Mit gemeinsamem Atem musiziert
Lukas Nußbaumer und Simon Flatz begeisterten die Zuhörenden
Silvia Thurner ·
Sep 2024 · Musik
Die Kammermusikreihe in der Kennelbacher Villa Grünau bereichert die musikalische Landschaft Vorarlbergs mit einer guten Programmauswahl. Überdies präsentieren sich die Obleute Lukas Nußbaumer und Veronika Ortner-Dehmke auch als aktive Musiker bzw. Musikerin und verstärken damit die Freude am gemeinsamen Musikerleben. Bis auf den letzten Platz war der Saal beim Duoabend mit Saxofon und Marimba besetzt. Lukas Nußbaumer und Simon Flatz begeisterten durch ihre feinsinnige, der Raumatmosphäre angepasste Spielweise, eine vielseitige Werkauswahl und sympathische Moderationen.
Der Konzertraum in der Villa Grünau wirkt nicht per se geeignet für ein Duo in der Besetzung mit Saxofon und Marimba. Doch Simon Flatz zeigte gleich zu Beginn mit dem berühmten Werk „Little Prayer“ von Evelyn Glenn, wie sensibel er die Linien aus dem Nichts in ein schön gestaltetes Pianissimo zu führen versteht. Mittels mehrstimmigen Tremoli „sang“ er die Melodie und hatte damit sogleich die Aufmerksamkeit des Publikums auf seine Seite.
Aufhorchen ließ auch der „Song for Davy“ von David Maslanka. Von Bachs Choralmelodie „Das alte Jahr vergangen ist“ ausgehend, entfalteten Lukas Nußbaumer und Simon Flatz die Melodielinien in einer schönen Stimmenbalance. Mit Solowerken, wie „Land“ von Takatsugu Muramatsu für Marimba und „Black & Blue“ von Barry Cockroft für Saxofon stellten die Musiker ihre Meisterschaft am Instrument auch mit spieltechnischer Raffinesse unter Beweis.
Ihr Repertoire erweiterten Lukas Nußbaumer und Simon Flatz mit Bearbeitungen berühmter Klavierwerke. So präsentierten sie die Klavierstücke „Gnossienne Nr. 1 & 3“ von Erik Satie in der Bearbeitung für Saxofon und Marimba. Indem der musikalische Verlauf in eine melodieführende und begleitende Ebene aufgespalten wurde, erhielten die Stücke einen ganz anderen Charakter als ihre Originale. Die Klangfarbenkonstellation und das sensible gemeinsame Musizieren verliehen den Werken den Ausdruck von orientalisch angehauchten Liedern. Auch die berühmten Kompositionen „Una Mattina“ sowie „Nuvole Bianche“ von Ludovico Einaudi präsentierten die Musiker in einem neuen Klanggewand. Diese Bearbeitungen wirkten in der klanglichen Balance jedoch nicht immer ausgewogen.
Der Werktitel „Inner Groove“ von John Davie Cope diente als Leitgedanken für das Duokonzert. Gleichzeitig spiegelte die Deutung dieses Werkes die vielseitigen Spielarten der beiden Musiker hervorragend wider. Sie verliehen der Rhythmik eine besondere Note, formten die archaischen Patterns von den tiefen Regionen der Marimba aus und stellten dabei die melodischen Linien in unterschiedliche Umgebungszusammenhänge.
Es war nachvollziehbar, wo sich Lukas Nußbaumer und Simon Flatz wirklich zu Hause fühlen, nämlich in der modernen Musik, genreübergreifend zwischen Jazz und zeitgenössischer Musik, mit bildhaften Werken, die viel Emotion freisetzen. Die Freude am gemeinsamen Gestalten kam auch in Philippe Geiss‘ „Foxy music“ zur Geltung, denn rasch entwickelte sich ein mitreißender Drive.
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