Tanja Prušnik setzt sich in der Johanniterkirche Feldkirch mit dem Thema „Spuren“ auseinander Karlheinz Pichler · Jul 2023 · Ausstellung

Mit einer spiralförmig angelegten und mit goldenen Zeichen und Spuren bemalten Klarsichtfolieninstallation im Kirchenschiff sowie mit im Windzug leicht drehenden runden Glasscheiben, die in der Apsis der Kirche wie ein Mobile arrangiert sind und deren grüne Farbspuren an landschaftliche Fragmente erinnern, versucht sich die 1971 als Kärntner Slowenin in Wolfsberg geborene Künstlerin Tanja Prušnik dem Thema „Spuren“ anzunähern. Und scheitert damit.

Tanja Prušnik gilt eigentlich als vielseitige Künstlerin, die mit ihren Arbeiten und Projekten die Grenzen der verschiedenen Sparten moderner Kunst immer wieder überschreitet und auslotet. Wobei sie nicht nur mit Malerei, sondern auch mit Raum-, Ton- und Lichtinstallationen oder mit skulpturalen Objekten arbeitete. Für ihr künstlerisches Schaffen wurde sie schon mit etlichen Preisen bedacht. Dass neben ihrer künstlerischen Ausbildung etwa bei Roland Goeschl, Josef Dabernig oder František Lesák an der Technischen Universität auch Architektur studiert hat und den Umgang mit speziellen architektonischen Verhältnissen vertraut sein sollte, schlägt bei ihrer Feldkircher Arbeit leider nicht durch.

Die goldenen malerischen Setzungen der Klarsichtfolie, die wie eine transparente Krone im Raum schwebt, sollen laut der Intention der Künstlerin „Spuren der Erinnerung“ sein. Prušnik: „Teilweise ist die Erinnerung stark, teilweise hat sie Lücken. Durch die Transparenz löst sich der Hintergrund auf. Der Umraum wird sichtbar. In diesem Fall ist das die Johanniterkirche mit ihrer vielschichtigen Geschichte.“ Dieser guten Absicht kann aber die Umsetzung bei weitem nicht folgen. Wenn der Betrachter den Kirchenraum betritt, blickt er auf die nur knapp über dem durch archäologische Ausgraben aufgerissenen Kirchenboden schwebende Klarsichtfolie-Spirale hinunter. Und ist ratlos. Die viel zu klein geratene Installation geht in Anbetracht der Monumentalität und Grandiosität des Kirchenschiffs völlig unter.
Auch die im Apsis-Bereich befestigten, grün bemalten Glasscheiben können in der Außerordentlichkeit des Raumes nicht bestehen. Zwar sollen die Scheiben an ihren Großvater Karel Prušnik-Gašper erinnern, einen Kärntner Slowenen und Widerstandskämpfer gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft, der seine Erinnerungen aufgeschrieben hat, wie die Künstlerin wissen lässt. Prušnik: „Diese Bilder in grünen Konnotationen sind meine fiktive Wiedergabe der real existierenden Landschaft, in der mein Großvater gewirkt hat. Die Drehung der Scheibe symbolisiert die Zeit, die vergeht und Erinnerungen verblassen lässt.“ Gut gemeint, aber letztlich wirkt das Mobile wie eine nicht zur räumlichen Situation passende Dekoration.

Tanja Prušnik arbeitet seit 1999 als freischaffende Künstlerin und Architektin in Wien, Kärnten und Slowenien. Sie bestritt bislang an die 200 Einzel- und Gruppenausstellungen in Österreich, Slowenien, Italien, Deutschland und Tschechien. Die Kärntner Slowenin wurde 2019 zur Präsidentin der Gesellschaft bildender Künstlerinnen und Künstler Österreichs gewählt. Sie steht damit als erste Frau an der Spitze des 1861 gegründeten Künstlerhaus-Vereins.

Die Johanniterkirche hat schon oft mit exzellenten Ausstellungen überrascht. Die aktuelle zählt allerdings nicht dazu. Dennoch lohnt sich ein Besuch, denn die Prušnik-Installation wird von einer eindringlich-sphärischen Orgelkomposition des österreichischen Komponisten Karlheinz Essl untermalt, die im alten Gewölbe der Feldkircher Kirche besonders gut zur Geltung kommt und dem Zuhörer ein intensives, emotionales Sounderlebnis beschert. Von dem 1960 in Wien geborenen Komponisten und Sohn von Karlheinz Essl Senior, der 1976 die Baumax-Gruppe gegründet hatte, ist die elektronisch-algorithmische Transformation des Orgelstückes „Prendere il Fa“ (Nimm das Fa) aus dem Jahre 2022 zu hören, das Wolfgang Kogert für Essls Orgel-CD „Organo/Logics“ an der Kuhn-Orgel der Hofburgkapelle in Wien eingespielt hat. Der Komponist war bei der Eröffnung der Ausstellung persönlich anwesend.

Tanja Prušnik: Spuren_ledi
bis 17. September 2023
Di-Fr 10-12 Uhr u. 15-18 Uhr
Sa 10-14 Uhr
Johanniterkirche Feldkirch
http://www.johanniterkirche.at/

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