Neu in den Kinos: „Monsieur Blake zu Diensten“ Michael Pekler · Dez 2023 · Film

John Malkovich rückt als zufällig engagierter Butler von Fanny Ardant den Haussegen in einem französischen Landgut wieder zurecht, indem er sich freundlich in alles einmischt, was ihn nichts angeht. Eine Komödie für warme Herzen.

Ein guter Butler ist mehr als ein treuer Diener seines Herrn. Oder seiner Herrin, wenn es sich um die Domaine de Beauvillier handelt, ein französisches Schloss, über das Madame Natalie de Beauvillier gebietet. Als Witwe hat sie, wie es sich für den verarmten Landadel gehört, zwar kein Geld, aber hohe Kosten für die Instandhaltung, eine sparsame Haushälterin und einen verklemmten Gärtner. Weshalb der seltsame Engländer, der eines Tages vor der Tür steht, für seine zukünftigen Dienste als Butler auch keinen Lohn erhält, sondern freie Kost und Logis. Obwohl er sich nicht beworben hat und gar kein Butler ist. Sondern vor vierzig Jahren in Beauvillier seine vor vier Monaten verstorbene Frau kennen und lieben gelernt hat. Jetzt sieht der trauernde Andrew Blake in seiner Existenz als Londoner Millionär keinen Sinn, nutzt die Gunst des augenblicklichen Missverständnisses und vereinbart inkognito eine Probezeit. 
Wer sich vorstellen kann, was nun passiert, hat recht. „Monsieur Blake zu Diensten“ (der Originaltitel „Complètement cramé!“ bedürfte einer anderen Übersetzung) ist eine französische Komödie, auf die das Attribut warmherzig ausnahmsweise zutrifft. Was vor allem an der Empathie liegt, mit der Regisseur und Co-Autor Gilles Legardinier die Figuren seines eigenen Erfolgsromans für die Leinwand adaptiert: sympathisch genug, um ihnen ihre Exzentrik nachzusehen; ausreichend ironisch, um sie nicht allzu sympathisch zu finden. Zuvorderst aber kann sich Legardinier auf eine fabelhafte Besetzung verlassen, allen voran auf John Malkovich, der – in der zu empfehlenden Originalfassung – sein Französisch mit einem distinguierten britischen Akzent versieht. Fanny Ardant übernimmt einmal mehr die Rolle der Grande Dame, die hinreißende Émilie Dequenne jene der reschen Haushälterin und Köchin Odile mit ihrem Küchenkater Mephisto, und Philippe Bas jene des schüchternen, weil in Odile schwer verliebten Gärtners.


Mit Herz und Hirn

Für Konflikt- und Humorpotenzial ist also ausreichend gesorgt, vor allem weil der glatzköpfige Brite gegenüber den eingebildeten Einheimischen keineswegs den Underdog mimt, sondern sich eloquent in alles einmischt, was ihn nichts angeht. Blake ist nämlich eine gute Seele mit Verstand und weiß genau, wie er anderen hilft: für Madame die zickige falsche Freundin loswerden, dem Gärtner Tischmanieren beibringen, damit er auch an der feinen Tafel speisen darf, dem verhinderten Liebespaar auf die Sprünge helfen und mit ökonomischem Wissen als „Unternehmer des Jahres“ die finanzielle Malaise der Chefin beheben. Kurzum, Monsieur Blake löst Probleme mit Herz und Hirn.
Was sich in Folge diverser Rettungsversuche und Eingriffe entwickelt, hat genug Tempo, Fantasie, Situationskomik und liebevolle Genauigkeit, um der Weihnachtsstimmung keinen Abbruch zu tun oder bei empfänglichem Gemüt gar eine solche zu erzeugen. Bevor die verschiedenen Schieflagen geradegerückt sind, verdreht sich die Geschichte jedoch noch einige Male, bis zu dem Moment, als sich alle klar geworden sind, wem sie ihr neues Glück zu verdanken haben. Außer vielleicht Mephisto.

Teilen: Facebook · E-Mail