Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Peter Füssl · 01. Feb 2016 · CD-Tipp

Michel Benita Ethics: River Silver

Der aus Algerien stammende, in Frankreich aufgewachsene Bassist Michel Benita wird dem Bandnamen „Ethics“ mit der Besetzung seines aus dem norwegischen Gitarristen Eivind Aarset, dem Pariser Drummer Philippe Garcia, dem Schweizer Flügelhornisten Matthieu Michel und der japanischen Koto-Spielerin Mieko Miyazaki bestehenden Quintetts durchaus gerecht. Ein besonderer Reiz dieses Projektes besteht für Benita darin, die japanische Zither in die traditionelle Instrumentierung zu integrieren und dadurch den Gruppenklang entscheidend zu verändern.

Die vom grandiosen Saiyuki-Trio des Gitarristen Nguyên Lê her bekannte Mieko Miyazaki ist dafür besonders prädestiniert, fühlt sie sich doch in der japanischen Tradition ebenso zuhause wie in der zeitgenössischen westlichen Musik und liebt es, wie alle anderen Ethics-Musiker, jegliche stilistischen Grenzen hinter sich zu lassen. Benitas Kompositionen bewegen sich im Spannungsfeld von Jazz und Folk und sind durch eine angenehme lyrische Grundstimmung charakterisiert, die maßgeblich von den gedämpften Flügelhornklängen Matthieu Michels geprägt ist. Aarsets ausgeklügelte Soundtüfteleien, Garcias stets dezente, aber wirkungsvolle Rhythmusarbeit und der Bandleader mit seinen in 35 Jahren in der Jazzszene der Seine-Metropole gesammelten, ungemein reichhaltigen Erfahrungen am Kontrabass harmonieren auf wunderbare Weise mit den Klängen der dreizehnsaitigen Wölbbrettzither. Diese wird keineswegs als orientalischer Aufputz verstanden, sondern stellt einen ganz elementaren Bestandteil des musikalischen Geschehens dar. Besonders zur Geltung kommt Mieko Miyazaki klarerweise in ihrer Komposition „Hacihi Gatsu“, einem knapp fünfminütigen Duo mit Michel Benita. Stimmig gliedern sich weitere Fremdkompositionen ein, etwa von der englischen Dudelsackspielerin Kathryn Tickell, die Benita von seiner Zusammenarbeit mit dem Saxophonisten Andy Sheppard her kennt, oder vom norwegischen Jahrhundertwende-Komponisten Eyvind Alnaes. Im Titelstück „River Silver“ schildert Benita die wunderbare Stimmung, die über Paris lag, als er aus dem Fenster eines Hauses auf der Île de la Cité blickte und sah, wie sich die Sonne in der Seine spiegelte. Zauberhaft!

(ECM/www.lotusrecords.at)