Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Peter Füssl · 10. Aug 2015 · CD-Tipp

Gary Peacock Trio: Now This

Mit „Now This“ feiert der Kontrabassist Gary Peacock gleich ein doppeltes Jubiläum, nämlich seinen 80. Geburtstag und seine 40. Produktion bei ECM. Dass er, der schon in wegweisenden Piano-Trios mit Bill Evans, Paul Bley und mehr als dreißig Jahre lang mit Keith Jarrett neue stilistische Maßstäbe auf dem Bass setzte, neuerlich dieses Bandformat wählte, mag verwundern, aber vielleicht hat ihn gerade diese Herausforderung ganz besonders gereizt.

. Jedenfalls ist „Now This“ in mehrerlei Hinsicht ein bemerkenswertes Album geworden. Einmal weil Peacocks enorme Kreativität als Komponist ganz besonders hervorgehoben wird – unter den sieben Eigenkompositionen finden sich seine schon mehrfach aufgenommenen „Klassiker“ wie „Moor“, „Vignette“ oder „Requiem“, aber auch ganz neue Stücke. Und zum Zweiten, weil Peacock im exzellenten Pianisten Marc Copland schon seit vielen Jahren einen wahren musikalischen Seelenverwandten gefunden hat. Auch mit dem ungeheuer vielseitigen Drummer Joey Baron, der gleichermaßen explosiv wie sensibel die unterschiedlichsten Anforderungen zu erfüllen vermag, verbindet ihn eine lange Geschichte. Alle drei sind sie großartige Improvisatoren, die solistisch Brillantes zu bieten haben, sich aber auch völlig banddienlich wechselseitig mit kreativen Impulsen anspornen und zu einem perfekten Gruppensound finden. Dass Gary Peacock als primus inter pares vielleicht doch etwas mehr „zu Wort“ kommt als in den eingangs genannten Starpianisten-Formationen ist dezent zu spüren. Zwei Copland- und eine Baron-Komposition fügen sich ebenso nahtlos ein wie Scott LaFaros „Gloria’s Steps“, mit dem Gary Peacock einen weiten Bogen in seine musikalische Vergangenheit spannt: diesen Titel hatte er schon in den 1960er Jahren mit Bill Evans gespielt.

(ECM/Vertrieb: www.lotusrecords.at)