Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ Michael Pekler · Apr 2024 · Film

Liebesdreieck auf dem Tennisplatz: In Luca Guadagninos erotisch aufbereitetem Sportdrama treffen eine ehrgeizige Trainerin und zwei Spieler, die um sie kämpfen und sich wie Ballbuben benehmen, aufeinander. Alles hip und sehr stylish inszeniert für Zendaya, um die sich alles dreht, weil sie allen den Kopf verdreht.

Wer eine Geschichte spannend erzählen möchte, kann immer damit beginnen, sie von hinten aufzurollen. Wenn sich etwa in „Challengers – Rivalen“ zu Beginn zwei Männer einander wie Feinde gegenüberstehen und belauern, während ihnen in Zeitlupe der Schweiß von der Stirn tropft, möchte man natürlich wissen, was bisher geschah. Nachdem beide einen Tennisschläger in der Hand halten und zwischen ihnen ein Netz gespannt ist, weiß man also sofort, dass die beiden auch eine gemeinsame Vergangenheit trennt. 
Art (Mike Faist) und Patrick (Josh O’Connor) waren, wie die erste von unzähligen Rückblenden in diesem Film beweist, vor dreizehn Jahren am Sportcollege beste Freunde, sie haben sich nicht nur das Zimmer bei wichtigen Turnieren geteilt, sondern diese auch gemeinsam gewonnen. Sie waren ein hoffnungsvolles Doppel. Unterschiedliche Typen, kühl und überlegt der eine, dem Genuss nicht abgeneigt der andere – aber gerade deshalb als Duo erfolgreich. Die kaum verborgene Homoerotik, die in diesen Szenen sichtbar wird, verleiht auch ihrer Leidenschaft auf dem Tennisplatz die entsprechende Spannung.

Auf die Spitze getrieben

Doch nun treffen die ehemaligen Jungstars in einem zweitklassigen Challenger-Turnier aufeinander, und die Ausgangslage könnte nicht unterschiedlicher sein: Art ist ein Topspieler, der nach einigen Niederlagen nur hier ist, um gegen schwächere Gegner Selbstvertrauen für die US-Open zu tanken. Patrick hingegen kann sich mittlerweile nicht mal das Hotelzimmer leisten und starrt hungrig auf den Burger der Vereinssekretärin. Der persönliche Grund für die Feindschaft sitzt scheinbar teilnahmslos auf der Tribüne: Tashi (Zendaya) war eine ihre Gegnerinnen demütigende Weltklassespielerin, als die Freunde sie kennenlernten – und beide sich natürlich in sie verliebten. Bis der mit Sexappeal triumphierende neue Star am Tennishimmel nach einer Verletzung den Schläger an den Nagel hängen musste. Nun ist Tashi die Trainerin und Ehefrau von Art.
Zwei Männer, die sich um dieselbe Frau streiten – was erfahrungsgemäß selten gut endet, nimmt auch in „Challengers“ ein fatalen Lauf. Was den italienischen Filmemacher Luca Guadagnino („Call Me By Your Name“) natürlich nicht daran hindert, die Erregtheiten innerhalb der Dreiecksbeziehung genüsslich auf die Spitze zu treiben. Als Höhepunkt kann jene Szene durchgehen, in der aus einem Mixed-Dreier in einem Hotelzimmer plötzlich ein rein männliches Duo wird. Spiel und Satz für Tashi.

Spielwiese der Eitelkeiten

„Challengers“ wiederum punktet mit perfekten Körpern, die miteinander im Wettstreit oder fallweise aufeinander liegen. Auch in dieser Hinsicht interessiert sich Guadagnino weniger für die klassischen Motive des Sportfilms, erzählt keine Aufstiegs- und Comeback-Geschichte, sondern betrachtet den Tennissport bloß als Spielwiese, auf der Eitelkeiten, Ehrgeiz und die zahlreichen Entgleisungen ausgefochten werden. Nie weiß man, wer den nächsten Treffer landen und den Punkt gewinnen wird. Und irgendwie scheinen alle an diesem Spiel unsympathisch Beteiligten – andere Figuren kommen in diesem Film praktisch nicht vor – nur Sieg und Sex im Kopf zu haben, getrieben von einem steten Hunger nach Anerkennung. 
Als eigentlichen Matchwinner betrachtet Guadagnino jedoch ohnehin seinen eigenen Regiestil: Energetisch soll jede, meist von Techno-Rhythmus unterlegte Szene wirken, atemlos und getrieben wie die Charaktere. Da fliegen die Tennisbälle auf die Kamera zu, die alle möglichen Perspektiven einnimmt. Schnell muss es auch hier gehen, dem Höhepunkt entgegen, denn das Leben ist nicht nur als Profisportler kurz und der Erfolg nah. 

ab 25.4., Kino Bludenz, Cineplexx Hohenems, Cineplexx Lauterach

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