Meisterwerke studieren
Die Ausstellung im Haus 2226 im Millennium Park Lustenau zeigt 120 Modelle von Le Corbusier
Martina Pfeifer Steiner ·
Mär 2025 · Architektur,Ausstellung,Vernissage
Erstmals im deutschsprachigen Raum ist die Wanderausstellung mit 120 Modellen von Le Corbusier-Projekten aus einer exklusiven Privatsammlung in Singapur im Bürogebäude von Baumschlager Eberle Architekten zu entdecken. Die Schau kommt direkt aus dem indischen Bangalore und reist im Juni weiter nach Kyoto, Japan.
Wie aber landet eine so besondere Ausstellung im Ländle? Architekt Dietmar Eberle hat Rene Tan, einen der Gründer des Architekturbüros RT+Q Architects, im Rahmen einer Auslandsprofessur an der Syracuse University im US-Bundesstaat New York kennengelernt. RT+Q lässt seine Praktikant:innen am Anfang immer ein Modell von Le Corbusiers Architektur bauen. Das spiegelt einen neuen Ansatz in der Ausbildung wider. Le Corbusier (1887–1965), eigentlich Charles-Édouard Jeanneret-Gris, ist einer der einflussreichsten Architekten, Stadtplaner und Designer des 20. Jahrhunderts, nicht zu vergessen das bildnerische Werk als Maler. Seine Bauten, wie die Kapelle von Notre-Dame du Haut in Ronchamp, gelten als Meisterwerke der modernen Architektur. Siebzehn seiner Gebäude in sieben Ländern zählen heute zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Die Modelle sind also Ergebnis von Beobachtungen und Entdeckungen der Praktikant:innen. Insgesamt wurden bereits mehr als 300 Projekte des legendären Architekten in maßstabsgetreuem 3-D-Druck umgesetzt. Ziel von RT+Q Architects ist es, sämtliche je von Le Corbusier entworfenen Bauten – ob realisiert oder nicht – und Designobjekte im Modell nachzubilden, und so die Studierenden sowie alle Interessierten mit den Ideen des wichtigsten Architekten des 20. Jahrhunderts vertraut zu machen. Die Bandbreite der Projekte zeugt auch von der Vielfalt in Form, Materialien, Programm und Auftraggeber von Le Corbusiers Bauten. „Die Modelle bieten jedem wertvolle Einblicke in die Denkweise eines Meisterarchitekten. Im Geiste der Bildung und des Austauschs sind dies Zeugnisse und Ausdrucksformen der Leidenschaft und Energie der RT+Q-Praktikanten“, ist auf der Website zu diesem Spezialprojekt zu lesen.
Gesamtüberblick
In den Galerieräumlichkeiten des Haus 2226 sind 120 Modelle der wichtigsten Arbeiten von Le Corbusier zu betrachten, angefangen von seinem ersten Werk, der Villa Fallet in La Chaux-de-Fonds aus dem Jahr 1905, bis hin zum letzten von ihm entworfenen Gebäude, dem Pavillon Le Corbusier in Zürich aus den 1960er Jahren. Bei letzterem handelt es sich um sein einziges in der deutschsprachigen Schweiz realisiertes Bauwerk aus Stahl und Glas. Seit 2019 bespielt das Museum für Gestaltung Zürich den Pavillon im Auftrag der Stadt Zürich über die Sommermonate.
Für Dietmar Eberle seien gerade die ungebauten Projekte von Le Corbusier hochinteressant. Bei einigen kann man sich auch ins Innerste vertiefen, denn diese sind als Schnitt auseinanderzunehmen. Reizvoll ist zudem, dass Eberle die Verpackungskisten sehr anschaulich aufstapelt und als Infotafeln verwendet. Diese Ausstellung bieter die beste Gelegenheit, durch ikonische Bauten der Architekturgeschichte zu prominieren, aber auch ein Vorzeigebauwerk bezüglich Nachhaltigkeit zu besuchen. Haus 2226, der scharf geschnittene, weiße Monolith, braucht keine Heizung, Lüftung oder Kühlung. Aber das ist eine andere Geschichte …
EJ120
120 Modelle von Le Corbusier-Projekten
Haus 2226, Lustenau
vom 21.März bis 6. Juni 2025
Mo – Fr 08:00 – 17:00 Uhr