Vorarlbergs Familiennamen in einem Buch
Hubert Allgäuer: Etymologisches Lexikon der Vorarlberger Familiennamen Raffaela Rudigier · Nov 2023 · Literatur

„Familiennamen sind ein farbiges und interessantes Stück Kulturgeschichte, die die Beziehungen der Menschen untereinander und zu den Dingen der Umwelt erhellen. Namen gewähren uns Einblicke in die Zeit ihrer Entstehung im Mittelalter. Sie erzählen vom bunten Handwerksleben, vom Leben der bäuerlichen Landbevölkerung, aber auch von den liebevollen bis rücksichtlosen Übernamen, mit denen viele Mitmenschen bedacht wurden“, heißt es in der Ankündigung des Buches. Dabei gehe es in diesem Lexikon nicht um sippengeschichtliche Bezüge, sondern „um Herkunft, Bildung und Bedeutung der Familiennamen. Die zahlreichen (über 5.600) urkundlichen Belege sollen zeigen, wann und wo ein Name erstmals belegt ist. Dahinter steht das Bemühen, die ‚Urheimat‘ eines Namens aufzuspüren. Neben den Belegen bot sich Platz für 552 Sippenwappen bzw. Siegel“.

Die Suche nach über 34.000 Namen

Bei seiner Recherche sind Hubert Allgäuer viele spannende Namens-Geschichten untergekommen: „Der Köpfer ist eine Bader, der Schröpfköpfe aufsetzt. Der Name Kurt (als deutscher Name von Konrad) ist meistens türkisch und bedeutet Wolf. Der Name Rothmund setzt sich zusammen aus dem mittelhochdeutschen (mhd.) ‚hroud‘ (Ehre) und mhd. ‚mund‘ (Beschützer), ähnlich der Bezeichnung ‚Vormund‘“.
Allgäuer hat fünfeinhalb Jahre an dem über 1.500 Seiten starken, zweibändigen Lexikon gearbeitet. Da stellt sich die Frage, ob einem bei der Arbeit an so einem Mammut-Werk nie „der Pfus usgoht“? „Die Frage wird mir oft gestellt. Entschiedene Antwort: NEIN. Dabei war es jahrelang ein 8- bis 10-Stunden-Tag. Ende: 21.30 Uhr. Und das in meinem Alter! Meine Frau, ich nenne sie ‚Computerwitwe‘, ist sehr tolerant!“
Die Herangehensweise an diese weitreichende Recherche gestaltete sich so: „Zunächst werden die Namen in einer Rohdatenliste zusammengetragen. Das waren mehr als 34.600 Namen (über 860 Seiten). Fremdländische Namen werden mit Hilfe von forebears.io dem Land bzw. der Sprache zugeordnet. Dann beginnt die Suche nach der Bedeutung.“ Die größte Herausforderung seien die vielen fremdländischen Namen gewesen. Flüchtlingswellen und Immigration fanden ihren Niederschlag in der Namenswelt. „Aber es gab 19 Gewährsleute, viele Lexika und reichlich Literatur. Und trotzdem blieben etliche Namen ungeklärt.“

Problemfälle erhöhen die Motivation

Hubert Allgäuer war vor seiner Pensionierung Volksschul-, Hauptschul- und Gymnasiallehrer, Musikpädagoge an der Pädagogischen Akademie, Chorleiter, Organist und Instrumentenbauer. Als Buchautor, Namens- und Dialektforscher ist er im Land schon lange bekannt. Dabei schreckt er in seiner Arbeit vor umfangreichen Werken nicht zurück, wie er schon mit seinem „Mundartlexikon“ bewiesen hat. Was gefällt ihm daran, sich so lange mit einem Thema zu beschäftigen? „Das hat mit ‚Gefallen‘ nichts zu tun. Das ist eine Sache der Ausdauer, auch der Gesundheit: Nie Grippe oder Covid - und auch keine Rücken- oder Augenprobleme. Jeder gelöste ‚Problemfall' erhöht die Motivation.“

Dieser Artikel ist bereits in der Print-Ausgabe der KULTUR November 2023 erschienen.

Hubert Allgäuer: Etymologisches Lexikon der Vorarlberger Familiennamen – Herkunft und Bedeutung von 17.734 Familiennamen, dazu mehr als 5.600 urkundliche Belege, 552 Wappen oder Siegel (Schriften der Vorarlberger Landesbibliothek, Bd. 24, hg. von Marion Kaufer), 1.521 Seiten, Hardcover, ISBN 978-3-200-09348-5, € 115

Buch-Präsentationen:
Fr, 10.11., 19.30 Uhr, Landesbibliothek Vorarlberg, Bregenz
Mi, 15.11., 19.30 Uhr, Pfarrzentrum, Feldkirch Altenstadt
Do, 16.11., 19.30 Uhr, Salomon-Sulzer-Saal, Hohenems
Fr, 17.11., 19 Uhr, Montafoner Heimatmuseum, Schruns
Do, 23.11., 18 Uhr, Rathaus, Bludenz
Fr, 1.12., 20 Uhr, Löwen-Saal, Egg