Wir alle werden reich!
„Fairycoin“ – Ein Märchen für Erwachsene und zwei Stunden beste Unterhaltung im Theater Kosmos
Dagmar Ullmann-Bautz · Apr 2024 · Theater

Geschrieben von der Autorin Natalie Baudy und auf die Bühne gebracht vom Ensemble für unpopuläre Freizeitgestaltung UNPOP in Kooperation mit dem Theater Kosmos, wurde „Fairycoin" am vergangenen Donnerstag zur bejubelten Uraufführung.

Baudy bezeichnet ihr Stück Fairycoin als Märchen aus der Kryptowelt, eine Erzählung über die verzweifelte Suche nach dem Glück, wobei glücklich zu sein scheinbar nur den Reichen vorbehalten ist. Sie hat einen klugen, witzigen und poetischen Text geschrieben, den Stephan Kasimir und Caro Stark in farbenfrohen, schillernden Bildern mit einem herrlich spielfreudigen Ensemble umgesetzt haben. 

Neue Texte für die Bühne 

Entstanden ist „Fairycoin“ im Rahmen des Drama Lab der Wiener Wortstätten 2023. Seit der Gründung im Jahr 2005 stehen die Entwicklung und Förderung neuer Texte für die Bühne im Mittelpunkt der Institution, bei der sich seit 2022 jährlich über 100 Autor:innen für das Drama Lab bewerben. Eine ganz wunderbare Aktion, um Autor:innen zu unterstützen und neue Theatertexte zu realisieren. Für das Drama Lab 2023 wurde Natalie Baudy gemeinsam mit drei weiteren Autor:innen und ihren Stückentwürfen ausgewählt und ein Jahr bei der Ausarbeitung des Stückes begleitet. Natalie Baudy, 1990 in der Nähe von Augsburg geboren, arbeitet seit 2018 als freiberufliche Autorin und Dramaturgin im Theater- und Performancebereich und lebt in Berlin. Ihre Arbeiten sind bereits preisgekrönt, ihr Interesse gilt der popkulturellen Ästhetik, den digitalen Phänomenen und feministischen Perspektiven. Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Leben in Deutschland ist der jungen Autorin wichtig. 

Großartiges Ensemble 

Zwölf Menschen tummeln sich auf der Bühne im Theater Kosmos, überschlagen sich fast vor Sehnsucht und Gier nach Reichtum. In schnellen kurzen Szenen werden sie dem Publikum vorgeführt, berührend, herrlich komisch und mitreißend. Keiner weiß eigentlich, wie diese digitale Goldmaschine funktioniert, aber jeder will dabei sein, will profitieren, will sich in digitalem Reichtum suhlen.
Eine Journalistin (wunderbar Julia Loibl) führt durch den Abend, stellt Fragen, die unbeantwortet bleiben und versucht sich bis zum Schluss nicht von dieser Welle mitreißen zu lassen. Alle anderen, vom Fischerpaar auf Island (großartig und berührend Barbara Novotny und Anwar Kashlan) bis zur Drogenhändlerin (ausgezeichnet Sabine Lorenz) und ihrer Kundin (fantastisch Helga Pedross), von der unterdrückten Ehefrau (super Diana Kashlan) bis zur Künstlerin (überzeugend Carmen Jahrstorfer) werden kopflos angetrieben vom Traum vom großen glückbringenden Geld, das ihnen wie bei Sterntaler einfach in den Schoß fallen wird. So ist es ein Leichtes für den glückversprechenden Kaiser (herrlich Suat Ünaldi) und die Prinzen (exzellent und witzig Caroline M. Hochfelner und Nurettin Kalfa), die sich in wunderbar schrill schillernde Frösche verwandeln, die ganze Schar einzusammeln und vom neuen Wunderding Farycoin, das Reichtum für ALLE bringen soll, zu überzeugen. Derweilen schaut der Mann im Mond (beeindruckend Hubert Dragaschnig) diesem Treiben zu und verzweifelt daran, hatte er doch als Erfinder des Bitcoins nur die edelsten und großmütigsten Gedanken. Zum Heulen komisch der superreiche Fatzke (brillant Johannes Gabl), der den Code vergessen hat, wodurch sich sein Gewinn, eine unglaubliche Summe, einfach in Luft auflöst.

Feinste Teamarbeit hinter der Bühne

Baudy hat ein wunderbares Märchen geschrieben, und Kasimir hat es mit ganz viel Fantasie auch märchenhaft umgesetzt. Die Bühne von Caro Stark ist einfach beeindruckend schön und wurde von Matthias Zuggal auch in ein zauberhaftes Licht getaucht. An den bunten, detailreichen Kostümen (ebenfalls von Caro Stark), die ganze Lebensgeschichten erzählen, kann man sich kaum sattsehen.
Alles in allem ein ganz toller Abend, der auch vom sich bestens amüsierenden Publikum tosend beklatscht wurde.

„Fairycon – Märchen aus der Kryptowelt“ von Natalie Baudy
weiter Aufführungen: 21./28.4. und 5.5. jeweils um 17 Uhr sowie 26./27./28.4. und 2./4./9./10./11.5. jeweils um 19.30 Uhr
Theater Kosmos, Bregenz

https://theaterkosmos.at/veranstaltungen-und-spielplan/
https://www.unpop.at/

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