Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Walter Gasperi · 15. Sep 2013 · Theater

Nur Mut, kleiner Vogel – Das Vorarlberger Landestheater eröffnete mit dem Kinderstück „Spatz Fritz“ die neue Spielzeit

Bis auf den letzten Platz gefüllt war das Kleine Haus des Bregenzer Kornmarkttheaters bei der Premiere von Rudolf Herfurtners „Spatz Fritz“. Niemand bereute wohl sein Kommen, denn die Geschichte von Mut und der Überwindung von Vorurteilen bot 45 zauberhafte Theaterminuten.

Fast nichts benötigt Andrea Hölzl für ihr Bühnenbild, das damit auf den mobilen Einsatz als Klassenzimmertheater abgestimmt ist. Eine graue Mülltonne, ein Müllsack und ein paar gelbe Vogelfedern reichen aus. Der Blick richtet sich so ganz auf die beiden Schauspieler. Nicht gut zu sprechen ist der ordnungsliebende Hausbesitzer Huber (Andreas Jähnert) zunächst auf seine Mieterin Frau Maier (Steffi Staltmeier), in deren Keller sich die Ratten tummeln sollen. Grauer Mantel und Hose sowie weiße Pelzmütze von Herrn Huber auf der einen Seite und Fahrradhelm, rosa Strümpfe und kurzer Jeansrock akzentuieren geschickt die Gegensätze.

Kein Entkommen aus dem Lüftungsschacht?

Heftig beschimpfen sie sich zunächst, doch dann beginnt Frau Maier eine wunderbare Geschichte zu erzählen, der sich Herr Huber bald nicht mehr entziehen kann. Auf die Kraft der Phantasie vertraut Regisseur Markus Steinwender bei dieser Binnenerzählung, weckt mit den gelben Vogelfedern das Bild von Spatzen, verwendet den Fahrradhelm als Nest und Herr Hubers Eier als Vogeleier, die gerade ausgebrütet werden. Eines wird allerdings erst später gelegt, mickrig ist deshalb das Vogeljunge, das bald darauf schlüpft. Wettgemacht werden soll dieser Startnachteil mit dem großen Namen Friedrich.
Wie die anderen Vögel möchte auch Friedrich hoch fliegen wie ein Adler, stürzt aber durch Pech – und das im wahrsten Sinne des Wortes – in einen Lüftungsschacht, wo ihn drei Ratten finden. Dem Vorurteil nach müssten diese den kleinen Friedrich nun zerfleischen, doch hier verläuft die Geschichte anders.

Voll Charme und Phantasie

Mit großer Spielfreude agieren Andreas Jähnert und Steffi Staltmeier, wechseln fließend und mit spielerischer Leichtigkeit zwischen ihren Rollen als Herr Huber und Frau Maier sowie den Vögeln und Ratten, die sie zum Leben erwecken. Wie hier aus einem schwarzen Handschuh  die einäugige Seeratte, die norddeutschen Akzent spricht, wird, aus einer Taschenlampe die Laborratte oder mit einer Brille die mit französischem Akzent parlierende Leseratte angedeutet wird, ist von großer Poesie und Charme. In der Reduktion, in der die Mülltonne bald zum  Kellerloch und eine Mausefalle zum Katapult wird, fordert Markus Steinwender Einiges vom Vorstellungsvermögen der kleinen ZuschauerInnen, fördert es andererseits aber auch.

Feier des Spielerischen

Ganz selbstverständlich wird die kleine Geschichte über Tiere, die nach allgemeiner Vorstellung nicht miteinander auskommen, dann aber trotzdem zusammenarbeiten, und vom Höhenflug, zu dem auch ein zu klein geratener Nachzügler fähig ist, am Ende in die Rahmenhandlung übergeführt. Im Spielerischen, in dem sich Herr Huber und Frau Maier hier näher kommen, und in der Feier dieses Spielerischen ist dieses Kinderstück aber auch der perfekte Auftakt für die Spielzeit eines Theaters, denn die Lust am Spiel muss bei dieser Kunstform wohl immer eine zentrale Rolle spielen.