Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Karlheinz Pichler · 31. Jän 2016 · Ausstellung

In den Gründen der Hohelied-Gärten malerisch weiden – Margit Krismer in der Bludenzer Galerie allerArt

Der aktuell laufende Werkeinblick in das Schaffen der Meininger Künstlerin Margit Krismer läutet für Alfred Graf das zehnte und letzte Jahr seiner Kuratorenschaft bei der Galerie allerArt in Bludenz ein. Ende Jahr will er dann seinen Sessel räumen, um Platz für frischen Wind zu ermöglichen. Die allerletzte Ausstellung, die er kuratiert, soll dann seinem eigenen Werk gewidmet sein. Bis dahin steht allerdings noch einiges anderes auf dem Programm. Etwa Ausstellungen mit den Italienern Luca Matti und Lucio Pocci sowie Ilse Aberer, Liddy Scheffknecht oder Kirsten Helfrich. Bislang hatte Graf stets ein Jahreskonzept auf die Beine gestellt. Für 2016 lautet die Devise einfach, offen gebliebene Zusagen einzulösen, begonnene Kooperationen weiterzuführen oder Spuren für eine mögliche Zukunft zu setzen.

Als Nachfolgerin von Alfred Graf wird auf Anfang 2017 hin die Kunsthistorikerin und Wirtschaftswissenschaftlerin Andrea Fink für das Programm der Galerie allerArt verantwortlich zeichnen. Die derzeit in Innsbruck lebende Vorarlbergerin ist in der Szene bestens bekannt, war sie doch von 2009 bis 2010 für das Marketing und die Öffentlichkeitsarbeit des Kunstraums Dornbirn zuständig und danach leitete sie für eineinhalb Jahre das Flatz Museum in Dornbirn. Von ihr erwartet sich Maurer nichts weniger als eine neue Handschrift für den „White Cube“ in der Remise Bludenz.

Das Hohelied


Die Auftaktausstellung dieses Jahres ist also dem Schaffen der aus Meiningen stammenden Vorarlberger Künstlerin Margit Krismer gewidmet. Für die 1956 geborene Malerin und Zeichnerin ist dies die erste größere Ausstellung überhaupt. Nach Ansicht von Alfred Graf habe Krismer über viele Jahre hinweg ein konsequentes Werk geschaffen und sich damit den Auftritt in der Remise verdient.

Die Arbeiten Krismers, deren Atelier im Rankweiler Gewerbepark untergebracht ist, ist stark meditativ eingefärbt. Zumeist geht sie von textuellen Grundlagen aus, wie etwa Gedichten von Paul Celan, zu denen sie freie assoziative Bildentsprechungen entwickelt. Die Auseinandersetzung mit lyrischen und häufig auch alttestamentarischen und mystischen Texten wird gleichsam zum Katalysator ihrer malerischen und grafischen Arbeit.

Als Bildträger verwendet Krismer bevorzugterweise mit Papiermaché überschichtete Jute und Leinwand oder Bütten- und andere Papiere. Auf diese Malgründe überträgt sie mit Pinsel, Tusche, Eitempera und Leinöl ihre von den Schriftverinnerlichungen ausgelösten poetischen Improvisationen.

Im Rahmen ihrer Ausstellung in der Galerie allerArt wartet die Künstlerin mit einer Serie von kleinen Tuschmalereien sowie fünf Großformaten und einer „Extra-Large-Arbeit“ auf, für die alle das alttestamentarische „Hohelied“ den Impetus lieferte. Beim sogenannten „Hohelied“ handelt es sich um eine Sammlung von Liebesgedichten, die ein wechselvolles Zusammenspiel von Begehren und Erfüllung, Trennung und Vereinigung ohne fortschreitenden Handlungszusammenhang wiedergeben. Ein besonderes Kennzeichen des Hoheliedes ist die ausgesprochen bildhafte Sprache und das immerwiederkehrende, metaphernhafte Motiv des Gartens. Davon inspiriert, will Krismer den Kunstraum gleichsam in einen lyrisch-kontemplativen Garten der Malerei verwandeln.

Krismers Malerei bleibt dabei in weiten Zügen gestisch abstrakt. Manchmal erinnern ihre schwungvollen Pinselzüge an japanische Bildzeichen. Oder ein aus der Phantasie realistisch gemalter Garten ist im Hintergrund zu streifenartig aufgetragenen schwarzen Bildräumen nur fragementarisch wahrnehmbar. Das Bruchstückhafte, das Durchscheinende, das nur begrenzt Wahrnehmbare spielen im Schaffen der Meininger Künstlerin eine wesentliche Rolle. Vieles bleibt in ihrer Malerei nur angedeutet, so wie auch die gesamte menschliche Existenz nur immer in kleinen Ausschnitten erfassbar sei. Dazu passt auch die Konzentration auf die Farbe respektive Nichtfarbe „Schwarz“, in der alle anderen Farben enthalten sind. Das Bunte ließe sich schlecht steuern und würde ablenken. Im Schwarz ist alles enthalten, alles angedeutet, man muss sich nur darauf einlassen.

Margit Krismer
Galerie allerArt in der Remise Bludenz, Raiffeisenplatz 1
Bis 21.2.2016
Mi-So 15-18 
www.allerart-bludenz.at