Neu in den Kinos: „Alles Fifty Fifty“ Michael Pekler · Aug 2024 · Film

Mortitz Bleibtreu und Laura Tonke machen als geschiedenes Paar Urlaub in Italien, um für den wohlstandsverwahrlosten Nachwuchs die unterschiedlichen Erziehungsmethoden zu adaptieren. Eine neue deutsche Sommerkomödie mit alten Problemen.

Papa Andi (Moritz Bleibtreu) und Mama Marion (Laura Tonke) haben ein Problem: ein gemeinsames Kind. Es heißt Milan (Valentin Thatenhorst), weiß sich nicht zu benehmen, erschießt im Unterricht auf brutalen Zeichnungen seine Mitschülerin und trägt dafür Designerklamotten. Kurzum, die Scheidung hat dem so unsympathischen wie wohlstandsverwahrlosten Nachwuchs nicht gut getan.
Wenn die Eltern nun also vor der Schuldirektorin gemeinsame Sache machen müssen, weil das Söhnchen wieder mal auffällig wurde, ist es an der Zeit für einen gemeinsamen Urlaub. Allerdings nicht im Bootcamp, sondern in Italien, weil dorthin kommt man aus München mit dem gelben Sportwagen gut bis direkt vors Luxushotel. Weil sich Mama Marion mit ihrem persönlichen Fitnesstrainer Robin (David Kross) mittlerweile allerdings eine Knallcharge als Lover angelacht hat, ist man diesen Sommer zu viert. 

Schnauzbärtige Wahrheiten

Es gibt lustige Filme, und es gibt anstrengende Filme. „Alles Fifty Fifty“ ist ein Film, der selten lustig, aber oft anstrengend ist. Vor allem deshalb, weil alles angestrengt wirkt. Natürlich funktionieren die Charaktere als Witzfiguren, ist die Beziehungskiste heillos überzeichnet und dafür die Wiederannäherung vorprogrammiert: Langsam dürfen die Eltern beim Abendessen und am Strand erkennen, dass das Gemeinsame das Trennende noch immer überwiegt, während Robin als unnötiges Rad am Familienwagen droht entsorgt zu werden. Was aber halb so schlimm ist, weil er bis dahin ohnehin nicht ernst genommen wurde. Der die Patchwork-Komödie kommentierende Bademeister, der dem Nichtschwimmer Milan das Schwimmen beibringen soll, ist wiederum ein schnauzbärtiger Grieche mit antiken Binsenweisheiten über Mut, Hoffnung und richtige Entscheidungen. Also mehr oder weniger über das Leben im Allgemeinen. 

Camping mit Fisch

Das wäre noch kein Drama, würde es sich bei „Alles Fifty Fifty“ nicht um eine Komödie handeln. Doch Regisseur Alireza Golafshan („Die Goldfische“) hat sich dafür entschieden, aus den selbst geschriebenen Zutaten nicht mehr herauszuholen als zwei Stunden deutschkonservatives Unterhaltungskino: Kaum erkennt das verzogene Kind die elterliche Wiederanbandelung, flüchtet es – Achtung, Spoiler! – aus dem Luxusresort in eine schmuddelige Campinganlage, wo die „normalen“ Leute ihren Urlaub verbringen und der Ausreißer seine erste Liebe sucht und findet. Für die nacheilenden Eltern bedeutet das Erfahrungsgewinn: Man brät im hässlichen T-Shirt unfertigen Fisch, muss aufs Klo sein eigenes Papier mitbringen und bekommt ein kleines Gästezelt, an dessen Wand sich nächtens halblustige Schattenspiele abzeichnen. Dabei bläst man doch nur eine Luftmatratze auf.
„Alles Fifty Fifty“ ist bezeichnend für das jahrzehntealte Problem der deutschen Filmkomödie, die selten subversiv sein darf, schon gar nicht radikal. Nicht zotig oder teilweise gar ekelig wie eine US-Comedy, dafür umso öfter verschämt prüde. Also gut gemeint, aber nicht lustig.

ab 29.8., Cinema Dornbirn, Cineplexx Hohenems

 

 

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