Bregenzer Frühling 2021 Manuela Schwaerzler · Feb 2021 · Tanz

Nachdem letztes Jahr keine einzige der Vorstellungen realisiert werden konnte, herrscht beim Bregenzer Frühling für 2021 Zuversicht. Gestern wurde das Programm veröffentlicht, und zwar ohne Hinweis auf das derzeit geltende Veranstaltungsverbot, das die Vorstellungen im März eventuell noch betreffen könnte. Zwei der fünf Tanzproduktionen für die diesjährige Ausgabe des Tanzfestivals standen schon 2020 auf dem Programm, drei sind neu, und natürlich ist auch wieder eine Aufführung des aktionstheater ensemble geplant.

Aus dem Programm für 2020: Danish Dance Theatre und Company L-E-V

Wie bereits fürs Vorjahr - und von der ehemaligen Kulturamstleiterin Jutta Dieing - geplant, wird der Bregenzer Frühling vom Danish Dance Theatre eröffnet, und zwar am 26. März 2021 mit der Österreich-Premiere von "Siren". Die zweite Produktion, die aus dem letztjährigen Programm übernommen wurde, ist "Chapter 3: The Brutal Journey of the Heart" von der israelischen Company L-E-V. Lesen Sie hier einen Auszug aus dem Interview mit Jutta Dieing, in dem sie die zwei Produktionen beschreibt (aus der KULTUR Dezember 19 / Jänner 20):

Manuela Schwärzler: Das Danish Dance Theatre eröffnet den Bregenzer Frühling 2020 mit „Siren“ aus der Feder von Pontus Lidberg. Dieser ist bekannt für Arbeiten, die Tanz und Film verschränken, in der Stückbeschreibung werden neben Homers Odyssee die Themenbereiche Beziehungen, Kommunikationsprobleme, aber auch Geschlechtskombinationen genannt. Das klingt nach einem sehr komplexen Werk.
Jutta Dieing: Das jüngste Werk von Pontus Lidberg ist in der Tat sehr komplex. Seine Choreografie „Siren“ ist keine gewöhnliche Nacherzählung, sondern widmet sich der Enthüllung der inneren Welt ihrer Figuren. Lidberg verbindet dabei den Tanz mit unterschiedlichen Nicht-Tanz-Elementen. Das Bühnenbild nimmt die ZuschauerInnen mit auf eine Seereise in die Tiefe des Meeres, in die todbringende Welt der Sirenen. Komplettiert wird diese Welt des Wassers durch Elemente des visuellen Designs: Der parallel zum Tanztheater entstandene Film „Written on Water“ tritt als konzeptionelles Element in Dialog mit dem Tanz. Und Stefan Levins Partitur, die mit Schuberts praller Klaviersonate Nr. 18 gesplissen ist, pocht und summt. Mit ihren elektronischen und sinfonischen Schichten erfüllt die Musik den Mythos mit Melodrama.
Schwärzler: Die L-E-V Dance Company aus Israel präsentiert den letzten Teil ihrer Trilogie über Liebe, deren Musik und Bewegungsvokabular großteils aus der Techno-Szene kommt. Wodurch zeichnet sich das Stück (noch) aus?
Dieing: Die österreichische Erstaufführung „Chapter 3: The Brutal Journey of the Heart“ ist ein einstündiges Stück hochenergetisches Tanztheater zu einem treibenden Soundtrack, das die israelische Choreografin Sharon Eyal mit ihrem künstlerischen Partner Gai Behar kreiert hat. Der Sound ist nicht in erster Linie „explosive Technomusik“, sondern eine Art elektronisch transzendierte Folk- und Blues-Musik, auch lateinamerikanische und afrikanische Rhythmen gehen in ihm auf. Und für den optischen Schlüsselreiz sorgen auch die maßgeschneiderten Kostüme, die die Chefdesignerin Maria Grazia Chiuri von Christian Dior Couture für jede Tänzerin und jeden Tänzer ganz individuell entworfen hat: mit aufgedruckten Schlingpflanzen, Planetenbildern oder Blätterformationen und einem großen, roten Herzsymbol auf jeder Brust. Die Entwürfe zielen darauf ab, die Empfindungen des Herzens hervorzurufen, wie z. B. Trauer, Glück, Zuneigung und Heilung. (KULTUR Dezember 19 / Jänner 20, S. 30)

Neu im Programm: Kompanien aus Stuttgart, Antwerpen und Göteborg

Die drei neuen Tanz-Produktionen wurden von der Dieing-Nachfolgerin und nunmehrigen Kulturservice-Leiterin Judith Reichart konzipiert. Vom Theaterhaus Stuttgart reist die 16-köpfige Tanzkompanie Gauthier Dance an und präsentiert mit "Lieben Sie Gershwin?" eine Hommage an das Leben und an die Bewegung zur Musik des nordamerikanischen Komponisten und Pianisten George Gershwin. Der Choreograf Marco Goecke ist mit seinem Fokus auf die Arme und den Oberkörper der Tänzer*innen berühmt geworden - auch in dieser Arbeit, die Hits aus populären Musicals ebenso wie Orchesterwerke Gershwins miteinschließt, bleibt er seinem Stil treu.
In Antwerpen wurde 2010 die Kompanie Eastman eigens dafür gegründet, die Werke ihres künstlerischen Leiters Sidi Larbi Cherkaoui - einer der international bedeutendsten zeitgenössischen Choreografen - zu fördern und bekanntzumachen. In "Nomad" nimmt sich der flämisch-marokkanische Choreograf der Wüste an: Sand, Wind und Sonne bereiten Mensch und Tier widrige Umstände und geringe Überlebenschancen, die Wüste ist aber auch Projektionsfläche für die Sehnsucht nach Freiheit und Spiritualität. Schönheit und Vergänglichkeit von Sanddünen und der physische wie emotionale Durst sind ebenso Bestandteile des Werks wie der Geist der Zusammengehörigkeit, der Freundschaft und der Symbiose - der Schlüssel zum Überleben.
GöteborgsOperans Danskompani wird in Bregenz Damien Jalets Werk "Skid" präsentieren. Die Bühne ist dafür um 34 Grad geneigt. "Diese neue Landschaft physischer Möglichkeiten erzeugt eine Kettenreaktion körperlicher und emotionaler Ereignisse - gefährlich, humorvoll, bewegend", so die Ankündigung.

Programmüberblick

Fr/Sa, 26./27. März 2021: Danish Dance Theatre - "Siren"
Sa/So, 17./18. April 2021: Gauthier Dance // Dance Company Theaterhaus Stuttgart - "Lieben Sie Gershwin?"
Fr, 30. April / Sa, 1. Mai 2021: Eastman - "Nomad"
Fr/Sa, 21./22. Mai 2021: L-E-V Dance Company - "Chapter 3: The Brutal Journey of the Heart"

Die Termine für die Aufführungen vom aktionstheater ensemble (Arbeitstitel: "Lonely Ballads - Teil 2") stehen noch nicht fest.

www.bregenzerfruehling.com

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