Neu in den Kinos: „Husky Toni – Go ahead“ Michael Pekler · Nov 2024 · Film
Seit vielen Jahren betreibt Anton Kuttner als „Husky Toni“ in den Bergen Vorarlbergs ein Hundecamp. In seiner Jugend selbst die Leukämie überwunden, lädt er heute schwer erkrankte Kinder zu sich und seinen Huskys ein und leistet damit wertvolle therapeutische Arbeit. Ulrich Grimms dokumentarisches Porträt nimmt eine Wendung, als bei Toni eine Krebserkrankung diagnostiziert wird: Die Flucht nach Schweden wird für „Husky Toni“ zur Konfrontation mit sich selbst.
Sie heißen Grizzly, Ilvy, Kenai und Yukon und gehören zu einem Rudel von achtzehn Huskys aus Vorarlberg. Dieses gehört wiederum Anton Kuttner, der im Brandnertal nahe Bludenz seit vielen Jahren ein Huskycamp betreibt. Doch „Husky Toni“ bietet nicht nur die üblichen Firmenevents, sondern verfolgt auch ein ganz besonderes Anliegen: Aufgrund der eigenen Erkrankung an Leukämie in seiner Jugend möchte er heute betroffenen Kindern helfen. Einen Traum verwirklichen. Etwa dem Mädchen, das wie er damals an Leukämie erkrankt ist und dem er zu Beginn des Films seine Huskys vorstellt. „Ein Hund ist ein Hund“, erklärt er den Eltern, „der denkt nicht an die Zukunft.“ Das Kind hat die Therapie erfolgreich beendet, aber das Rückfallrisiko ist hoch. Doch Toni weiß, was neben den Krankenhausaufenthalten hilft: seine Hunde. Denn diese spüren, ob die Kinder traurig sind und krank. „Der Hund hat unglaublich viel Gefühl.“
Am richtigen Fleck
Ulrich Grimm hat Anton Kuttner für sein dokumentarisches Porträt einige Monate lang begleitet. Und obwohl zunächst dessen Engagement im Vordergrund steht und man Toni souverän bei der Arbeit, den Gesprächen mit den Angehörigen und beim Umgang mit den Hunden erlebt, so plötzlich nimmt dieser Film eine Wendung, als Toni abermals erkrankt und eine Operation unausweichlich ist. Zu der er sich lange nicht entschließen kann.
„Husky Toni – Go ahead“ ist ein filmisches Plädoyer. Ein Film, der davon erzählt, wie wichtig es ist, sich mit den tatsächlich wichtigen Dingen des Lebens – und damit vor allem mit dem Tod – auseinanderzusetzen. Als Toni von seinem Arzt die niederschmetternde Nachricht erfährt, scheint er zunächst gefasst zu reagieren, die aufmunternden Worte bewirken sogar für einen Augenblick ein Lächeln. Doch die Selbstsicherheit ist dahin, und die eigentliche Konfrontation beginnt erst später: mit sich selbst in seinem Husky-Camp in Schweden, wo Toni den Kopf frei bekommen will und trotz seiner Familie zuhause am liebsten für immer bleiben würde. An diesem Ort fühlt er sich am richtigen Fleck.
Neue Perspektiven
Bedächtig beobachtet der Filmemacher das Geschehen und nimmt sich wiederholt Zeit für einen Blick auf das scheinbar Nebensächliche, und ebenso zurückhaltend nehmen sich die inszenierten Szenen aus, etwa wenn die im Sommer nach Schweden nachgereiste Frau und Tochter beschließen, Toni von seinen Auswanderungsplänen abzubringen. Als auch die Familie des Mädchens, das Toni bereits in der Heimat besuchte, hier ihren Urlaub verbringt, verschiebt sich schließlich die Perspektive: Nicht der Rückzug in die Einsamkeit ist die Lösung, sondern das, was Männer wie Toni vielleicht am wenigsten gut können – über sich und die eigenen Gefühle zu „schwätzen“.
Vor dem Abspann sieht man ein paar Bilder und entsprechende Zeilen, wie sich nach den Dreharbeiten alles entwickelt hat. Aber davor sieht man Toni, wie er jenes Bild aufhängt, das ihm die Tochter im Spital vor der Operation geschenkt hat. Es ist ein sehr schönes Bild.
Ab 14.11., Cinema Dornbirn, Kino Bludenz, Metro Kinocenter Bregenz; ab 15.1., GUK Feldkirch, Cineplexx Lauterach