Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Peter Füssl · 27. Mai 2015 · CD-Tipp

Courtney Barnett: Sometimes I Sit and Think, and Sometimes I Just Sit

Eigentlich wollte Sophie Hunger nach ihrer anstrengenden Monster-Tournee eine längere Auszeit im sonnigen Kalifornien nehmen, ein Konzert von Courtney Barnett in San Francisco habe sie aber derart umgehauen, dass sie gleich wieder mit dem Songschreiben für ihre neue CD „Supermoon“ begonnen habe. Nicht nur die Schweizer Pop-Ikone schwärmt von der 26-jährigen Australierin in höchsten Tönen, auch das Musikfeuilleton zeigt sich vom höchst originell betitelten Debutalbum der Singersongwriterin und Gitarristin aus Melbourne begeistert.

Velvet Underground und die Kinks, der junge Dylan, Jonathan Richman und Nirvana werden herbeizitiert, wenn es darum geht, den knackigen Sound und die in eigenwilligem Sprechgesang interpretierten bissigen Texte von Courtney Barnett zu verorten. Wie der Titel richtig vermuten lässt, erzählt diese ihre hintergründigen Alltagsgeschichten voller lässiger Lakonie und gepaart mit Witz und wohltuender Selbstironie. Es sind die kleinen Desaster, nicht die großen Katastrophen, die wortgewandt skizziert und mit eingängigen Melodien versehen zu Powerpop- oder Indierock-Perlen veredelt werden. Das darf durchaus auch einmal richtig krachen und mit punkiger Schnoddrigkeit daherkommen, wenn sie Oberflächlichkeiten auf den Grund geht und an der Fassade kratzt – auch an der eigenen. Courtney Barnett hat Biss, ist clever und erfrischend uneitel und – Achtung! – nicht mehr aus dem CD-Player herauszubringen.

(Milk!Records/Marathon Artists)