Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Dagmar Ullmann-Bautz · 25. Nov 2016 · Theater

Fordernd und spannend – „The Parzival Company“ von Max Lang als Uraufführung im Theater Kosmos

Sie stürmen von allen Seiten die Bühne - lärmend, polternd wie eine Horde wilder Kerle und Mädels, sie stehen da, unbezwingbar, ziehen alle Blicke, ziehen die absolute Aufmerksamkeit auf sich. Mit solch imposantem Auftritt beginnt die neu interpretierte Geschichte von Parzival, der tragischen Heldenfigur, geschrieben von Max Lang, inszeniert von Stephan Kasimir im Auftrag des Theater Kosmos. Am gestrigen Donnerstag war die Premiere und Uraufführung von „The Parzival Company“.

Parzival, der aus dem Wald kommt, vor seiner allzu behütenden Mutter flieht, wild und ungehobelt, unbedarft und naiv wie ein Kind, kommt als langersehnter Gast und Nachfolger zu seinem Onkel Ewald, dessen Erwartungen er nicht erfüllen kann. So macht er sich auf einen langen Weg, auf die Suche nach „den Besten“, auf die Suche nach Glück und Erfüllung. Wie „Hänschen klein“ zieht er in die Welt, stolpert, fällt, rappelt sich wieder auf, geht weiter und weiter. Onkel Ewald, der ehemals sehr erfolgreiche und mächtige Manager, ist inzwischen alt und krank, bitter vergrämt trifft er sich mit seinen Freunden, eine Tafelrunde, die sich die alten Zeiten zurückwünscht, die wehklagen über den unbarmherzigen Zustand der Welt.

Lachen, das im Halse stecken bleibt

In schnörkelloser, recht pointierter Sprache liefert Max Lang eine düstere Beschreibung dieser Welt, dieser abgehalfterten Tafelrunde und auch Parzivals, den er erfolglos auf die Suche nach „den Besten“ ausschickt. Weder in Oxford noch in Cambridge wird er fündig, weder in der Großstadt noch auf dem Land, weder im Westen noch im Süden, in keinem Land, in keiner Gemeinschaft der Welt. Dem Verzweifeln schon nahe, trifft er in einem kleinen Gasthaus einen Feuerwehrmann, einen mutigen, beherzten Mann, der alles, sein wirklich Letztes gibt, um Leben zu retten. Er ist der Held des Alltags, ein Mensch, der stellvertretend für all jene steht, die sich auch im wirklichen Leben in verschiedensten Einrichtungen ehrenamtlich für das Wohl ihrer Mitmenschen einsetzen. Doch auch in Parzivals Geschichte sind es andere, die die Geschicke der Welt lenken. Das anfängliche Lachen bleibt einem wahrlich im Halse stecken.

Fantasievolle Inszenierung und Gestaltung

Stephan Kasimir hat die Geschichte mit viel Nachdruck und Fantasie auf die Bühne gebracht. Mit jeder Figur lässt er einen kleinen Kosmos entstehen, in den er ganz tief blicken lässt. Die Ausstattung von Caro Stark macht richtig viel Spaß. Wiederum hat sie sich als wahre Baumeisterin ausgezeichnet. Die Holzburg inmitten brauner Erde ist ein richtiger Spielplatz für die alten Männer. Die archetypischen Kostüme unterstreichen das Wesen und den Kosmos jeder Figur. Und auch das perfekte Licht von Markus Holdermann stärkt die Geschichte, lässt manches erstrahlen und anderes im Diffusen.

Schöne Ensembleleistung

Das Ensemble agiert sehr kompakt und doch so unterschiedlich. Großartig Haymon Maria Buttinger als Onkel Ewald, der abgewrackte, von Schmerz und  Macht verzehrte alte Mann. Als seine Frau Waltraud agiert einfach wunderbar stoisch und schräg die schon länger Kosmos-Besuchern bekannte Juliane Gruner. Ewalds Bruder Kai, eine sehr zerrissene Figur, leidend und hinterlistig, wird auf ganz unnachahmliche Weise von Peter Badstübner verkörpert. Nicht nur eine zauberhafte Stimme, auch ein präsentes Spiel präsentiert die junge Vorarlbergerin Simone Loser als Parzivals zukünftige Gemahlin. Pierre Gold spielt den Parzival nicht nur, nein, er ist Parzival, dem man mit Spannung zuhört und jeder seiner Bewegungen folgt. Als Onkel Ewalds abgehalfterte Tafelrunde agieren drei versierte Urgesteine der Vorarlberger Amateurtheaterszene: Gottfried Lercher, Gerhard Zuggal und Ernst Walser.

Große Emotionen

Alles in allem ein spannender Theaterabend, auf den man sich einlassen, bei dem man oft auch ganz genau zuhören und zwischen den Zeilen lesen muss, der Geschichten von Menschen erzählt, die Sehnsüchte und Ziele haben, von Konflikten zwischen den Generationen, ganz wertfrei, aber mit großen Emotionen.


Weitere Aufführungen siehe: http://www.theaterkosmos.at