Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Peter Füssl · 15. Jun 2016 · CD-Tipp

Markus Strickland’s Twi-Life: Nihil Novi

Der aus Florida stammende und in New York lebende Saxophonist und Bassklarinettist ist diesseits des Atlantiks vor allem in den Bands von Roy Haynes und Dave Douglas bekannt geworden und zählt schon seit Längerem zu den Hoffnungsträgern, die die Musik im Allgemeinen und den Jazz im Besonderen in bislang unbekannte Dimensionen weiterentwickeln sollen. Wenn er nun sein Blue Note-Debut ausgerechnet „Nihil Novi“ nennt, hat das weniger mit Selbstironie zu tun als mit der weisen Erkenntnis, dass es genügend exzellentes Altes gibt, das man nur auf unkonventionelle Weise neu kombinieren muss.

In Stricklands Fall sind das vor allem die experimentellen Techniken von HipHop-Visionären wie beispielsweise dem vor zehn Jahren verstorbenen J Dilla, die er mit Elementen aus R’n’B, Funk, Post-Bop, Afrobeat à la Fela Kuti,  malischen Ethno-Sounds von Bazoumana Sissoko, Charles Mingus- oder McCoy Tyner-Reminiszenzen oder verdrehten Bela Bartók-Samples zusammenbringt. Um diesen außergewöhnlichen Mix zu realisieren, holte sich Strickland zwei einschlägig vorbelastete Koryphäen: Bob Power, der auch schon für D’Angelo oder A Tribe Called Quest am Mischer saß, und Meshell Ndegeocello als Produzentin. Stricklands Langzeit-Band Twi-Life besteht aus dem ebenfalls HipHop-erfahrenen Trompeter Keyon Harrold, Bassist Kyle Miles, Drummer Charles Haynes, Organist Mitch Henry und Keyboarder Masayuki Hirano. Gemeinsam mit illustren Gästen wie der R’n’B/HipHop-Sängerin Jean Baylor, Pianist Robert Glasper und Ndegeocello oder Pino Palladino am Bass setzen sie die unorthodoxen Ideen des Bandleaders perfekt um. Das Ergebnis klingt absolut nicht verkopft, sondern über weite Strecken durchaus erfrischend – vielleicht ist „nihil novi“ ja doch zukunftsträchtig.

(Revive/Blue Note/Universal)