Terracotta Project: Daphne Peter Füssl · Mai 2023 · CD-Tipp

Die geschichtsträchtige Hafenstadt Réthymnon auf der Insel Kreta ist, wenn man so will, der gemeinsame Nenner der Protagonisten des Terracotta Projects, denn alle drei sind hier aufgewachsen. Der sich in diesem Zusammenhang auf das Piano konzentrierende Multiinstrumentalist Andreas Paragioudakis zählt seit Jahren zu den rührigsten Musikern der Vorarlberger Ethno-Jazz-Szene und hat auch dieses Projekt initiiert.

Yiannis Polychronakis war schon damals ein guter Freund seines Bruders und kann, so Paragioudakis, mittlerweile den Kontrabass so farbenreich spielen, als wäre er eine große Lyra. Beide bestaunten bereits in Jugendjahren voller Respekt den Perkussionisten und Komponisten Yiannis Papatzanis, der als einer der profiliertesten Rhythmiker Griechenlands gilt, auch mit Ethno-Koryphäen aus Rajasthan, Iran, Bulgarien, der Türkei, Armenien, Andalusien und Aserbaidschan unterwegs ist und zudem noch Musik für Theater, Tanz, Film und Fernsehproduktionen schreibt. Beim Terracotta Project schlägt er die Stamna, eine kretische Version der vasenförmigen, nigerianischen Tontrommel Udu. Die sieben von Paragioudakis geschriebenen Kompositionen für das auf Kreta aufgenommene Debütalbum verströmen – ob fröhlich, melancholisch, sehnsuchtsvoll, aufwühlend oder nachdenklich – auf wundervolle Weise mediterranen Charme. Stimmungen, Natureindrücke, Erinnerungen, die auf die eine oder andere Weise alle Beteiligten kennen, liegen den eingängigen Melodien, mitunter exotisch aufgeladenen Harmonien und zum Teil ganz schön vertrackten Rhythmen zugrunde. „Trohos“ ist im 9/8 Takt des türkisch-griechischen Tanzrhythmus Karsilama geschrieben und evoziert bei Andreas Paragioudakis seit seiner Kindheit das Bild des sich drehenden Rades einer Holzkarre. Für das Titelstück wiederum ließ er sich vom Geruch eines Lorbeerblattes, das er am Fuße des Berges Vrissína bei Réthymnon gebrochen hat, inspirieren. Das Terracotta Project bedient keineswegs die billigen Klischeevorstellungen, die man als Mitteleuropäer vielleicht mit einer griechischen Insel verbinden könnte. Aber man spürt die Sonne, man riecht das mitunter dramatisch aufgewühlte Meer, und das Fernweh fordert gnadenlos sein Recht. Gut, dass es sich dank „Daphne“ nun mittels CD-Players etwas betäuben lässt.

(Mad Hat Music)

Konzert-Tipps:
25.5., 20.00 Uhr Bildungshaus St. Arbogast
26.5., 19.30 Uhr Theater am Saumarkt Feldkirch
27.5, 20.00 Uhr Bahnhof Andelsbuch
28.5., 11.00 T-Café Vorarlberger Landestheater Bregenz
www.terracottaproject.com

Teilen: Facebook · E-Mail