„Kaffee und Zucker?“ Dokumentartheater im TAK in Liechtenstein © Pablo Hassmann
Silvia Thurner · 19. Mär 2017 · Musik

Gute Werkauswahl und eine herausragende Solistin – das BBC Philharmonic unter Juanjo Mena und die Geigerin Julia Fischer bei den Bregenzer Meisterkonzerten

Das BBC Philharmonic aus Nordengland unter der Leitung seines Chefdirigenten Juanjo Mena brachte selten zu hörende Orchesterwerke von Benjamin Britten und Edward Elgar ins Bregenzer Festspielhaus. In den großen Linien schön phrasiert, erklangen die zweite Sinfonie von Edward Elgar und die Ouvertüre zur Oper „Euryanthe“ von Carl Maria von Weber. Allerdings schenkte Juanjo Mena den Einzelheiten und einer guten Stimmbalance eher (zu) wenig Beachtung. Im Mittelpunkt stand die deutsche Geigerin Julia Fischer, die mit einer atemberaubenden Spielart und Musikalität das Violinkonzert, op. 15 von Benjamin Britten interpretierte.

Das Violinkonzert, op. 15 von Benjamin Britten ist ein Kunstwerk, das hierzulande höchst selten aufgeführt wird. Doch inzwischen stellt sich ein erfreuliches Revival der Musik des britischen Komponisten ein und so wurde es möglich, Brittens Violinkonzert im Konzertsaal live zu entdecken. Julia Fischer spielte die intensive Musik mit ganzer Hingabe und betonte vor allem den sprechenden Duktus des Soloparts. Mit ihrer souveränen Spieltechnik stellte Julia Fischer die höchst virtuose Seite des Werkes wie selbstverständlich hintan und kehrte die mitteilsame Aussagekraft der eindrücklichen Musik in den Fokus. Dabei verströmte sie eine bewundernswerte Leichtigkeit in der Tongebung und Spielart. Tonsprünge über große Distanzen hinweg, Saiten- und Lagenwechsel bis in die höchsten Regionen sowie Flageoletts erklangen mit einem ebenmäßigen, warmen Geigenton. In einem guten Austausch mit den Orchestermusikern formte die Solistin die Nahtstellen zwischen Solo- und Tuttipassagen exakt aus.

Gutes Zusammenwirken


Höhepunkt der Werkdeutung war die Passacaglia im Finale. Dort schraubten die Bläser den Klangfluss mit chromatisch sinkenden Linien nach oben und Julia Fischer kostete das Zusammenwirken mit den gegenläufigen Bewegungsmustern intensiv aus. An zahlreichen Stellen erregte überdies die spannende Orchestrierung die Aufmerksamkeit. Besonders in Erinnerung blieb jene Passage, in der die Holz- und Blechbläser wie ein Hall die Stimmen der hohen Streicher vergrößerten.

Die „Euryanthe-Ouvertüre“ von Carl Maria von Weber spielte das Orchester mit Esprit. Jedoch irritierte anfangs die Unausgewogenheit der Streicher, weil die Mittellagen dominanter klangen als die Hauptstimmen. Spannend entwickelten sich anschließend die Kantilenen mit den naturhaften Phrasen sowie die pointiert vorwärtstreibenden Motive.

Die großen Linien im Blick


Es war eine Freude, die sehr selten gespielte, zweite Sinfonie von Edward Elgar im Konzertsaal zu hören. Das BBC Philharmonic und Juanjo Mena stimmten das groß angelegte Werk mit einer spritzig aufstrebenden Bewegung an und entfalteten dann einen voluminös wogenden Klangfluss. Die großen Linien waren gut ausbalanciert, besonders die Rückführungen von kraftvollen Passagen im Forte hin zu ruhigeren Klangfeldern gelangen beeindruckend. Im Rondo kam die akzentuierte Rhythmik als treibende Kraft gut zur Geltung.

Als Ganzes betrachtet wirkte die Werkdeutung eher wenig detailliert ausgestaltet. Juanjo Mena konzentrierte sich mehr auf die Streicher als auf die Bläser, so dass die Bläsereinsätze mitunter weniger scharf umrissen in den Raum gestellt wurden. Darüber hinaus erhielten solistische Einwürfe oft relativ wenig Raum zur Entfaltung. Doch die Werkdeutung endete mit einem positiven Eindruck. Eindringlich modellierten das Orchester und Juanjo Mena den allmählich verebbenden Klangfluss.