Stimmungsvolles Finale im Feldkircher Dom
Mit einem in mehrfacher Hinsicht außergewöhnlichen Konzert verabschiedeten sich die Montforter Zwischentöne 2023 von ihrem Publikum, das sich dafür mit Standing Ovations bedankte.
Michael Löbl · Dez 2023 · Musik

Im ausverkauften Adventskonzert kombinierten die beiden Künstlerischen Leiter des Festivals, Hans-Joachim Gögl und Folkert Uhde, das deutsche Renaissance-Ensemble Capella de la Torre mit dem Kammerchor Feldkirch unter der Leitung von Benjamin Lack. Eines der Prinzipien der Montforter Zwischentöne ist ja die Zusammenführung von regionalen mit internationalen Künstler:innen, und am Donnerstagabend ist das vorbildlich gelungen.

Der Kammerchor Feldkirch unter der Leitung seines langjährigen Leiters Benjamin Lack ist eine der musikalischen Säulen der Montforter Zwischentöne. Unter anderem hat er bereits große Chorwerke wie die „Matthäuspassion“ und die h-moll Messe von J.S. Bach oder G.F. Händels „Messias“ im Rahmen dieses Festivals aufgeführt. Dass sich der Chor trotz des unglaublich hohen instrumentalen Niveaus keineswegs zu verstecken brauchte, zeigt wieder einmal, welches Potenzial die heimische Musikszene zu bieten hat. Benjamin Lack scheint in vorbarocker Musik genauso zu Hause zu sein wie in allen späteren Epochen der Musikgeschichte und leitete seine Mannschaft mit bewundernswerter Souveränität. Alle Mitwirkenden musizierten auf Augenhöhe im stimmungsvoll beleuchteten Kirchenschiff von St. Nikolaus – vom Termin her absolut passend.   
 
Die Schalmei als Star des Abends 

Die Capella de la Torre wurde 2005 von Katharina Bäuml gegründet und spielt seit damals in unveränderter Besetzung. Das Ensemble hat sich auf wenig beachtete Musik des Mittelalters und der Renaissance sowie auf die Wiederbelebung von fast vergessenen Blasinstrumenten aus dieser Zeit spezialisiert. Die Capella de la Torre hat über 30 CDs aufgenommen und wurde dafür mit je zwei Echo- und Opus-Preisen ausgezeichnet. In Feldkirch spielten sie in der Besetzung Schalmei, Altpommer, Percussion, Orgel, Posaune, Dulzian (ein Vorläufer des Fagotts), Laute und Orgel. Dazu kamen die ausgezeichnete Sopranistin Margaret Hunter und der Kammerchor Feldkirch. Mit welcher Selbstverständlichkeit die Ensemblemitglieder ihre alten Instrumente zum Klingen bringen, ist wirklich beeindruckend. Es wird vollkommen frei musiziert und man hört keinerlei Einschränkungen gegenüber viel später entwickelten Instrumenten, weder in Bezug auf Tonschönheit noch auf Technik oder Intonation. Ein Sonderlob geht an die Sängerin Margaret Hunter mit ihrer für diese Musik perfekt timbrierten Sopranstimme. Als wirklich sensationell muss man das Spiel der Leiterin des Ensembles Katharina Bäuml und ihrer Kollegin Hildegard Wippermann bezeichnen. Ihr Klang auf der Schalmei und dem Altpommer, Vorläufer der Oboe und des Englischhorns, ist butterweich, modulationsfähig und unglaublich ausdrucksvoll. Absolut verblüffend für jeden, der auch nur ein wenig mit der Technik von Doppelrohrblattinstrumenten vertraut ist, erscheint die Perfektion in Bezug auf Intonation und Zusammenspiel der beiden Holzblasinstrumente. Es ist erstaunlich, welche melodische Qualität man auf einer für gewöhnlich plärrenden, durchdringenden Schalmei entwickeln kann. Absolut beeindruckend.

Untypisches Finale

Das dramaturgisch klug aufgebaute Programm enthielt vorwiegend spanische Musik der Renaissance. Im Mittelpunkt stand Tomas Luis de Victoria, einer der bedeutendsten Komponisten sakraler Vokalmusik in Spanien. In einer abwechslungsreichen Zusammenstellung aus geistlichen und weltlichen Abschnitten musizierten abwechselnd Ensemble, Sopransolistin und Chor in allen möglichen Kombinationen. Erstaunlich viele der Nummern waren rhythmisch geprägt und erinnerten trotz ihres geistlichen Kontextes an mittelalterliche Tanzsätze.  
Eigentlich ein ungewöhnliches Finale für die Montforter Zwischentöne. Die Musiker:innen traten ganz unspektakulär auf, sangen und spielten, das Publikum saß ruhig auf den Kirchenbänken und hörte zu. Es gab keine Soundfiles, niemand las Texte vor und man musste auch nicht die Location wechseln. Die vierhundert Jahre alte Musik entfaltete auf magische Weise ihren Klang im Kirchenraum und sprach durch sich selbst. Schön.

https://www.montforterzwischentoene.at/

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