Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Anita Grüneis · 10. Jun 2016 · Literatur

Liechtenstein – klein aber oho. Ein kurz und bündiges Buch

„Liechtenstein. Klein, aber oho“, so heißt ein neues Buch, das im Gmeiner-Verlag in der Reihe „Lieblingsplätze“ erschienen ist. Herausgeber sind Armin Öhri und die Interessengemeinschaft Liechtensteinischer Kulturschaffender IG Wort. Das Buch richtet sich an alle, die an Liechtenstein interessiert sind. Präsentiert wurde das Buch im Rahmen des 17. Liechtensteiner Literatursalons in der Landesbibliothek Vaduz.

„Es ist ein Unikum“, meinte Vereinspräsident Armin Öhri, der das Buch initiierte und gemeinsam mit der IG Wort im deutschen Gmeiner Verlag herausgab. Die Verlagsreihe nennt sich „66 Lieblingsplätze zum Entdecken, plus 11“, die Gestaltung der Bücher sind alle gleich: auf der rechten Seite steht der Text mit maximal 1'550 Zeichen, auf der linken ist das passende Foto dazu. Die meisten Fotos hat der Fotograf Michael Zanghellini beigesteuert, die Texte stammen von 32 Autorinnen und Autoren, fast alle Mitglieder der IG Wort. Entstanden ist ein literarisch angehauchter Reiseführer der besonderen Art.

Die Mammutbäume in Vaduz


„Immer sind es zwei“, schreibt Jonathan Huston, „ein Meister und sein Schüler. Was beim Krieg der Sterne für den Sith-Orden gilt, gilt auch für die Mammute in Vaduz. Oder besser gesagt, für die Mammut-Bäume, die Sequioias: Deren zwei sind es, mitten im Haberfeld, eine Kindertagesstätte und einen Kindergarten bewachsend, mit Blick auf das Schloss und nur wenige Schritte von den fürstlichen Ordensträgern entfernt, die auf dem Finanzplatz ihre Geschäfte treiben.“

Jahrmarkt oder Mickey Maus


Huston ist einer der Autoren, von denen die 66 „Spezialitäten“ des Landes beschrieben wurden. Mal sind die Texte eher lyrisch, mal sachlich-nüchtern, mal in Erinnerungen schwelgend oder geheimnisvoll erzählerisch. Die Unterschiedlichkeit der Schreibweise macht das Buch zu einem Entdeckerfeld. So erinnert sich Jens Dittmar an seine Erlebnisse auf dem Jahrmarkt Vaduz, wo er seine Micky-Maus Sammlung für einige Krimis eingetauscht hat. Sein Fazit: „Wer eine Micky-Maus-Sammlung sein Eigen nennt, sollte den Jahrmarkt von Vaduz meiden – außer er heißt Gustav Gans.“

Oskar Werner und das Fürstenfest


Dem Grab von Oskar Werner widmet Simon Deckert seine Zeilen. Er erinnert an Werners Wohnort, die Teixlburg, die längst einen neuen Besitzer hat und sucht auf dem Triesner Friedhof das Grab von Oskar Werner. „Nach einer Viertelstunde zwischen den verschneiten Gräbern fanden wir die Tafel in einer Ecke der Friedhofsmauer. Es hatte etwas Feierliches: Die Stille, der Ausblick; dass wir ihn gefunden hatten.“ Etwas Feierliches beschreibt auch Manuel Beck: Das Fürstenfest in Vaduz: „Wenn der Sommertag noch warm auf der Haut liegt, der Blick noch kurz am dunklen Himmel verharrt, das Knistern in den Ohren nachhallt, die Lichter auf der Netzhaut nachwirken. Wenn der Tag zu Ende ist.“

Der berühmte Apfelkuchen


Christine Glinski besucht das Berggasthaus Masescha in Triesenberg mit seinem berühmten Apfelkuchen, dessen Rezept geheim ist. „Im Leben zählt Genuss. Und Weitsicht“, konstatiert Glinksi. Doris Büchel ist in Vaduz unterwegs und kehrt in zwei Bar & Lounge ein – eine Ausgangsmeile, die sie im Vergleich zu jenen in Großstädten eine „Sonntagsschülerin“ nennt. „Doch der Mensch verfügt bekanntlich über viele Facetten, und so vermag auch die Sonntagsschülerin zuweilen aufzudrehen. Und wie.“

Dieser Ort ist wahrer Punk


Norbert Jansen beschreibt die Kunstwerke „En Miniature“ im Postmuseum und geht dabei auch auf die Geschichte des 1936 eröffneten Museums ein, die unter anderem zum Rücktritt des damaligen Regierungschefs Josef Hoop führte. Warum? Nachzulesen auf Seite 59. Eine Passion für das Ruggeller Riet hat der 20-jährige Anton Beck. Er nennt seine Geschichte „Solar Moon Melancholy“ und schreibt „Dieser Ort ist wahrer Punk ... wie er sich bewusst dem bevölkerten Fürstentum entgegensetzt und in Stille die Vergänglichkeit empfängt“. Gary Kaufmann besucht den Weiherring in Mauren. Sein Geheimtipp: Das Liegestuhlfest, veranstaltet vom Adilettenclub.

 

Das Buch „Liechtenstein. Klein, aber oho“ hat 192 Seiten und ist ab sofort in den Buchhandlungen erhältlich. Es kann auch beim Gmeiner Verlag als ePub oder pdf  für 11,99 Euro heruntergeladen werden.