Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Gunnar Landsgesell · 03. Dez 2015 · Film

Krampus

Black Christmas: In "Krampus" zelebriert eine amerikanische Familie das Weihnachtsfest nach den Regeln eines Dämons, weil der Santa Claus nicht gekommen ist. Teils witzig und böse in seinen Dialogen, wenngleich das wilde Treiben mehr an "Chucky", als an alpenländische Mythen erinnert.

Weil der halbwüchsige Max, der auch dieses Jahr wieder am weihnachtlichen Zank seiner Familie verzweifelt, den Glauben an den Weihnachtsmann verliert, übernimmt Santa Claus’ Gefährte, der Krampus, diesmal die Bescherung. Black Christmas, ein beliebter filmischer Topos, präsentiert sich hier in einer durch allerlei Schabernack erweiterten Version: Unheimliche Gestalten huschen um das Haus, das nach einem apokalyptischen Wettersturz und Stromausfall des gesamten Viertels im Dunkel liegt. Der Horror von „Krampus“ unter der Regie von Michael Dougherty entspinnt seine negativen Energien allerdings ursächlich vom gänzlich unfriedlichen, aber grotesk-komischen Gemeinschaftsessen der versammelten Familie: Gastgeber sind die Eltern von Max (Emjay Anthony), die man sich politisch gesehen als gut situierte und aufgeschlossene Demokraten vorstellen muss, die mit ihrem Schwager (David Koechner), einem Heißsporn und Waffennarren, wieder drei Feiertage durchstehen müssen. Gepfefferte Wortspenden etwa auch der Tante – „Seid ihr unter die Juden gegangen, weil es keinen Schinken gibt?“ – gemahnen an ein kulturell gespaltenes Land, in dem die Anhänger der Tea Party die Stimmung anheizen. In diesen Passagen bereitet „Krampus“ einiges Vergnügen ob seiner genau platzierten Schläge unter die Gürtellinie. Mit dem Eintritt der unheimlichen Ereignisse, die bald schon die zerstrittene Familie aneinander ketten, vergisst der Film diese seine dramaturgischen Qualitäten ein wenig und verlegt sich ganz auf das Ausspielen affektgesteuerter Szenarien, die man aus dem Horrorfach durchwegs kennt. Das Unheimliche der Familie erweitert sich in der Folge zu einem Höllenschlund rund um das Haus, das als Bastion nicht mehr sicher ist. Dämonische Kräfte schicken Lebkuchenfiguren und weiße Clown-Puppen als mörderische Soldaten gegen eine nach und nach dezimierte Weihnachtsgesellschaft aus. Auf ethnologische Erkenntnisse über die gehörnte Figur des Krampus sollte man dabei nicht zu sehr hoffen, Anleihen von den „Gremlins“ oder „Chucky, die Mörderpuppe“ bieten schon eher Referenzpunkte. Mittendrin die österreichische Schauspielerin Krista Stadler, die als seherische Omi in einem kruden alpenländischen Dialekt den Untergang vorhersagt. „Krampus“ ist trotz seiner dräuend-düsteren Stimmung als Horrorkomödie angelegt, die immer aus dem Blick des jungen Max zu sehen ist. Dass der Optimismus (paraphrasiert als Glauben an den Santa) einen nie verlassen sollte, weil sonst der Krampus an die Tür klopfen könnte, wird dem geneigten Zuseher als augenzwinkernde Botschaft mit auf den Weg gegeben.