Mozart in the Wind – Ein Performance-Konzert mit Natalie Fend und Florian Willeitner im Rahmen der Mozartwoche Salzburg Mirjam Steinbock · Jän 2020 · Tanz

Mozart lebt. Unter diesem Titel werden im Rahmen der von Rolando Villazón geleiteten Mozartwoche aktuell und noch bis 2. Februar rund 50 Veranstaltungen präsentiert. Daran beteiligt sind so renommierte InterpretInnen wie die Wiener Philharmoniker, Daniel Barenboim, Sir András Schiff oder Mitsuko Uchida. Auch jungen und zeitgenössischen KünstlerInnen bietet Villazón einen offenen Raum. Der deutsche Violinist, Komponist und Arrangeur Florian Willeitner erhielt von ihm den Auftrag, "Mozart in the Wind" auf die Bühne zu bringen. Willeitner bezeichnet das aus drei Akten bestehende Stück als Performance-Konzert und setzt es gemeinsam mit Pool of Invention um. Diesem spartenübergreifend arbeitenden Ensemble gehört auch die Vorarlberger Choreografin Natalie Fend an und ich erfuhr im Gespräch mit ihr einiges über die Hintergründe des Projekts.

Die Idee von Pool of Invention sei, Tanz, Musik und Choreografie zu verbinden und ein vielsprachiges und vielseitiges Ensemble zusammenzustellen, so Florian Willeitner in einem Interview anlässlich der Mozartwoche. Wie das aussehen und klingen kann, zeigte bereits die erste Zusammenarbeit zwischen ihm und der Vorarlberger Tänzerin Natalie Fend. Im Rahmen des Bregenzer Frühlings 2019 präsentierten sie mit Tanz und Musik poetische Zugänge zu öffentlichen Plätzen in Bregenz. Im Gespräch bestätigt Natalie Fend: „Der Bregenzer Frühling war für uns tatsächlich eine Möglichkeit, es miteinander auszuprobieren und zu spüren, ob die Vision einer Zusammenarbeit auch funktioniert. Man hat doch ein Risiko und weiß nicht, ob man sich künstlerisch einig ist. Aber genau so war's.“

Tanz als weiteres Instrument
Der Probenprozess für „Mozart in the Wind“, einem Stück, dass Wolfgang Amadeus Mozart auf kreative Weise im 21. Jahrhundert neu beleben möchte, sei optimal verlaufen, so Natalie Fend. Sie schuf einerseits die Choreografien dafür und ist auch als Tänzerin auf der Bühne präsent. „Das war ein dankbares Arbeiten, die MusikerInnen haben so eine klare Arbeitsstruktur. Als Tänzerin musste ich die Balance finden, du kannst nicht acht Stunden am Stück volle Energie tanzen, das ist ein bisschen ein Finden. Ich fühle mich nun wie ein weiteres Instrument, wie eine nächste Farbe, die sichtbar macht, was musikalisch passiert“, gibt sie schon vorab preis. Tanz solle sich ein roter Faden durch die ganze Performance spinnen, bestätigt auch Florian Willeitner. Zum Ensemble gehören außerdem die irischen Musiker Aoife Nhí Bhriain und Eoghan Ó Ceannabháin sowie Ivan Turkalj, Christian Wendt und Alexander Wienand. Abena Bauer aus Deutschland verantwortet Bühnenbild und Kostüm.
Für eine gute Zusammenarbeit fruchtend sei, dass die Kommunikation auf Augenhöhe ablaufe – einer der Grundideen des Ensembles: „Genau darum geht es bei Pool of Invention, wir haben definitiv eine Ebene, auf der wir miteinander kommunizieren“, so Natalie Fend, die bereits zu Beginn der musikalischen Proben anwesend gewesen sei, um ihre eigenen Noten für den Tanz zu finden.

Mozarts Persönlichkeitsebenen im 21. Jahrhundert
Die drei Akte von „Mozart in the Wind“ werden von einem Epilog und Prolog gesäumt. Der erste Akt durchleuchtet die Musikalität Mozarts, den angeborenen Genius, der die Substanz seiner vom Himmel zur Hölle reichenden Melodien liefert. Die Sonate für Klavier und Violine in e-Moll KV 304 lieferte das Ausgangsmaterial für eine kompositorische und improvisatorische Auseinandersetzung, die Tanz und Musik durch die emotionale Spannungskurve der Themen dieser Sonate führt.
Der zweite Akt zelebriert Mozart als Lebemensch und Reisenden. Originale Tänze Mozarts, in einem Kontext mit lebendiger Volksmusik aus verschiedenen Kulturkreisen, sollen den berühmten Komponisten nahbar machen. Im dritten Akt steht der Gelehrte und Kontrapunktiker Mozart im Mittelpunkt – mit Adagio und Fuge in c-Moll (KV 546) in einem notengetreuen Arrangement für das Ensemble, das in einer strengen Choreographie von Natalie Fend tänzerisch dargestellt wird. „Mozart in the Wind“ möchte einen Bogen aus verschiedenen Persönlichkeitsebenen spannen. Einen, der „den Komponisten so in sich selbst erwachen lässt. Im 21. Jahrhundert. Und so aktuell wie eh und je“, so das Ensemble von Pool of Invention.

Ausblick in Vorarlberg
Die Vorfreude auf die Premiere des Stücks am 29. Januar steht Natalie Fend ins Gesicht geschrieben. Und ebenso eine reflektierte Betrachtung der intensiven künstlerischen Zusammenarbeit: „Es geht immer wieder um Balance – in allem. Und um eine neue Herangehensweise, nämlich mehr einem Prozess zu vertrauen; einer Bewegung, die noch nicht da ist. In Wahrheit liebe ich so lange Prozesse, weil du am Ende zurückblicken und lächelnd sagen kannst: ‚wow‘. Darum ist mir wichtig, das Stück noch ganz oft zu spielen. Schön wäre, es zwei- bis dreimal zu spielen, es stehen und wirken zu lassen, um dann noch mal daran zu arbeiten.“
Und auf die Frage, ob etwas für Vorarlberg geplant sei, zeigt sich Natalie Fend trotz aller Begeisterung geerdet: „Das ist noch nicht spruchreif. Mich überholt das Vorausdenken. Zu weit mag ich nicht in die Zukunft denken, das Leben im Jetzt ist intensiv genug. Trotzdem, es ist etwas am Entstehen, ja.“

Mehr Informationen zu „Mozart in the Wind“ in der Szene Salzburg am 29.01. und 01.02.2020 unter www.mozartwoche.at

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