Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Fritz Jurmann · 29. Apr 2014 · Musik

Die Bregenzer Festspiele sehen ihr „crossculture“-Programm als gesellschaftliche Verpflichtung für ein Publikum von 5 bis 26 Jahren

Bewusst im Rahmen einer eigenen Pressekonferenz am Dienstagvormittag in den Mittelpunkt des Interesses von Presseleuten rücken wollten die Bregenzer Festspiele ihr diesjähriges „crossculture“-Programm, mit dem sie das Publikum und vielleicht auch Künstler von morgen bereits im Vorfeld der heurigen Festspiele gezielt ansprechen wollen. Wie wichtig ihnen diese Schiene ist, geht allein daraus hervor, dass der scheidende Intendant David Pountney in diesem Zusammenhang von einer „gesellschaftlichen Verpflichtung“ der Festspiele gegenüber der jungen Generation sprach.

Zur Präsentation der Programmdetails gaben in der lockeren Moderation von Pressechef Axel Renner weiters Nina Wolf als Verantwortliche des „crossculture“-Programms und der speziell für die „crossculture week“ und das „Fest des Kindes“ zuständige Simon Kräutler auf dem Podium Auskunft. Wie immer hatte man auch den Ort der Pressekonferenz mit Bedacht gewählt – es war der Raum nach dem Künstlereingang des Festspielhauses, symbolhaft für diesen kreativen Blick nach vorne in die Zukunft.

Jugend zu eigener Kreativität anregen


„Wir wollen unsere Kreativität vor allem mit jungen Leuten hier in unserer Gesellschaft teilen“, legt Pountney gleich am Beginn ein deutliches Bekenntnis ab. „Wir möchten Kultur einem jüngeren Publikum aber nicht nur zugänglich machen, sondern junge Menschen dazu anregen, auch ihre eigene Kreativität zu entwickeln. Das sind wir künftigen Generationen schuldig. Die Festspiele selber profitieren umgekehrt auch von diesen Anregungen junger Menschen – es ist also letztlich eine Win-win-Situation.“ Aus diesem Grund will sich das Festival auch heuer das Projekt „crossculture“ in seiner ganzen Breite und Tiefe des Angebots für Kinder und Jugendliche zwischen 5 und 26 Jahren leisten. Es geht dabei nicht darum, mehr Leute anzulocken, sondern man sieht das durchaus auch als idealistische Aufgabe.

Jugendreferentin Nina Wolf ergänzt: „Das kommende ‚crossculture‘-Programm bietet einen bunten Mix aus bewährten Klassikern und neuen Angeboten und soll den Jugendlichen vor allem Spaß am Zusehen und am Mitmachen bereiten. Es soll einen lustvollen Zugang zur Kultur bereiten, ganz ohne belehrenden Zeigefinger. Man weiß, dass die Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur auch der persönlichen Entwicklung weiterhilft, und dabei kann unser Programm helfen. Für verschiedene Altersgruppen haben wir darum exakt passende Angebote entwickelt.“

Dichtes Programmangebot im Vorfeld der Festspiele


Das Programm beginnt heuer besonders früh, bereits am 30. Mai, mit den „crossculture tours“, kostenlosen 50-minütigen Führungen vor und hinter die Kulissen der Bregenzer Seebühne speziell für Kinder, Jugendliche und Schulklassen, die das Märchen der „Zauberflöte“ dabei aus ihrer Sichtweise erläutert erhalten (bis Festspielende am 25. August).

Die „crossculture workshops“ beleuchten vom 23. Juni bis 3. Juli jeweils zwischen 8 und 16 Uhr für die Teilnehmer unter Anleitung von Theaterpädagogen des Berliner „Opernschlüssels“ Mozarts Märchenoper, indem deren Kernszenen nachgespielt und individuell interpretiert werden. Die Aktivitäten werden durch Originalmusik, Kostüme und Requisiten unterstützt. Das Angebot richtet sich an Schulklassen und Gruppen von Kindern und Jugendlichen ab neun Jahren.

