Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Walter Gasperi · 27. Aug 2015 · Film

Aktuell in den Filmclubs (28.8. - 3.9. 2015)

Beim TaSKino Feldkirch wandelt diese Woche in „A Girl Walks Home Alone at Night“ ein weiblicher Vampir im Tschador durch eine Geisterstadt, während beim Filmforum Bregenz Blockbuster-Regisseur Jon Favreau in „Kiss the Cook“ als gefallener Gourmet-Koch mit einem Imbisswagen durch die USA zieht.

A Girl Walks Home Alone at Night: Nachts zieht ein in einen Tschador gehüllter weiblicher Vampir (Sheila Vand) durch die triste, am Rand eines Ölfelds gelegene iranische Geisterstadt Bad City. Emotionslos saugt dieser Nachtgestalten wie einem Dealer, einem Obdachlosen oder einer Prostituierten das Blut aus, bis dieser namenlose Rachengel auf einer Maskenparty den als Dracula verkleideten Arash (Arash Marandi) kennenlernt und sich eine Liebesgeschichte entwickelt.
Die Handlung mag dünn sein und etwas unsicher von einer Szene zur nächsten holpern, aber wichtiger als der Inhalt ist Ana Lily Amirpour ganz offensichtlich die Form. Intensiv evoziert die Debütantin mit Schwarzweiß und Cinemascope eine poetisch-melancholische Stimmung der Einsamkeit und Verlorenheit. Lustvoll spielt sie mit Zeitraffer und Zeitlupe, weckt Erinnerungen an die frühen Filme von Jim Jarmusch, aber natürlich auch an dessen Vampirfilm „Only Lovers Left Alive“, und steigert die Stimmung noch durch einen hypnotischen, zwischen melancholischer persischer Ballade, alten Hits und Technoklängen wechselnden Soundtrack.
Die Lust am Eklektizismus und Zitat zeigt sich aber auch in der Art, wie die Figuren in Szene gesetzt werden. Denn der Vampirin verpasst Amirpour tagsüber eine Frisur und einen Pullover, der unwillkürlich an Jean Seberg in Godards „Außer Atem“ erinnert, und Arash wirkt mit Frisur, T-Shirt und schwarzen Jeans wie der wiedergeborene James Dean. Nicht zu übersehen ist aber, dass die Figurenzeichnung an sich dabei zu kurz kommt, die Protagonisten dem Zuschauer fremd bleiben.
TaSKino Feldkirch im Kino Rio:
Fr 28.8. + Sa 29.8. – jeweils 22 Uhr; Mo 31.8., 18 Uhr

Kiss the Cook: Ein Befreiungsschlag von Blockbuster-Regisseur Jon Favreau („Iron Man“, „Cowboys and Aliens“): Mit sich selbst in der Hauptrolle erzählt er von einem Chefkoch, der erst durch einen Neubeginn mit einem Imbisswagen nicht nur seine Lebensfreude wieder gewinnt, sondern auch in den Beziehungen zu seinem zehnjährigen Sohn und seiner Frau Einiges in Bewegung bringt.
Die Vater-Sohn- und Ehegeschichte sind altbekannt und bewegen sich in ausgesprochen ausgetretenen Bahnen, doch sollte man darin nur Aufhänger für die Feier des Kochens, des guten Essens und der Lebensfreude sehen. Denn in erster Linie ist „Chef – Kiss the Cook“ eine lustvoll inszenierte Komödie, die diese Lust mit viel Musik, vor allem kubanischer, aber auch Blues und Jazz, und jeder Menge Koch- und Essszenen, aber auch einem gelöst aufspielenden Ensemble beschwört.
Da nimmt sich Favreau, dessen Köperfülle darauf schließen lässt, dass er auch selbst ein Fan von gutem Essen ist, nicht ernst, schüttelt locker diesen kleinen Film aus dem Ärmel und will mit dem Dreieck Restaurantbesitzer-Chefkoch-Kritiker wohl auch über die Situation des Filmregisseurs im Spannungsfeld zwischen Produzent und Filmkritik reflektieren.
Gleichzeitig kann man in diesem leichthändigen Feelgood-Movie, wenn hier bei den Speisen Kubanisches und Texanisches gemixt wird, bei Sandwiches experimentiert wird und nicht streng nach Regeln gekocht wird, auch einen Seitenhieb gegen den Einheitsbrei, der in Hollywood vielfach im Filmgeschäft produziert wird, sehen.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz:
Sa 29.8., 22 Uhr