Neue Spielzeit: fünf Uraufführungen am Vorarlberger Landestheater
Uraufführungen, Klassiker, das 25-Jahr-Jubiläum und ein verschobener Umbau
Raffaela Rudigier · Apr 2024 · Theater

Klassiker der Literaturgeschichte, eine der erfolgreichsten Opern und experimentelle Produktionen stehen auf dem neuen Programm des Vorarlberger Landestheaters. Der geplante Umbau wurde um ein Jahr verschoben.

Die Theatersaison 2024/25 wartet am Vorarlberger Landestheater gleich im September mit einem Highlight auf: einer Uraufführung über den Bregenzerwälder Schriftsteller und Sozialreformer Franz Michael Felder. Geschrieben wurde dieses Auftragswerk des Franz-Michael-Felder-Vereins vom bekannten Tiroler Dramatiker Felix Mitterer (dem Verfasser der legendären „Piefke-Saga"). „Aus seinem Leben“ heißt das Stück, welches von Stefan Otteni inszeniert wird. Im Mittelpunkt stehen dabei die politischen und gesellschaftskritischen Aspekte von Felders Werk. Gastschauspieler des Theatervereins Bizau werden für authentischen Bregenzerwälder Dialekt sorgen. Mitterer rückt die Worte und Gedanken des österreichischen Sozialreformers und Schriftstellers ins Zentrum. Die Premiere wird am 21. September stattfinden.

Das jüngste Landestheater Österreichs

Kurz danach feiert man das 25-jährige Bestehen des Vorarlberger Landestheaters mit einer Jubiläumsmatinee. Es ist somit das jüngste Landestheater Österreichs. Auch wenn es bereits gleich nach dem zweiten Weltkrieg den ersten Versuch einer Landesbühne gab, dauerte es tatsächlich noch bis zum Jahr 1999, bis das „richtige“ Vorarlberger Landestheater entstand. In der Jubiläumsmatinee am 29. September gibt Historiker Peter Melichar „Einblicke in die langjährigen, teils absurden Vorarlberger Debatten ums Theater“, wie im Programmheft versprochen wird.

Biennale Oper

Zu den Highlights der kommenden Spielzeit gehört sicher auch W. A. Mozarts Oper „Don Giovanni“, ein absoluter Klassiker der Literatur- bzw. Musikgeschichte. Die Oper ist wie gewohnt eine Koproduktion mit dem Symphonieorchester Vorarlberg und dem Bregenzer Festspielchor, welche biennal produziert wird. Für die musikalische Leitung zeichnet Daniel Linton-France verantwortlich. Es inszeniert Regisseur Andreas Rosar. Am 9. März 2025 steht die Premiere auf dem Programm.

Uraufführungen und Klassiker

Im Oktober steht die Uraufführung von „Old White Clowns“ auf dem Programm im Großen Haus. Es handelt sich dabei um ein neues Werk von Max Merker und Bernetta Theaterproduktionen in Koproduktion mit dem Fabriktheater Rote Fabrik Zürich und dem Kleintheater Luzern. Das Stück befasst sich mit Jean-Gaspard Deburau, dem Begründer der modernen Pantomime, und seinem Alter Ego, der Bühnenfigur Pierrot. ‚Old White Clowns‘ taucht ein in dessen Leben und in seinen Werdegang vom kaum beachteten Straßenkünstler zum gefeierten Star von Paris – eine Entwicklung, die schließlich in einen grausamen Mord mündet.
Ende Oktober steht mit „Fräulein Julie“ von August Strindberg dann wieder ein Klassiker auf dem Programm, gefolgt von einem weiteren Klassiker der (Kinder-)Literatur: Erich Kästners „Emil und die Detektive“. Das diesjährige Familienstück ist ab 29. November zu sehen.
Die erste Premiere im neuen Jahr 2025 bringt das Stück „Fremde Seelen“, eine Koproduktion mit dem Theater Neumarkt in Zürich, die den Suizid des vietnamesischen Pfarrers Franz Nguyen in den Freiburger Voralpen thematisiert. Gefolgt von Elfride Jelinkes „Rechnitz (Der Würgeengel)“, über das vertuschte Massaker an 180 ungarisch-jüdischen Zwangsarbeitern am Palmsonntag 1945.
Im April 2025 folgt Goethes „Faust. Eine Tragödie“ in einer Inszenierung von Max Merker und im Mai 2025 geht die Spielzeit mit Franz Kafkas „Amerika“ schließlich zu Ende.

Neues Programm in der „Box"

Auch in der „Box“ des Landestheaters wird in der kommenden Spielzeit Interessantes geboten: Die erste Box-Produktion im September ist eine interaktive Rauminstallation von Stephanie Geiger und FM Einheit, die die Texte der Schriftstellerin Frederike Mayröcker in Bilder und Klänge übersetzt: „brütt oder die seufzenden Gärten“.
Am 14. Dezember steht die Uraufführung eines neuen Stücks der Vorarlberger Autorin Daniela Egger (Inszenierung: Agnes Kitzler) auf dem Programm: „Toxic. Britney über Spears“ geht der Frage nach, wie sich ein Mensch fühlt, den alle besitzen wollen, der von Kindesbeinen an von Medien und Öffentlichkeit vereinnahmt wurde. „Sie wurde gefeiert als die Prinzessin des Pops, stürmte die globalen Charts, war die Ikone des noch jungen neuen Jahrtausends. Nichts, so schien es, konnte Britney Spears‘ weltweiten musikalischen Siegeszug aufhalten. Dann der Absturz: Zusammenbruch, Kontrollverlust, Spott, Entmündigung. Unter der Vormundschaft ihres Vaters wurde Britney zu einem Produkt, das sich in allen Kanälen vermarkten ließ: als Sängerin, als Werbefigur, als Spielzeug in den Zimmern junger Mädchen. Britney Spears war eine Millionärin ohne Geld, eine Künstlerin, die die Massen beherrschte und dabei doch vollkommen entmachtet war. Und die schließlich begann, für ihr Recht und ein selbstbestimmtes Leben zu kämpfen“, heißt es dazu im Programmheft des Landestheaters. Eine Annäherung an die verletzte Seele hinter den Hits und ihr unermüdliches Ringen um Autonomie – natürlich mit Musik.
„Schmerzambulanz“, eine weitere Uraufführung in der Box, erforscht ab 26. Februar 2025 das System Krankenhaus kritisch – und warum Management und Controlling ein nicht unerhebliches Wörtchen bei der Behandlung von Patient:innen mitreden.

Umbau um ein weiteres Jahr verschoben

Landestheater-Intendantin Stephanie Gräve wollte am Ende der nächsten Spielzeit eigentlich ein „Abbruchspektakel“ veranstalten, denn danach wäre die große und dringende Sanierung des Hauses geplant gewesen. Diese wurde nun jedoch um ein Jahr nach hinten verschoben (Spielzeit 2026/27), was organisatorische Gründe (Aufträge an Spezialfirmen für Bühnentechnik) habe.

Weitere Infos unter: www.landestheater.org

Das neue Programmheft finden Sie hier.

 

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