„Saci – ein Kobold im Dschungel“ ist die brasilianische Legende eines Kobolds, bei der es in der Begegnung mit einer schönen Wassernymphe um gegenseitigen Respekt, Vertrauen und die Erkenntnis geht, dass gemeinsam vieles leichter fällt. Das Stück wird am 26. und 27. Juni (10 Uhr) für Schulklassen und am 27. Juni (14 Uhr) für Familien im Seestudio aufgeführt (für Kinder zwischen fünf und neun Jahren).

Für das traditionelle „Fest des Kindes“, bei Insidern kurz auch „Fedeki“ genannt, werden sich vom 7. bis 12. Juli die Klassenzimmer der Volksschule Weidach eine Woche lang in Kreativwerkstätten verwandeln. 200 Kinder zwischen sechs und elf Jahren singen, tanzen, entwerfen und gestalten gemeinsam für die Abschlussaufführung von „Fedekis kleiner Waldgeschichte“. Die Leitung der seit Mitte der 1980er-Jahre bestehenden Veranstaltung liegt in den bewährten Händen von Simon Kräutler, der einst selbst als junger Bub in der „Zauberflöte“-Produktion am See der Jahre 1985 und 1986 einen der drei Knaben gesungen hat. Diese Veranstaltung ist als einzige des „crossculture“-Programms bereits ausgebucht.   

Die „crossculture week“ findet vom 14. bis 19. Juli im Theater Kosmos jeweils von 10.30 Uhr bis 17.30 Uhr statt. Das Angebot richtet sich an Amateurmusiker der Bereiche Stimme, Gitarre, Klavier, Bass und Schlagzeug, die dort von Profis für einen bühnenreifen Auftritt im Vorfeld der folgenden „crossculture night“ gecoacht werden. Chef Simon Kräutler, heute selber erfahrener Musiker: „Es geht darum, dass man die jungen Leute dort fördert, wo sie heute stehen und ihnen Wege zeigt, die möglich sind, ohne groß Theorie und Harmonielehre zu vermitteln. Es soll einfach Spaß machen. Das beinhaltet auch Arrangements eigener Songs und vieles andere.“ Junge Stimmen haben sich bislang dafür zuhauf gemeldet, Instrumentalisten sind eher noch Mangelware und werden dringend gesucht.

Das Kernstück bildet traditionell die „crossculture night“ am Samstag, 19. Juli für Jugendliche und Studenten zwischen 14 und 26 Jahren. Es beginnt bereits um 14.00 Uhr mit Darbietungen aus der „crossculture week“, Führungen, Einführungen und weiteren Workshops und endet um 21.15 Uhr mit einer der Endproben des Spiels auf dem See. Für Regisseur Pountney ein erster verlässlicher Gradmesser, wie junges Publikum auf seine Inszenierung der „Zauberflöte“ anspricht.

Zwar nicht offiziell im Rahmen des „crossculture“-Programms angeboten, aber dennoch für Kinder geeignet, ist die dieses Jahr neu ins Festspielprogramm aufgenommene Familien-Oper. Am 17. und 18. August werden zwei direkt hintereinander gespielte Kurzopern gezeigt, die beide auf Märchenstoffen basieren und jeweils mit einem Vogel zu tun haben. „Die Nachtigall“ von Igor Strawinsky und „Die unerwartete Schwalbe“ von Simon Laks werden, musikalisch begleitet vom Symphonieorchester Vorarlberg, in eine Welt voller Fantasie führen.

Gesangsduo und Breakdancer als Rahmenprogramm


Das musikalische Rahmenprogramm der Pressekonferenz wurde vom Gesangsduo Tina und Anja Eres, 16 und 18 Jahre alt, aus Wolfurt bestritten, das im Vorjahr bei Simon Kräutler in einem Workshop Gesangsunterricht erhalten und seither in eigenen englischen Songs mit Feuereifer an seiner jungen Karriere weiter gearbeitet hat. Besondere Akzente setzte in diesem Rahmen eine vierköpfige Breakdance-Gruppe unter Patrick Gutensohn von der Dance School & Academy in Dornbirn, die zur verpoppten Arie der „Königin der Nacht“ aus der „Zauberflöte“ eine engagierte Darbietung auf den Steinboden des Künstlereingangs legte.

 

Infos und Anmeldung:
www.cross-culture.at
www.bregenzerfestspiele.com
info@cross-cultur.at
Telefon 0 55 74 / 407-6