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Fritz Jurmann · 30. Mai 2011 · Musik

Auf dem Weg zur Karriere - Der Cellist Payam Taghadossi brillierte als Wagner-Stipendiat im ORF-Funkhaus in Dornbirn mit Beethoven und Franck

Am Freitag noch hat er mit Bravour in Zürich seinen Bachelor-Abschluss gemacht, am Sonntag brillierte er bereits in einer Wagner-Matinee im ORF-Funkhaus Dornbirn: Payam Taghadossi, eines von Vorarlbergs Cello-Ausnahmetalenten, ist im Moment in seinen Aktivitäten auf dem Weg zur Karriere kaum zu bremsen. Eine große Fangemeinde feierte ihn und seinen Klavierbegleiter Hans-Udo Kreuels.

Der traditionsreiche Richard-Wagner-Verband Vorarlberg mit seinem Vorsitzenden Peter Stemberger vergibt jährlich ein Stipendium an einen besonders begabten jungen Musiker aus der Region. Verbunden damit ist die Möglichkeit zum kostenlosen Besuch dreier Opern im Wagner-Mekka Bayreuth, im darauf folgenden Frühjahr präsentiert sich der Stipendiat jeweils in einer Konzertmatinee im ORF. Diese Ehre ist 2010 dem 22-jährigen Bregenzer Payam Taghadossi widerfahren, Sohn eines iranischen Musiker-Ehepaares. Nach seiner Ausbildung am Landeskonservatorium Feldkirch, ersten Erfahrungen im Jugendsinfonieorchester Dornbirn von Guntram Simma und zahlreichen Meisterkursen absolvierte er seit 2008 in Zürich ein Cellostudium mit Bachelor-Abschluss und trat inzwischen bereits weit über unsere Region hinaus auch mit Konzerten erfolgreich in Erscheinung.

„Bayreuth war eine Bereicherung in jeder Hinsicht“

Bei seinem Stipendiatenkonzert am Sonntag im ORF erzählte er im Gespräch mit Moderatorin Bettina Waldner-Barnay begeistert von seinen Eindrücken, die er im Vorjahr hautnah an der Wagner-Weihestätte rund um die weltberühmten Bayreuther Festspiele sammeln konnte. Diese Tage seien für ihn toll und eine „ganz außergewöhnliche Zeit“ gewesen: „Ich bin vor allem beeindruckt von der Größe Richard Wagners, von seiner Musik mit der unendlichen Melodie.“ Als Wagner-Fan freilich will sich Payam Taghadossi auch nach dem Erlebnis Bayreuth noch nicht bezeichnen: „Das kommt erst mit den Jahren, da bin ich noch zu jung.“ Genossen hat er ebenso die Begegnung mit Stipendiaten aus vielen anderen Ländern, mit Filmemachern und Regisseuren. Sein Resümee: „Es war für mich eine Bereicherung in jeder Hinsicht.“
Für sein Stipendiatenkonzert hat sich Taghadossi zwei gewichtige kammermusikalische Werke aus Klassik und Romantik ausgewählt, fordernd in ihrer Komplexität des geistigen Anspruchs, aber auch der rein technisch-musikalischen Bewältigung. Beethovens lyrisch-melodisches Opus 69, seine meistgespielte Cellosonate Nr. 3 in A-Dur, ist so sonnig wie dieser Sonntag, voll positiver Lebensfreude, strahlenden Motiven und einem nur kurzen schwärmerischen Innehalten im Adagio cantabile. Getragen von seinem ihm freundschaftlich verbundenen Klavierpartner Hans-Udo Kreuels, entfaltet Payam Taghadossi das ganze Spektrum seiner gestalterischen Ausdrucksmöglichkeiten, mit stupender Virtuosität und feinen dynamischen Schattierungen, alles klassisch klar ausgewogen und klanglich sorgfältig abgestimmt im Dialog.

Wunderbare Tragfähigkeit des altitalienischen Violoncellos

Sein Instrument, ein altitalienisches Violoncello von Lorenzo Ventapane aus dem Jahre 1820, ist ihm dabei sichere Stütze, auf die er sich blind verlassen kann. Sie garantiert ihm auch mit dem offenen „Bösendorfer“ im Rücken die nötige wunderbar dunkle Tragfähigkeit des Tones und entsprechende Profilierung auch in Fortestellen. Die ist vor allem auch bei der folgenden Sonate von César Franck vonnöten, die die beiden Künstler mit verblüffender Intensität und Spontaneität angehen, was dieser aufs Cello übertragenen ursprünglichen Violinsonate sehr bekommt. In der farbigen Harmonik, die an Wagner, Brahms oder Liszt erinnert, aus der motivischen Verflechtung der einzelnen Sätze mit einer „Idée fixe“, entsteht ein faszinierend komplexes, dennoch transparentes Miteinander, das sich nur selten in Einzelansagen entflechtet. Auch der Pianist ist hier in vehementen Aufbrüchen besonders gefordert, Kreuels hält unbeirrt und tapfer mit. Keine Selbstverständlichkeit bei pianistischen Anforderungen, die weit über das Normalmaß hinausgehen, bis zum mitreißend explodierenden Finale, das sich in einer langen Steigerung zuvor kontinuierlich aufgestaut hat.    
Einen Hörfunk-Mitschnitt dieser Wagner-Matinee mit Payam Taghadossi sendet Radio Vorarlberg am Sonntag, den 26. Juni um 20.05 Uhr. Zum diesjährigen Stipendiaten des Richard-Wagner-Verbandes wurde der gebürtige Dornbirner Klarinettist Oliver Darnhofer (26) gewählt. Er wird in wenigen Wochen nach Bayreuth reisen und als Dankeschön im nächsten Frühjahr sein Stipendiatenkonzert im ORF geben.