheinbar stumm, aber hochmusikalisch. Während gleichaltrige Mädchen in diesem Heim für Waisen vom Priester in einem Orchester musikalisch ausgebildet werden, muss sie Böden schrubben und Wäsche waschen. Doch die vielfältigen Arbeitsgeräusche in der Küche oder beim Waschen und Boden fegen, können sich für sie zu einem Konzert fügen, das sie träumen lässt. Mitreißend beschwört die Schauspielerin und Popsängerin Margherita Vicario in ihrem Spielfilmdebüt mit einer rasanten Montagesequenz diese Musikalität, lässt aber auch gleich Teresa mit einem scharfen Verweis der Oberin aus ihren Träumen fallen. Neuen Schwung bekommt ihr Leben aber, als sie im Keller ein Klavier findet. Bald lockt sie mit ihrem Spiel gleichaltrige Mädchen an, die heimlich zu musizieren beginnen und statt auf Kirchenmusik bald auf poppigere Klänge setzen.
Recht simpel und mehr geträumt als real erzählt Vicario so von vergessenen Musikerinnen und ihren Kompositionen und feiert weibliche Selbstbehauptung gegen die repressive Macht der Männer und der Kirche. Gering ist zwar der Bezug zur historischen Realität, aber mit der sympathischen Protagonistin, starken Gegensätzen und markanten Figuren wird immerhin flotte Feelgood-Kost geboten, die den in der Männerwelt totgeschwiegenen Musikerinnen des frühen 19. Jahrhunderts ein Denkmal setzt.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Mi 25.12, 20 Uhr
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