Aktuell in den Filmclubs (16.6. – 22.6. 2023)
Das Skino Schaan widmet sich diese Woche anlässlich der Liechtensteiner Literaturtage, die im Zeichen der Graphic Novel stehen, Animationsfilmen und Graphic-Novel-Verfilmungen. Beim Filmforum Bregenz steht unter anderem der Dokumentarfilm „27 Storeys – Alterlaa Forever“ auf dem Programm, in dem Bianca Gleissinger ein Porträt der Wiener Wohnanlage zeichnet.
Von „Nausicaä of the Valley of the Wind“ bis zu „Spider-Man: Across the Spider-Verse“: Das Skino Schaan bietet mit mehreren Animationsfilmen, die aus einem Zeitraum von 40 Jahren stammen, einen Einblick in die Vielfalt dieser Filmrichtung. Der Bogen spannt sich von Hayao Miyazakis frühem Meisterwerk „Nausicaä of the Valley of the Wind“ (1984), in dem der japanische Meisterregisseur vor dem Hintergrund einer zerstörten Erde leidenschaftlich die Natur feiert, bis zum aktuellen „Spider-Man: Across the Spider-Verse“ (2023), der fulminant mit dem Stil von Comic-Heften, unterschiedlichen Animationstechniken und kunstgeschichtlichen Verweisen spielt.
Japan ist auch noch mit Mamoru Oshiis „Ghost in the Shell“ (1995) vertreten, der „von philosophischen Fragen nach dem Sinn der Existenz in einer zusehends virtuellen Welt geprägt ist“. (filmdienst.de) Aufregend Real- und Animationsfilm gemischt wird dagegen in Juan Antonio Bayonas bildmächtigem „A Monster Calls – Sieben Minuten nach Mitternacht“ (2016), in dem ein Junge, dessen Mutter unheilbar erkrankt ist, in Alpträumen von einem Monster heimgesucht wird. Edgar Wright wiederum verbindet in seiner Graphic-Novel-Verfilmung „Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt“ (2010) eine Love-Story mit einem Actionspektakel, bei dem der Protagonist gegen die sieben Ex-Liebhaber seiner Freundin kämpfen muss.
Skino Schaan: bis 23.6.
„27 Storeys – Alterlaa Forever“: Bianca Gleissinger kehrte für ihren Dokumentarfilm in die Wiener Wohnanlage Alterlaa, in der sie in der 1990er Jahren bis zu ihrem siebten Lebensjahr ihre Kindheit verbrachte, zurück. Der Titel bezieht sich auf die 27 Stöcke des höchsten Gebäudes dieser Anlage, die Anfang der 1970er Jahre in Anlehnung an Projekte Le Corbusiers vom Architekten Harry Glück als „Glück(s)bau-Utopie“ mit „Pools für Proleten“ geplant wurde.
Im Stil eines Michael Moore bringt sich Gleissinger immer wieder selbst ins Spiel. Sie besucht heutige Bewohner:innen, die mit der Anlage, die 240.000m² und 3200 Wohnungen eine Stadt innerhalb der Stadt darstellt, alt geworden sind, bietet in Home-Movies Einblick in ihre Kindheit und mit Spots vom Bau Einblick in die Baugeschichte.
Mit Witz und Wehmut arbeitet Gleissinger so einerseits ihre Kindheit auf, präsentiert aber andererseits auch eine Anlage, die mit ihren großen Grünflächen, ihrer vielfältigen Infrastruktur und rund 30 verschiedenen Clubs vom Modellbauclub über Foto- und Videoclub, Tanzsportclub und Töpferverein bis zu einem umfangreichen Freddy-Quinn-Archiv so gar nichts mit üblichen Vorstellungen von sozialem Wohnbau zu tun hat.
Eindrucksvoll rückt die Regisseurin auch immer wieder den prächtigen Pool auf der Dachterrasse oder die von Balkons bestimmten mächtigen Fassaden ins Bild, macht aber auch den Wandel der Zeiten deutlich, wenn die älteren Bewohner:innen feststellen, dass die jüngeren nur zum Schlafen herkommen, es aber kaum mehr Interesse an Clubs gibt und viele in Alterlaa inzwischen auch das größte Altersheim Österreichs sehen.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Mi 21.6., 20 Uhr
Weitere Filmkritiken, Streamingtipps, DVD-Besprechungen und Regisseur-Porträts finden Sie auf meiner Website https://www.film-netz.com.