Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Dagmar Ullmann-Bautz · 27. Jun 2016 · Theater

Poesie und Tango – „Mein Herz ist rot“ im Theater Kosmos

Alfonsina Storni? Wer ist Alfonsina Storni? Eine Dichterin, 1892 geboren in der Schweiz, im Alter von 4 Jahren mit ihren Eltern ausgewandert nach Argentinien, Suizid mit 46. In Argentinien sind Straßen nach ihr benannt, ein Denkmal erinnert an sie, noch zu Lebzeiten wurde sie mit praktisch allen bedeutenden argentinischen Literaturpreisen geehrt. Alfonsina Storni hatte kein leichtes Leben, hatte es auch nicht leicht mit sich selber. Sie wehrte sich gegen die Unterdrückung der Frauen, stand für ein selbstbestimmtes, autonomes Leben, sie war zum einen stark, zum anderen doch höchst sensibel und auch verletzlich. Sie litt unter der Enge eines Lebens auf dem Lande ebenso wie unter der Einsamkeit der Großstatt. Sie brüskierte mit ihrem Lebenswandel, mit ihrer scharfen Zunge, nie nahm sie sich ein Blatt vor den Mund.

Das Theater Kosmos präsentiert im Rahmen der Vorstadtspiele 2016 ein Portrait dieser besonderen Frau, Journalistin, Lehrerin, Schauspielerin und Dichterin unter dem Titel „Mein Herz ist rot“. Gestern, am 26. Juni, war die Premiere, leider nicht auf der Sommerbühne im Schulhof der Volksschule Rieden, sondern wetterbedingt im Theater Kosmos. Es ist der Produktion zu wünschen, dass zumindest die zweite und damit auch schon letzte Vorstellung am Freitag, den 1. Juli, im Freien stattfinden kann.

Ein außergewöhnliches Leben


Kulturjournalistin Ingrid Bertel, Schauspielerin Johanna Lonsky und Regisseur Augustin Jagg haben gemeinsam ein Konzept erarbeitet, das in sich sehr stimmig ist, dem Publikum die verschiedenen Facetten von Alfonsina Storni näher bringt und die Tür zu ihrem für die damalige Zeit außergewöhnlichen Leben und ihrem beeindruckenden Schaffen für gut eine Stunde öffnet.

Sanft und wütend zugleich


Johanna Lonsky schlüpft in die Haut der Dichterin und präsentiert eine aufgeregte, klare und dann wieder höchst verwirrte, eine sanfte und eine wütende Persönlichkeit. Und wenn ich, die ich bis dato keine Wahrnehmung der Literatin hatte, nachlese, dann glaube ich, dass Lonsky ein recht wahrhaftiges Bild von Alfonsina Storni zeichnet. Maximilian Berlinger, der als Erzähler fungiert, kann eigentlich mehr, als er hier zeigen darf. Seine Auftritte erinnern ein bisschen an Schulreferate, was wohl auch an der nicht wirklich enthusiastischen Regie liegen mag. Augustin Jagg hat zwar durchwegs sauber, aber scheinbar ohne große Ambitionen inszeniert.

Beglückende Musik


Francisco Obieta spielt den Kontrabass und er spielt ihn nicht nur, er wird eins mit ihm. Zusammen mit Eduardo Garcia, einem leidenschaftlichen Zauberer am Bandoneon, beglücken sie mit großartiger Musik, argentinischem Tango, den Claudia Grava und Martin Birnbaumer in vollkommener tänzerischer Harmonie darbieten.

Das Publikum bedankte sich mit jubelndem Applaus! Und ich bin mir sicher, dass nicht nur ich mich nächstens in Gedichte und Prosa aus Alfonsina Stornis Werk vertiefen werde. Dafür sei den Machern ganz herzlich gedankt.

 

www.theaterkosmos.at