Musikalität und Virtuosität harmonisch vereint
Maria Kubizek, David Drabek und das Concerto Stella Matutina setzten dem Teamgeist die Krone auf.
Silvia Thurner · Mai 2023 · Musik

Die Musiker:innen des Concerto Stella Matutina haben mit David Drabek einen hervorragenden Konzertmeister in ihren Reihen. Freundschaftliche Beziehungen pflegen sie überdies zu Maria Kubizek, die auch schon am ersten Pult des Orchesters musiziert hat. Beide miteinander in die Kulturbühne AMBACH einzuladen, war eine ausgezeichnete Idee, denn nicht nur die beiden Musikerpersönlichkeiten begeisterten, sondern auch die opulente Werkauswahl mit dem berühmten Konzert für 2 Violinen (BWV 1043) von J.S. Bach und Händels Konzert für zwei Orchester (HWV 334). Alle miteinander interpretierten die Kompositionen auf einem bewundernswert hohen Niveau, mit Esprit und viel Freude am gemeinsamen Gestalten.

Maria Kubizek und David Drabek sind sehr unterschiedliche Persönlichkeiten. Extrovertiert, mit viel Körpereinsatz, einer bewundernswert sprechenden Agogik und einer gefühlsbetont ausdifferenzierten Tongebung musizierte die Violinistin. Der Konzertmeister des Concerto Stella Matutina agierte eher introvertiert, mit ruhiger Körperhaltung und in die Musik versenkt. Sein warmer Geigenton wirkte im Vergleich etwas erdiger und in sich getragen. Beide musizierten in einem guten Dialog miteinander und ergänzten sich hervorragend. Die Intonation in höchsten Lagen machte ihnen – wohl auch aufgrund des plötzlichen Wetterumsturzes – etwas zu schaffen.

Am ersten Pult, als Solist:in, vor und hinter der Bühne

Die Kommunikation zwischen der Konzertmeisterin und dem Konzertmeister war in unterschiedlichen Konstellationen zu erleben. In der Sinfonia für Doppelorchester op. 18/1 von Johann Christian Bach sowie in G.F. Händels Konzert für zwei Orchester (HWV 334) musizierten sie in ihren angestammten Rollen und leiteten jeweils ein Orchester. Damit bot das CSM ein besonderes Spektakel, denn es war inspirierend zu beobachten, wie die beiden Orchester miteinander wetteiferten, sich die motivisch-thematischen Phrasen zuspielten und vor allem wie die Stereoeffekte zwischen links und rechts unmittelbar erlebbar wurden. Das muss in früheren Zeiten, als noch keine Rede von Stereo oder gar Dolby Surround war, einen ungeheuren Effekt gemacht haben.
Die Wechsel zwischen den einzelnen Orchestern kulminierten in den Tuttipassagen. Besonders wirkungsvoll für die Augen und für die Ohren blieb das Händel-Doppelkonzert in Erinnerung. Vor allem die Klangeffekte im Allegro ma non troppo lenkten die Aufmerksamkeit auf sich. Hervorragend wurde im darauffolgenden Adagio die Reduktion auf eine kammermusikalische Besetzung ausbalanciert. Es schien, als würde der musikalische Fluss zum Stillstand gebracht. Mit den dominanten Hörnern stellten die Orchester ein fulminantes Finale in den Raum.
Antonio Vivaldi hat beim Konzert für 2 Violinen „Per eco in lontano“ (RV 552) mit Echowirkungen gespielt, indem der zweite Solist sowie zwei weiteren Violinen hinter der Bühne musizieren und dadurch Nah- und Fernverhältnisse zur Geltung gebracht werden. Bewundernswert gut aufeinander abgestimmt agierten die Musiker:innen. Weil die Kompositionen an sich eher wenig Anreize bot, kam die Inszenierung, die das CSM den Zuhörenden bot, gerade recht. Die Backstage-Solisten wurden nämlich in eine Waldszenerie „projiziert“ und damit die musikalische Idee verstärkt.

Große Gefühle in Bachs Doppelkonzert

Den Höhepunkt des Konzerts bildete die Interpretation von Johann Sebastian Bachs Konzert für zwei Violinen in d-Moll (BWV 1043). In dieser Werkdeutung liefen Maria Kubizek und David Drabek als Solist:in sowie das Orchester zur Hochform auf. In einem feinsinnigen Dialog erklangen die oft polyphonen Passagen mit einer teilweise atemberaubenden Virtuosität. Die Atmosphäre im Saal verdichtete sich im Largo besonders, denn der gemeinsame Atem zog die Zuhörenden in den Bann. Einen guten Drive entwickelte das kraftvolle Finale.
Humorvoll führte Thomas Platzgummer mit Vergleichen aus der Zoologie durch den Abend. Dabei tauchten Fragen auf, wie sich zwei Alphatiere wohl miteinander verstehen würden, und ob sich die ersten Violinen hinter den Konzertmeister:innen eher wie von einem Hirtenhund behütete Schafe oder wie Haie in einem Haifischbecken fühlen. Auch die Feststellung „Anakonda und Klapperschlange gehen nicht aufeinander los, sondern schmusen miteinander“, sorgte für Lacher.

https://stellamatutina.at/home/willkommen.html

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