Lob in höchsten Tönen für die Erstausgabe der Kunstmesse „Stage“ in Bregenz
Zahlreiches und gut informiertes Publikum sowie auch gute Verkäufe bescherten der „Stage“ einen guten Start.
Karlheinz Pichler · Feb 2024 · Ausstellung

Mit der „Stage“ ging in der Werkstattbühne und im Festspielhaus Bregenz von 22.2. (Preview) bis 25.2. erstmals nach viereinhalb Jahren, als die „Art Bodensee“ eingestellt wurde, in Vorarlberg wieder eine Messe für zeitgenössische Kunst über die Bühne. Um es vorwegzunehmen: Sowohl die Besucher:innen als auch die Galerist:innen lobten das neue Format über alle Töne. Wobei die Zahl der Kunstinteressierten, die durch die Hallen flanierten, insgesamt über 5.500 lag und damit die eigentlich hohen Erwartungen der Veranstalter in etwa erfüllte.

Für Eva-Maria Bechter, Co-Direktorin der Galerie Bechter Kastowsky mit Niederlassungen in Wien und Schaan, war beispielsweise „alles super“. Das gelte sowohl für die Location, die Qualität und Anzahl der Besucher:innn, so wie auch für die Verkäufe, so Bechter, die Künstler wie etwa Mario Dilitz, Hermann Nitsch oder auch Christoph Luger vertritt. Von Luger wird übrigens kommenden Samstag (2. März) bei Bechter Kastowsky Schaan eine Personale mit ganz neuen Arbeiten eröffnet.
Was die „Stage“ anbelangt, so wolle Bechter Kastowsky im kommenden Jahr auf alle Fälle wieder dabei sein.

Maximilian Hutz, dem die gleichnamige Galerie in Hard gehört und der unter anderem Karl-Heinz Ströhle, Gottfried Bechtold, Lois Anvidalfarei oder Ines Fasching im Programm hat, äußerte sich ähnlich. Es habe ihn überrascht, dass die Messe bis ganz zum Schluss von derart viel und gutem Publikum frequentiert werde. Vorbildlich sei auch die Betreuung und Unterstützung vor Ort gewesen. Hier fühle man sich als Galerist wertgeschätzt. 

In dieselben Kerbe schlugen Elisabeth Melichar von der Wiener Galerie Smolka Contemporary, die Werke von Hans Kupelwieser, Matteo Negri und Kai Philip Trausenegger zur Schau stellte, sowie mit Simeon Brugger auch ein ganz neues Gesicht in der Vorarlberger Szene. Brugger wird noch in diesem Jahr gemeinsam mit seiner Frau Zeynep Brugger in Klaus eine Galerie eröffnen. Für ihn sei die „Stage“ eine hervorragende Möglichkeit gewesen, seine Galerie und „seine“ Künstler:innen, zu denen so renommierte wie etwa Oliver Laric oder Billie Clarken gehören, vorzustellen und gute Kontakte zu knüpfen. 

45 Galerien, 100 Kunstschaffende

Insgesamt präsentierten 45 renommierte Galerien aus der Vierländerregion Bodensee sowie aus Belgien, Frankreich, Italien, Rumänien und Tschechien Werke von über 100 Künstlerinnen und Künstern zur zeitgenössischen Kunst. Die Idee zur „Stage“ stammte ursprünglich von der Leiterin des Bregenzer Kulturservices, Judith Reichart, organisiert und auf die Beine gestellt hat sie Renger van den Heuvel, ein gebürtiger Niederländer, der mit der Vienna Contemporary und der Spark Art Fair in Wien bereits erfolgreich Messekonzepte im Kunstbereich realisierte.
„Unser Ziel ist es, die Stage Bregenz als regionalen Kunst-Treffpunkt mit internationaler Qualität und Strahlkraft zu etablieren,“ sagt Messe-Chef van den Heuvel. Dabei kooperiere die Messe eng mit der lokalen Kulturpolitik und Wirtschaft sowie mit Kulturinstitutionen in Vorarlberg und in der direkten Nachbarschaft. Van den Heuvel: „Damit agiert sie unabhängig vom globalen Markt. Nachhaltigkeit ist ein Grundprinzip des neuen Messeformats.“
Von der dramaturgischen Gliederung her erinnerte die „Stage“ in gewissem Masse an den Ablauf eines Bühnenwerks. Das Entree bildete in den Foyers des ersten Stocks eine kleine, aber feine Foto- und Videoausstellung mit Werken von acht Vorarlberger Kunstschaffenden, die die Kuratorin dieser mit „See“ betitelten Schau, Verena Kaspar-Eisert, aus der Landessammlung ausgesucht hatte. In unmittelbarer Nachbarschaft zu „See“ präsentierte sich der Werkraum Bregenzerwald. 
Bewegte man sich von diesem Auftakt her in den hinteren Bereich, vorbei am Catering-Bereich, so stieß man auf die Sektion „Interplay“ und damit auf einen weiteren Sonderbereich, für die die schweizerisch-österreichische Kuratorin und Autorin Elise Lammer im Seefoyer Werke von Künstler:innen aus der Vierländerregion Bodensee und Italien zusammengestellt hatte. Der Titel „Interplay“ sollte dabei auf die Interaktionsmöglichkeiten des Publikums mit den Kunstwerken verweisen. „Gespeist“ wurde „Interplay“ mit Arbeiten von unter anderem der Galerie Krinzinger, der Galerie am Lindenplatz oder der Galleria Doris Ghetta.
Von hier aus führten die Tribühnentreppen hinunter zum „Hauptakt“, nämlich zur riesigen Werkstattbühne, auf der sich der Hauptteil der internationalen Galerien in eigenen Kojen darstellten. Zu den illustren Namen zählten hier etwa Georg Kargl Fine Arts (Wien), Christine König Galerie (Wien), Galerie Ernst Hilger (Wien) und die Galerie Lelong & Co (FR/USA). Für den Vorarlbergbezug sorgten in diesem Hauptraum neben Brugger und Hutz die Bregenzer Galerie Lisi Hämmerle oder die Dornbirner Galerie C.Art Prantl & Boch. Der Werkstattcharakter dieses Hauptausstellungsteiles bot den Galeristen wie auch Besucher:innen ein exquisites Ambiente, um dem „Erlebnis Kunst“ zu frönen.

