2025 ist der erste Festspielsommer in Bregenz unter der Leitung von Intendantin Lilli Paasikivi (Foto: Anja Köhler)
Silvia Thurner · 16. Mai 2014 ·

Abwechslungsreich das Innere nach außen gekehrt – Der Flötist Eugen Bertel begeisterte als Solist und das SOV beeindruckte mit Mozartdeutungen

Es ist immer etwas Besonderes, wenn Musiker aus den Reihen des Symphonieorchesters als Solisten mit ihren Kollegen gemeinsam ein Werk interpretieren. Eugen Bertel ist seit dreiundzwanzig Jahren Soloflötist des SOV, seit 1998 unterrichtet er am Landeskonservatorium. Mit Jacques Iberts Concerto für Flöte und Orchester zog er das Publikum in seinen Bann. Er formte den Klang in vielen Farbschattierungen und brachte so den Charme und die Virtuosität dieses Werkes gleichermaßen zum Ausdruck. Flankiert wurde das Flötenkonzert mit Mozartsinfonien, die das SOV unter der Leitung von Gerard Korsten durchdacht und mit Elan interpretierten.

Das Concerto für Flöte und Orchester ist ein komplexes, aber auch dankbares Konzertstück, weil es dem Solisten ein breites Repertoire an Ausdrucksmöglichkeiten bietet. Gleich zu Beginn führte die Musik mit flirrenden Gesten unmittelbar ins Geschehen. Vielgestaltig und bis in die Details ausgeformt artikulierte Eugen Bertel die Themen im Eröffnungssatz. Dann kristallisierte er das Innenleben des Flötentones in vielen Facetten an die Oberfläche und strahlte in der elegischen Grundstimmung des Andante eine getragene Ruhe aus. Die impressionistische Farbe des Werkes trafen auch die OrchestermusikerInnen hervorragend und sie waren dem Solisten gute Partner. Klar in der musikalischen Aussage formten Eugen Bertel und das SOV unter der Leitung von Gerard Korsten den Finalsatz. Dabei loteten sie mit tänzerischen und reflektierenden Passagen, überraschenden Wendungen, Frage- und Antwortspielen eine große Palette an Ausdrucksqualitäten aus. Eugen Bertel spielte souverän, so dass die technische Raffinesse allein nie im Vordergrund stand, sondern als Mittel zum Zweck diente, der das gemeinsame Musizieren unmittelbar erlebbar machte.

Poesievolle Tongebung


Eugen Bertels Vorliebe für die französische Musik und das Spiel mit facettenreich nuancierten Tongebungen war auch in Claude Debussys „Syrinx“ gut nachvollziehbar. Mit diesem Stück bedankte sich der Solist für den begeisterten Applaus des Konzertpublikums.

Das Konzertprogramm war gut zusammengestellt. Eine ideale Brücke zwischen der Sinfonie KV 297 und der Sinfonie Nr. 39 (KV 543) von Wolfgang Amadeus Mozrat stellte die  „Hommage à Mozart“ von Jacques Ibert her. Das Werk erklang als spritziges Stück, das mit Allusionen auf Mozart’sche Musik und viel Humor gespickt war.

Mozart überlegt interpretiert


Die Werkdeutungen der Mozartsinfonien legten Gerard Korsten und das Symphonieorchester gut durchdacht an. So kamen die Linienführungen, die Themencharaktere, Spiele mit harmonischen Modulationen und deren Farben sowie begleitende Figurationen transparent ausgelotet zur Geltung. In der „Pariser“ (KV 297) waren die Bläser teilweise etwas zu dominant, vor allem im langsamen Satz. Gut ausgeformt erklangen die Gewichtungen und die fugierten Einsätze im Finale.

Ebenso an den Idealen einer „Klangrede“ orientiert, waren die Interpretation der Sinfonie Nr. 39 (KV 543). Die auseinanderstrebenden Themenführungen und Kontraste führten die MusikerInnen scharfsinnig aus, so dass kammermusikalische Feinheiten und Tuttipassagen in einem schönen Wechselspiel erklangen. Das Andante mit den polyphon verflochtenen Linien formulierte das Orchester klangsinnlich, ein etwas leichtfüßiger Duktus hätte vielleicht den musikalischen Fluss noch mehr betont. Rustikal und mit starkem Fundament wurde das Menuett in den Raum gestellt und der Finalsatz virtuos ausgestaltet. Bereichert wurden die Werkdeutungen, weil Gerard Korsten und das Orchester den solistischen Passagen bedachtsam Raum verliehen. Alle SolistInnen, und besonders Alex Ladstätter an der Klarinette sowie die Konzertmeisterin Monika Schuhmayer, überzeugten mit exzellenten Soli.

Das Publikum im Festsaal des Landeskonservatoriums applaudierte zum Schluss frenetisch und verlangte nach einer Zugabe. Klug entschied sich Gerard Korsten dagegen, denn welches Stück passt nach der Darbietung der drittletzten Mozartsinfonie? Keines.