Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Walter Gasperi · 16. Jun 2016 · Film

Aktuell in den Filmclubs (17.6. - 23.6. 2016)

An die Gräuel der Pinochet-Diktatur zu erinnern, ist zweifellos wichtig, doch Florian Gallenberger wählt in "Colonia Dignidad", den das Filmforum Bregenz diese Woche zeigt, wohl die falschen Mittel. Eine flotte Jugendbuchverfilmung steht dagegen im TaKino Schaan mit Michael Steiners "Mein Name ist Eugen" auf dem Programm.

Colonia Dignidad: Zur Zeit der Diktatur Pinochets fungierte das 1961 vom deutschen Sektenführer Paul Schäfer gegründete Siedlungslager “Colonia Dignidad” als Folterzentrum des chilenischen Geheimdienstes. Vor dem Hintergrund dieser historischen Realität erzählt Florian Gallenberger (“John Rabe”) von einem deutschen Allende-Anhänger (Daniel Brühl), der nach dem Militärputsch vom 11. September 1973 in dieses Lager verschleppt wurde. Seine Freundin (Emma Watson) gibt sich mit seinem Verschwinden aber nicht ab und schleust sich als Anhängerin der Sekte ins Lager ein.
Dass alle Deutschen in “Colonia Dignidad” Englisch sprechen ist noch das kleinste Problem, schwerer wiegt die grobschlächtige und auf deftige Effekte zielende Inszenierung. Differenzierte Figurenzeichnung vermisst man hier ebenso wie detailliertere Schilderung der Hintergründe. Der reale Schrecken wird auf einen trashigen Horrorfilm heruntergebrochen, während im Finale, in dem auch die deutschen Waffenlieferungen ans Pinochet-Regime angeschnitten werden, unübersehbar Ben Afflecks “Argo” kopiert wird.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Sa 18.6., 22 Uhr

Mein Name ist Eugen: Rasant, mit augenzwinkernder Ironie und einem Tonfall, der den einer Lausbubengeschichte genau trifft, hat Michael Steiner Klaus Schädelins 1964 spielendes Jugendbuch über vier Berner Jugendliche, die von zu Hause abhauen und sich selbst nach Zürich durchschlagen, inszeniert.
Jeder Leerlauf ist hier verboten, wie eine perfekt geschmierte Kinomaschine wird die Handlung abgespult. Doch das enge Drehbuchkorsett lässt weder den Schauspielern Raum und Zeit um ihre Rollen zu entwickeln noch dem Zuschauer um seinen Gedanken freien Lauf zu lassen. Die Charaktere werden kaum entwickelt. Auf klischeehafte Typen reduziert sind nicht nur die Eltern, die unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten angehören, Polizisten oder eine Rockergruppe, sondern weitgehend auch die verschworene Gruppe der jugendlichen Lausbuben, die sich aus zwei Anführern, einem dummen Dicken und einem verwöhnten Muttersöhnchen zusammensetzt.
Auch der Witz ist von unterschiedlichem Niveau, mal wirklich originell, mal vorhersehbar, mal billiger Klamauk und wirklich peinlich, wenn ein Sprachfehler für Lacher herhalten muss. Als gewitzt und mit Verve erzähltes Unterhaltungskino mag „Mein Name ist Eugen“ funktionieren und Erinnerungen an die eigene Kindheit oder die Lektüre dieses Schweizer Jugendbuchklassikers wecken, doch mehr bietet diese Lausbubengeschichte kaum. Denn Steiner lotet die Entwicklung der Jugendlichen zu Erwachsenen und das Schweizer Lokalkolorit mit dem historischen Hintergrund der 1960er Jahre nicht aus, sondern bleibt auf Oberflächliches und Nostalgisches reduziert.
Takino Schaan: Mi 22.6., 14.30 Uhr