Influx & Efflux

Daneben angrenzend folgte in der „Seitenbühne“ eine relativ kleine räumliche Abteilung für „Design“ mit Elaboraten der Galerie Philia, der Tischlerei Bereuter und anderen. Durch einen weiteren Projektraum, in dem es eine in Zusammenarbeit mit Zumtobel eingerichtete beeindruckende Lichtinstallation von James Turrell zu bestaunen gab, gelangte man zum Schlusspunkt, der sich mit „Influx & Efflux“ übertitelte. Hier war es Fiammetta Griccioli, Kuratorin im Pirelli Hangar Bicocca in Mailand, die Galerien aus Italien, Tschechien, Rumänien und Österreich einlud, mit dabei zu sein und sich auf der Hauptbühne des Festspielhauses vorzustellen. Im Mittelpunkt der Schau „Influx and Efflux" standen Werke, die auf Wandlungsfähigkeit, Transformation und Metamorphose beruhten und zum Nachdenken über die drängendsten Fragen der heutigen Gesellschaft anregten.
An dieser von Griccioli zusammengestellten Schau partizipierte auch die Galerie P420 aus Bologna. Galeristin Chiara Arenella gegenüber KULTUR: „Wir haben an dieser ersten Ausgabe der Stage Bregenz teilgenommen, weil wir unsere Kontakte nach Österreich, Deutschland und der Schweiz ausbauen und erweitern wollten. Dank der Einladung von Fiammetta Griccioli, Teil ihrer kuratierten Sektion Influx-Efflux zu sein, nutzten wir die Gelegenheit, um die Künstlerin Laura Grisi (Rhodos 1939 – Rom 2017) zu präsentieren.“ Laura Grisi gilt als zentrale Vertreterin der italienischen Popart. „Das Feedback, sowohl von der breiten Öffentlichkeit als auch von den Kunstexperten, war gut, wir haben viele Kontakte geknüpft und hoffen, dass sich daraus die Möglichkeit ergibt, künftige Kooperationen mit den lokalen Institutionen zu entwickeln. Besonders am Wochenende strömte das Publikum zahlreich an die Stage Bregenz“, so Arenella weiter.
Jedenfalls will die P420 wie sämtliche anderen befragten Galerien auch im nächsten Jahr wieder mit an Bord der „Stage“ sein. Durch den Umstand, dass im Festspielhaus die Gastronomie und auch die Techniker direkt vor Ort sind, sei schon mit Beginn des Aufbaues alles locker vonstatten gegangen, so lautete ein weiterer Pluspunkt. Nicht alle, aber doch viele haben eigenen Angaben zufolge auch gut verkauft. Und für das Networking sei es die ideale Location gewesen. Nicht zuletzt sind aber auch das Kunsthaus Bregenz (KUB), das vorarlberg museum, das Festspielhaus selber, die gute verkehrstechnische Erreichbarkeit der Bodenseestadt sowie die gute Vernetzung von Stage-Macher Renger van den Heuvel ein Garant dafür, dass die „Stage“ mit gutem Publikum versorgt wird. Die nächste Ausgabe ist jedenfalls bereits fixiert: Sie soll v
on 20. bis 23. März 2025 vonstattengehen.

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