Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Peter Füssl · 08. Jun 2015 · CD-Tipp

Melody Gardot: Currency of Man

„Special thanks: the vagabonds, the ramblers, the thieves & the gamblers, the dug up and sunk down. The blood of what is LA town. The reality & truth of the lives of the living & the numb who insist there’s no good done by giving ... these are your stories.“ Mit ihrem vierten Album taucht die mittlerweile 30-jährige und durchaus erfolgsverwöhnte Melody Gardot tief in die amerikanische Wirklichkeit ein, an den Rand der Gesellschaft, der immer breiter wird.

Im Song „Preacherman“ etwa erinnert sie an Emmett Till, der vor 60 Jahren aus rassistischen Gründen sterben musste und fragt sich angesichts ähnlich gelagerter Fälle aus jüngster Zeit, warum sich denn diese Gesellschaft permanent weigert, aus Fehlern zu lernen. Den Menschen an den Schattenseiten der Wohlstandsgesellschaft verleiht Gardot in den 15 neuen Songs ihre äußerst expressive und unter die Haut gehende Stimme. Musikalisch bewegt sie sich für diesen Zweck mehr in Richtung Jazz, Blues und R’n’B als auf den Vorgängeralben, lässt eingespieltes Schallplattenknistern, Straßenstimmen oder Vogelzwitschern Atmosphäre schaffen, wirft sich mit scharfen Bläsersätzen, emotional aufgeladenen Backgroundchören und fülligen Streicherorgien groß in Pose oder zeigt sich mit einer unbegleiteten Pianoballade von ihrer verträumten Seite. Mit Produzent Larry Klein (vier Grammys) und Arrangeuren wie Altmeister Jerry Hey (fünf Grammys) oder dem talentierten Franzosen Clément Ducol hat sie stilsichere und gefinkelte Spezialisten zur Seite, die ihre sozialkritischen Statements in ein gleichermaßen massentaugliches wie anspruchsvolles, filmmusikartiges musikalisches Gewand kleiden. Vielleicht gelingt es ihr sogar, auf diese Weise ihre Botschaften dorthin zu bringen, wo sie hingehören.

(Decca/Universal)