Musikalische Schönheit und Wärme des Winters
Jubel für Margret Köll, Aphrodite Patoulidou und Sławomir Zubrzycki bei den Montforter Zwischentönen
Silvia Thurner · Dez 2024 · Musik

Mit wirkungsvollen Lichtspielen wurde das Publikum zum Abschluss der diesjährigen Montforter Zwischentöne in eine sakrale Stimmung geführt. Die warme Atmosphäre im großen Saal des Montforthauses bot beste Voraussetzungen für ein Konzert, das drei herausragende Musiker:innen mit außergewöhnlichen Instrumenten, viel Emotion und musikalischer Gestaltungsfreude gaben. Die österreichische Harfenistin Margret Köll, die aus Griechenland stammende Sopranistin Aphrodite Patoulidou und der polnische Pianist Sławomir Zubrzycki gewährten den vielen Konzertbesucher:innen Einblicke in bisher nicht gehörte Klangwelten. Unter dem Motto „Frost und Fabel“ widmete sich das Trio mit einer ansprechenden Werkauswahl und exklusiven Arrangements Liedern und Kompositionen zur Winter- und Weihnachtszeit.

Am meisten Aufsehen erregte das sogenannte Streichklavier. Der Pianist Sławomir Zubrzycki hat die Bauweise und Spielart des „Zwitterinstruments“ erforscht und auch drei Instrumente selbst gebaut. Die Idee zur Konstruktion eines Streichklaviers geht auf Leonardo da Vinci zurück. Er nahm sich für das Tasten-Streichinstrument die Drehleier zum Vorbild.
Sein jüngstes Instrument baute Sławomir Zubrzycki im vergangenen Jahr. Genau dieses präsentierte er im Rahmen der Montforter Zwischentöne und begeisterte damit das Publikum. Die Tonhöhen werden über eine traditionelle Klaviatur erzeugt und der Bogen funktioniert in Form eines Endlosbandes. Damit werden die parallel zum Resonanzboden liegenden Saiten gestrichen. Es erklingt ein feiner und dennoch satter und stets gut intonierter Ton. Tatsächlich kommt die Tonansprache dem Klang von Streichinstrumenten sehr nahe. Doch erstaunlich ändern sich die Klangeigenschaften, wenn Liegetöne gespielt werden. Dann erinnert die Klangfarbe nämlich an einen Orgelton. Sławomir Zubrzycki spielte virtuos, unterstrich damit die Flexibilität des Instruments und ermöglichte sehr reizvolle musikalische Hörerlebnisse. 
Die Sopranistin Aphrodite Patoulidou hatte mit ihrer klaren und ausdrucksvollen Stimme die Zuhörenden sofort auf ihre Seite. Die Art, wie sie etwa die berühmte Frost-Arie aus Henry Purcells Oper „King Arthur“ formte, wirkte dramatisch und im Hinblick auf ihre stimmliche Gestaltungskraft bewundernswert facettenreich. Aphrodite Patoulidou sang nicht nur brillant, sie begeisterte überdies mit ihrem Spiel der Nyckelharpa das Publikum. Das aus Schweden bekannte Instrument ist in gewissem Sinn verwandt mit dem Streichklavier, denn die Saitenlängen werden mit Tasten verkürzt. Mit einem kleinen Bogen werden die Saiten zum Klingen gebracht. Im Instrumentaltrio von Streichklavier, Nyckelharpa und Harfe ergänzten sich die Klangfarben hervorragend.
Eine aufmerksame und fantasievolle musikalische Kammermusikpartnerin war Margret Köll an der historischen Harfe. Sie prägte in zahlreichen Werken den stilvollen Charakter des Basso continuo. Mit viel Augenmerk auf die harmonischen Farben sowie die dynamische Nuancierung und in einem feinen Zusammenwirken mit Sławomir Zubrzycki interpretierte sie das für Harfe bearbeitete Lautenkonzert (RV 93) von Antonio Vivaldi. Vor allem bei dieser Interpretation zeigte sich, dass das Streichklavier ein ganzes Streichorchester ersetzen kann.

Gute Werkauswahl und -kombination

Mit Liedern von Monteverdi, Dowland, Sibelius, Britten, Szymanowski und Reger tauchte das Ensemble in fantasievolle Winterlandschaften, Wiegen- und Adventlieder ein. Die exquisite Werkauswahl bot viel Abwechslung und beeindruckte in den geschmackvollen Arrangements der Musiker:innen. Den Bogen von Dowlands „Flow my tears“ mit der sensibel betonten Pavane hin zum Lied „Jubal“ von Jean Sibelius spannte Aphrodite Patoulidou mit ihrer glasklaren Stimmführung und der emotionalen volksliedhaften Ausgestaltung. Ebenso voluminös und warm wirkte Sibelius‘ Lied „Norden“. Hervorragend fügten sich die beiden Lieder „Bonny at moon“ und „Bird Scarer’s Song“ von Benjamin Britten ein. Mit feinem Humor zeichneten die Sopranistin und Sławomir Zubrzycki darin Naturstimmungen und Vogelgezwitscher nach.
Aufhorchen ließ das Lied „Uwoz mamo“ des polnischen Komponisten Karol Szymanowski mit seiner spezifischen harmonischen Farbe und der gefühlvoll ausformulierten Steigerung. Poesievoll rundeten griechische Folksongs das Konzert ab. Besonders in Erinnerung blieb dabei das Lied „Méra Mérose“, das Aphrodite Patoulidou mit der Nyckelharpa begleitete und dabei den arabischen Touch sowie den sanften Klang des Instruments zur Geltung brachte. Mit den Wiegen- und Weihnachtsliedern „What Child is this“, Regers „Mariä Wiegenlied“ und „Maria durch ein Dornwald ging“ wurde das begeisterte Publikum in die Vorweihnachtszeit geführt.

https://www.montforterzwischentoene.at/

 

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