Mit Sirtaki, Fandango und Walzer die Jahreswende feiern
Das Jugendsinfonieorchester Dornbirn brachte Wärme ins Dornbirner Kulturhaus
Silvia Thurner · Jän 2024 · Musik

Jedes Jahr lässt sich Ivo Warenitsch für das traditionelle Silvester- und Neujahrskonzert des Jugendsinfonieorchesters Dornbirn einiges einfallen. Motiviert und bestens disponiert blickte das aus etwa 80 Musizierenden bestehende Orchester in den musikalischen Kulturraum rund um das Mittelmeer. Die Musiker:innen stellten sich den großen Herausforderungen und brachten mit Musik, unter anderem aus Spanien, Italien, Jugoslawien, Albanien und Griechenland, viel Temperament, südliches Flair und Farbe in den Konzertsaal. Im Mittelpunkt standen zwei langjährige Orchestermitglieder sowie zwei Lehrer der Musikschule Dornbirn. Die Cellistin Anna Schrottenbaum begeisterte mit ihrem Soloauftritt, und Matthias Seewald dirigierte als zukünftiger Leiter des Jugendsinfonieorchesters Dornbirn die zweite Konzerthälfte. Aydin Balli und Aris Kapagiannidis waren als Solisten mit Ud, Bouzuki und Violine zu erleben.

Beim diesjährigen Neujahrskonzert des Jugendsinfonieorchesters wurde viel Abwechslung geboten und auch eine überraschende Neuigkeit verkündet. Vor zehn Jahren hat Ivo Warenitsch als Direktor der Musikschule Dornbirn die Nachfolger von Guntram Simma, Orchestergründer und langjährigen Spiritus Rektor, übernommen. Nun möchte Ivo Warenitsch die Orchesterleitung wiederum in jüngere Hände legen. Mit Matthias Seewald wächst ein geeigneter Nachfolger heran. Er ist seit Jahren als Posaunist im Jugendsinfonieorchester Dornbirn aktiv und mit den Mitwirkenden freundschaftlich verbunden. Matthias Seewald unterrichtet an den Musikschulen Hofsteig und Dornbirn, machte als Arrangeur auf sich aufmerksam und dirigierte bereits vergangenes Jahr die Musiker:innen des Jugendsinfonieorchesters. Jetzt leitete er die gesamte zweite Konzerthälfte des Neujahrskonzertes.

Sympathische Solistin

Anna Schrottenbaum musiziert ebenfalls seit Jahren im Jugendsinfonieorchester Dornbirn. Für ihren Auftritt als Solistin hat sie sich ein besonderes Werk vorgenommen: Die „Variazioni di bravura su temi del Mosé" von Niccolò Paganini. Matthias Seewald hat aus dem ursprünglich für Violine und Orchester konzipierten Werk ein ansprechendes Arrangement gefertigt. 
Mit ihrer authentischen Spielweise hatte die Cellistin die Zuhörenden sofort auf ihrer Seite. Die 17-Jährige musizierte mit einer feinsinnigen Tongebung, brachte die Flageoletts hervorragend zur Geltung und belebte damit den musikalischen Fluss vielgestaltig. Die Musik wies eine faszinierende Besonderheit auf, denn das gesamte Stück wurde lediglich auf der A-Saite gespielt. Bis in höchste Lagen führte Anna Schrottenbaum die melodischen Linien und überzeugte nicht nur durch ihre Fingerfertigkeit, sondern auch mit ihrer ausdrucksvollen Bogenführung.

Südosteuropäisches und arabisches Flair

Die Werkauswahl beinhaltete neben bekannten Kompositionen auch einige Neuentdeckungen. Marcel Khalife kennen Jazzfans hierzulande unter anderem als Duopartner des Kontrabassisten Peter Herbert. Das Jugendsinfonieorchester Dornbirn spielte nun die österreichische Erstaufführung der „Suite Andalouse“ für Ud und Orchester des libanesischen Musikers und Komponisten. Als Solist war Aydin Balli eingeladen, der seit Jahren an der Musikschule Dornbirn das türkische Instrument Saz unterrichtet. Mit höchster Konzentration und ausgestattet mit einem großen Perkussionsapparat formten die Orchestermusiker:innen die spanischen Tanzrhythmen und brachten die an maurische Traditionen erinnernde Harmonik zur Geltung. Aydin Balli verlieh dem Solopart eine besondere Färbung und entfaltete die ornamentalen, melodischen Linien klangsinnlich. 
„Baresha“ des kosovarischen Komponisten Rexho Mulliqi war eine weitere Rarität, die die Zuhörenden in ihren Bann zog. Die Moderatorin und der Moderator lockerten das Silvesterkonzert hervorragend auf und warteten mit interessanten Informationen auf. So erzählten sie die lange Geschichte, bis die Noten dieses Werkes tatsächlich auf den Pulten der Orchestermitglieder bereitstanden. Aris Kapagiannidis, ebenfalls Lehrer an der Musikschule Dornbirn, spielte den poesievollen Solopart. Als gebürtiger Grieche kennt er die sprechenden Verzierungen der südosteuropäischen Musik bestens und so kam das Kolorit der Musik gut zur Geltung.
Passend zu den anderen Werken erklangen schließlich vier Sätze aus der allseits bekannten Filmmusiksuite „Alexis Sorbas“ von Mikis Theodorakis. Aydin Balli an der Bouzouki sowie das Jugendsinfonieorchester Dornbirn musizierten aufmerksam aufeinander hörend. Besonderes Vergnügen bereitete den Musiker:innen der berühmte Sirtaki, der zwar sehr langsam gestartet wurde, danach aber eine umso kraftvollere Temposteigerung erhielt. Nicht nur in dieser Werkdeutung kristallisierten sich die Vorzüge des Jugendorchesters heraus. Immer wieder ließen schön ausgestaltete Soli aus den Reihen der Trompete, des Horns, der Flöte sowie des Violoncellos aufhorchen. Das gesamte Konzert hindurch stellten die Perkussionisten ihr Können unter Beweis. Mit den Stabspielen lenkten sie die Aufmerksamkeit auf sich und selbstverständlich entfalteten Conga, Bongo, Marimba und vielerlei Effektinstrumente wie Kastagnette und Chimes ihre charakteristische Wirkung, die eine mediterrane Stimmung ins Dornbirner Kulturhaus brachte.

Traditionelles mit Walzer, Polka und Marsch 

Nach Anstrengungen, die die zahlreichen ungeraden Rhythmen und Rhythmuswechsel einforderten, bot die zweite Konzerthälfte mit Polka, Walzer und Marsch Gewohntes und Entspannung. Am meisten Vergnügen bereitete die Ouvertüre zur Operette „Kakadu“ von Jacques Offenbach, die Matthias Seewald mit dem Jugendsinfonieorchester Dornbirn interpretierte. Seine elegante Dirigierhaltung mit einer gut formenden linken Hand kam dabei besonders zur Geltung. In guter Spiellaune bot das Orchester zudem mit der Polka „Moulinet“ von Josef Strauss, sowie mit dem „Einzugsmarsch“ und dem Walzer „Bei uns z’Haus“ von Johann Strauss eine gute Einstimmung auf den bevorstehenden Jahresausklang.

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