Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Walter Gasperi · 16. Feb 2023 · Film

Aktuell in den Filmclubs (17.2. - 23.2. 2023)

Das TaSKino Feldkirch zeigt diese Woche die einfallsreiche norwegische Komödie „Ninjababy", in der sich eine junge Frau, mit dem Gedanken Mutter zu werden, nicht anfreunden kann. Am Spielboden Dornbirn startet dagegen die Filmreihe „Hingeschaut!", bei der in Kooperation mit pro mente Vorarlberg bis Ostern vier Filme zum Thema psychische Krankheiten gezeigt werden.

Ninjababy: Baby – nein danke! – Die Norwegerin Yngvild Sve Flikke erzählt von der 23-jährigen Rakel, die sich mit dem Gedanken, Mutter zu werden, überhaupt nicht anfreunden will.
Durchgängigen Drive entwickelt „Ninjababy" nicht, lebt weniger von einer stringenten Handlung als vielmehr von einzelnen Szenen. Die unverbrauchten Schauspieler:innen, treffsichere Dialoge und der genaue Blick für die Gefühlswelt der Charaktere sorgen hier für hinreißende Momente. Großartig ist nicht nur Kristine Kujath Thorp, die Rakel als selbstbewusste Mittzwanzigerin spielt, die sich von dieser Schwangerschaft nicht aus der Bahn werfen lässt, sondern ihr Leben leben will, sondern auch Nader Khademi als ebenso zurückhaltender und höflicher wie herzensguter Aikido-Trainer Mos und potentieller Vater.
Gesteigert wird die unbekümmerte und frische Erzählweise, die „Ninjababy" immer ehrlich und echt wirken lässt, durch die Perspektive des Fötus‘, der sich in Animationsszenen zu Wort meldet. Ganz schön frech und offen kommentiert dieses schwarzweiße Männchen mit schwarzer Augenmaske das Verhalten von Rakel, äußert unverblümt seine Meinung zum potentiellen Vater „Pimmeljesus" und seine Ablehnung gegen die potentiellen Adoptiveltern. Kein selbstverliebter witziger Einfall ist freilich dieser sprechende Fötus, sondern die personifizierte innere Stimme Rakels. Mit ihr kommt ebenso bewegend wie witzig die Zerrissenheit der jungen Schwangeren zum Ausdruck und treffend wird so der Widerstreit von Ablehnung und dem Wunsch, die beste Lösung für das Kind zu finden, visualisiert.
So lässt „Ninjababy" mit seiner Originalität und seinem Einfallsreichtum immer wieder schmunzeln oder auch laut lachen und bietet gleichzeitig einen einfühlsamen Einblick in die schwierige Gefühlswelt einer ungewollt Schwangeren. Auch das Ende ist gelungen, wenn die Animationsszenen in einem klugen Schachzug der Regisseurin ein Weiterleben auf einer anderen Ebene erfahren.
TaSKino Feldkirch im Kino GUK: Sa 18.2.; Mo 20.2., 18 Uhr + Mi 22.2., 20.30 Uhr

pro mente-Filmreihe „Psychische Krankheiten": Unter dem Titel „Hingeschaut!" präsentiert pro mente in Kooperation mit dem Spielboden Dornbirn auch heuer wieder zwischen Aschermittwoch und Ostern vier Filme zum Thema psychische Krankheiten. Besonders breit gestreut ist dabei heuer das Spektrum der Reihe, die seelische Erkrankungen zum Gesprächsthema machen, informieren, aufklären und sensibilisieren will.
Neben dem starken Spielfilmdebüt der Belgierin Laura Wandel, die in „Playground – Un monde" ganz auf Augenhöhe mit Volksschüler:innen intensiv und erschütternd von Mobbing im Pausenhof erzählt, gibt es so mit „Neben der Spur – Von der Depression aus der Bahn geworfen" einen Dokumentarfilm, in dem fünf Menschen porträtiert werden, die mit ihren Depressionen kämpfen und nach Strategien suchen, um ihre Krankheit zu überwinden oder zumindest besser damit zu leben.
Großes Kino für Jung und Alt bietet dagegen der Pixar-Animationsfilm „Alles steht Kopf", der ungemein einfallsreich und temporeich nicht nur von den Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens erzählt, sondern auch einen spannenden Einblick in die psychologischen Vorgänge im Gehirn bietet. Im Mittelpunkt des Interviewfilms „Nicht mehr nicht mehr leben wollen" stehen schließlich vier psychisch kranke Menschen, die in ihren Erzählungen nicht nur an ihren ganz persönlichen Geschichten teilhaben lassen, sondern auch Mut machen nicht aufzugeben
Spielboden Dornbirn: 22.2. bis 5.4.


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