Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Silvia Thurner · 13. Jul 2016 · Musik

Der Dirigent Christoph Eberle gründet ein neues Orchester - Die „QUARTA 4 Länder Jugendphilharmonie“ stellt sich im September mit mehreren Konzerten der Öffentlichkeit vor

Christoph Eberle ist als Initiator und langjähriger künstlerischer Leiter des Symphonieorchesters in Vorarlberg ein Begriff. In den vergangenen Jahren ist es hierzulande still um den Dirigenten geworden. Doch nun tritt er mit einem neuen Projekt an die Öffentlichkeit, das junge Musikerinnen und Musiker ins Zentrum rückt und ihnen ein Podium bietet. Sechzig Jugendliche aus dem Vierländereck Vorarlberg, Liechtenstein, Schweiz und Deutschland erarbeiten in einer intensiven Probenphase unter der Leitung von Christoph Eberle ein Orchesterprogramm und präsentieren dieses im benachbarten Ausland sowie in den großen Konzertsälen des Landes. Öffentliche Gelder konnten keine lukriert werden, private Sponsoren ermöglichen das Pilotprojekt.

Bei einer Pressekonferenz in Bregenz erklärte Christoph Eberle seine Intentionen. Dabei knüpfte er an seine Erfahrungen bei der Gründung des Symphonieorchesters Vorarlberg vor dreißig Jahren an. Darüber hinaus betonte er, dass er dem derzeit herrschenden Leistungs- und Wettbewerbsdruck, dem aufstrebende Musikstudierende stark ausgesetzt sind, entgegenwirken will.

Als Vater von vier musizierenden Kindern beobachtet er die zahlreichen Aktivitäten des heimischen Musikschulbetriebes auch aus musikpädagogischer Sicht. Seine persönlichen Erfahrungen führten ihm vor Augen, dass eine Plattform für die Orchesterpraxis außerhalb der Musikschulen und des Landeskonservatoriums fehlt. Genau in dieser Zwischenebene von Musikausbildung und Profiorchester möchte Christoph Eberle sein Jugendsinfonieorchester etablieren. Dieses soll angehenden Musikerinnen und Musikern die Möglichkeit bieten, unter professioneller Anleitung und auf hohem Niveau Orchesterliteratur zu pflegen. Angesprochen werden auch Jugendliche, die zwar eine hervorragende Ausbildung genossen haben, jedoch die Musik nicht zum Beruf machen wollen. In den zahlreichen (Laien)orchestern des Landes sieht Christoph Eberle keine befriedigenden Alternativen, denn ihm geht es auch um den Austausch und die Dynamik, die sich unter Jugendlichen aus unterschiedlichen Ländern und Ausbildungsstätten ergeben. Wichtig ist das aktive Miteinander ohne Konkurrenzdruck, denn im Orchesterkollektiv soll jeder Einzelne seinen Platz finden.

Mitwirkung im Orchester ohne Probevorspiel


In Abgrenzung zu anderen Jugendsinfonieorchestern in der Schweiz oder in Bayern verzichtet Christoph Eberle auf ein Vorspiel, das zur Mitwirkung bei „Quarta“ berechtigt. Er ladet die Jugendlichen zwischen 14 - 25 Jahren in Absprache mit Musiklehrern oder über persönliche Kontakte zum gemeinsamen Musizieren im Orchester ein. Wenngleich von institutioneller Seite, wie beispielsweise dem Landeskonservatorium, kein positives Feedback gekommen ist, tragen zahlreiche Musikpädagogen die Idee der „Quarta“-Initiatoren mit und haben tatkräftig mitgeholfen, das große Orchester von sechzig Mitgliedern zusammenzustellen.

Bei den Proben wird Christoph Eberle von der in Musikerkreisen bestens bekannten Violinpädagogin Alexandra Rappitsch unterstützt. Neben ihr wird der Kontrabassist Dominik Neunteufel - ehemaliges Mitglied der Wiener Philharmoniker und nun Musiker beim Mozarteumorchester Salzburg - die tiefen Streicher betreuen.

Ablehnung von Seiten der Subventionsgeber


Die öffentlichen Geldgeber, unter anderem die Kunstkommission des Landes Vorarlberg, die internationale Bodenseekonferenz und die Subventionsgeber der EU, konnten die Initiatoren bislang nicht überzeugen. Durch private Sponsoren, eine großzügige Spende des Cellisten Heinrich Schiff sowie Mitgliedschaften beim Verein „Quarta“, wird das Pilotprojekt ermöglicht. Die Proben für das ambitionierte Programm mit Werken von Debussy, Haydn und Dvorak finden Anfang September in Bizau statt. Als Solistin wird die Cellistin Julia Hagen (Tochter des Cellisten Clemens Hagen) das Cellokonzert in C-Dur von Joseph Haydn interpretieren. In fünf Konzerthäusern werden die erarbeiteten Werkdeutungen dargeboten. Allein in Vorarlberg konzertiert das Orchester im Bregenzer Festspielhaus, im Montforthaus Feldkirch sowie im Angelika Kauffmann Saal in Schwarzenberg.

Interesse wecken und Vereinsmitgliedschaften werben


Im Vorfeld hat Christoph Eberle nach eigenen Angaben zahlreiche Gespräche mit Orchester- und Musikschulleitern des Landes geführt. Auch Kooperationen wurden angestrebt, beispielsweise mit dem Symphonieorchester Vorarlberg. Jedoch konnte kein Interesse geweckt werden. In seinem aktuellen Bemühen fühlt sich Christoph Eberle an seine Anfänge bei der Orchestergründung des SOV vor gut dreißig Jahren erinnert. Auch damals gab es von vielen Seiten Bedenken und Widerstände. Diese galt es zu überwinden und das Orchester wurde zum Erfolg geführt. Dieselbe Dynamik erhofft sich Christoph Eberle nun wieder und er betont, dass er oft auf sein langjähriges Wirken im Symphonieorchester Vorarlberg angesprochen wird. Und nicht zuletzt deshalb zählt und baut er auch auf das Interesse und die Unterstützung der Abonnentinnen und Abonnenten des Symphonieorchesters Vorarlberg.

 

„QUARTA 4 Länder Jugendphilharmonie“
Werke von Debussy, Haydn und Dvorak
Julia Hagen, Violoncello; Christoph Eberle, Dirigent

16. 9.2016,  Carmen Würth Saal, Rorschach
17. 9.2016,  Montforthaus, Feldkirch
18. 9.2016,  Angelika Kauffmann Saal, Schwarzenberg
23. 9.2016, Kurhaus, Scheidegg
24. 9.2016, Festspielhaus - Bregenz
jeweils 19:30 Uhr
www.quarta4.org