Seit 25 Jahren Kabarett-Trio in Liechtenstein: OOS präsentieren „Heimatabend 2.0“ Anita Grüneis · Nov 2019 · Kleinkunst,Kabarett

Vor 25 Jahren begannen sie als „Liechtensteiner Gabarett - LiGa“, vor zehn Jahren änderten sie ihren Namen in „Ospelt, Ospelt, Schädler - OOS“ und feierten nun im Schlösslekeller Vaduz ihr Jubiläum. Die Brüder Ospelt - Mathias, der Autor, und Ingo, der Schauspieler - sowie Komponist und Musiker Marco Schädler zeigten „Heimatabend 2.0“. Der Titel versprach schon den Inhalt – es war ein Abend über die Heimat und über sie hinaus. Die ersten Vorstellungen sind bereits restlos ausverkauft, Zusatzvorstellungen sollen folgen.

Zu Beginn seiner Kabarett-Karriere brachte das LiGa jedes Jahr ein neues Programm heraus, dabei war schon das erste im Jahr 1994 mit dem Titel „s'Benkli voräm Huus“ ein Knüller. Doch in jenen Tagen interessierte sich noch keine Liechtensteiner Zeitung dafür, hingegen beschrieb die NZZ den Auftritt der LiGa als „freches Pflänzchen in der Liechtensteiner Kabarett-Wüste“. Vor zehn Jahren wurden dann die Kabarett-Abende mit der „Kapelle“ zum Renner. Darin spielten OOS drei Hobby-Musiker, die sich auf das Spielen bei Beerdigungen und Trauerfeiern spezialisiert hatten. Ein perfekter Rahmen für schräge, schwarze Satire. 

Die drei vom Friedhof

Diese drei Musiker stehen auch im Jubiläumsprogramm im Zentrum. Sie leben nun in der Alterspension „Heimatabend“ und sind völlig verstritten. Das erlaubt im Programm viele Reminiszenzen an frühere Szenen. Der Heimleiter (Marco Schädler) möchte die drei bewegen, noch einmal zusammen aufzutreten. Anlass ist ein „von oben“ angesetztes Jubiläum. Zur Reunion des Trios sollen auch die Pfleger Franz und Hans (Mathias und Ingo Ospelt) das Ihre beitragen.

Wer sind denn wir?

Doch die Musiker haben keine Lust auf Harmonie. Einer schaut am liebsten den ganzen Tag fern oder Porno, liebt Verschwörungstheorien und ist ansonsten "voll im Flow". Der andere „ist in der Zone“, und der meditierende Musiker beschwert sich über das „Privatfernsehdeutsch“ seines Kollegen. Doch dann finden sie sich doch und singen noch einmal ihr berühmtes LiGa-Lied, in dem sie Nationalitäten und ihre Eigenarten vorstellen und sich fragen „Und wir? Wer sind denn wir?“ Die Antwort ist einfach: Die Liechtensteiner sind die „Beschta vom Reschta im Weschta“, also die Besten vom Rest im Westen. Auch ihr „Benkli voräm Huus“ haben sie wieder auf die Bühne gestellt, darauf finden einige Gespräche zu aktuellen Themen statt. Da trifft ein Ultrarechter auf einen Neutralen und redet mit ihm über die „Kongolesen“, die in Wirklichkeit aus Eritrea kommen, und sich gefälligst wie Flüchtlinge verhalten sollen, das heißt, kein Bier trinken und kein Trinkgeld geben. Auf keinen Fall sollten sie lächeln, schließlich „fahren wir auch nicht in ihre Länder und grinsen alle an“. 

Die Stellvertreter im Landtag

Die brandaktuellen Liechtensteiner Themen wie „Casinos“, Entlassung der Außenministerin Aurelia Frick oder Spitalneubau blieben an diesem Abend erstaunlich blass, einzig die stellvertretenden Landtagsabgeordneten, die aus diversen Gründen zu ordentlichen Abgeordneten werden, waren ein langes Thema. „Vor 20 Jahren hatte ein Stellvertreter nichts zu melden“, hieß es, und dass heute „Leute mit Handkantenschlag-Charakter“ in der Politik gefragt sind. Da will auch Iwan Bürzel dabei sein und plant, mit seinem Parteikollegen eine neue Partei zu gründen: Liechtensteins stellvertretende Demokraten LSD. Doch eigentlich besucht Bürzle seine Mutter in der Alterspension, sie ist allerdings schon seit zwei Jahren tot. Da wird der Klinikdirektor flugs zur Mutter, mit blonder Perücke, verpudertem Gesicht und grellem Lippenrot – Marco Schädler als köstliche Augenweide.
Ospelt, Ospelt und Schädler stellen ein Zitat des Regierungschefs an den Schluss ihres Programmes. Dessen Satz „Aurelia Frick muss die Hosen runterlassen“ wird von den dreien wörtlich genommen. Was sie dann allerdings danach treiben, ist abenteuerlich. Anschauen!

Weitere Vorstellungen: 22., 23., 24., 29., 30. November und 6., 7., 8. Dezember; jeweils 20 Uhr, Schlösslekeller Vaduz
www.schloesslekeller.li 

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